Freitag, Februar 28

Alles ist amüsant überzeichnet. Der Darsteller Alan Ritchson bewegt sich so hölzern, als wäre er ein gutmütiger Verwandter des Terminators. Letztlich ist der Lee-Childs-Stoff ein ironischer Kommentar auf überholtes Machogehabe.

Jack Reacher (Alan Ritchson) ist einem alten Feind auf der Spur, einem Mann namens Quinn (Brian Tee). Er folgt ihm wie von unsichtbaren Fäden gezogen, unerschütterlich in einer erschütterten Welt.

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Warum der zum Drifter gewordene ehemalige Militärpolizist Reacher so besessen von seinem Widersacher ist, wird im Rückblick erklärt: Quinn tötete und folterte eine Lieblingskollegin von ihm. Das wird nur angedeutet – aber insgesamt spart die dritte Staffel der Amazon-Serie «Reacher» nicht mit expliziten Gewaltdarstellungen, die allerdings so wirklichkeitsferne, cartoonhafte Züge tragen wie in Tarantino-Filmen.

Die neuen Folgen basieren auf Lee Childs Thriller «Persuader». Reacher ermittelt undercover als Bodyguard im Haus eines vermeintlichen Drogenhändlers (Anthony Michael Hall). Das Haus liegt direkt am Meer und ist abgesichert wie ein Fort; im Buch ist es eine Festung der Angst, in der Serie ein Luxusort. Es gibt keinen Moment der Ruhe für Reacher – und auch nicht für das Publikum: Unausgesetzt wird er beobachtet, ständig klopft jemand an seine Tür, dauernd läuft er Gefahr, aufzufliegen.

Bewusst oberflächlich

Die Handlung ist voller überraschender Wendungen, mit hohem Tempo, schnörkellos und visuell elegant inszeniert. Reachers Weg ist wie üblich mit Leichen gepflastert. Das Ganze kommt ohne psychologischen Tiefgang aus, die Figuren sind bewusst schwarz-weiss gezeichnet, frei von Schattierungen. Die Guten sind die Guten, die Bösen sind die Bösen.

Die Opfer – jedenfalls die auf der Seite der Guten – sind verletzlich, zeigen Gefühle, sind echte Menschen. Wie etwa Dominique Kohl (Mariah Robinson), Reachers ermordete Adjutantin, oder sein Schützling Richard (Johnny Berchtold), dem Kidnapper ein Ohr abgeschnitten haben. An ihr Schicksal knüpft sich die Sympathie der Zuschauer. Zugleich dient das Entsetzen über ihre grausame Behandlung als Rechtfertigung für den folgenden Rachefeldzug von Reacher und seinen Gefährten vom FBI.

In einer Welt, die dem Einsatz der künstlichen Intelligenz mit Misstrauen begegnet, tritt diese Serie die Flucht nach vorn an: Der Reacher-Darsteller Alan Ritchson sieht aus wie durch KI zum Supermann gestaltet. Er bewegt sich so hölzern, als wäre er ein gutmütiger Verwandter von Arnold Schwarzeneggers Terminator.

Amüsant überzeichnet

Dieser Reacher ist kein von komplizierten Gefühlen und Haltungen angetriebener Mensch. Alan Ritchson zeigt ziemlich genau drei Gesichtsausdrücke: milde amüsiert, mittelmässig genervt oder dann richtig wütend. Die Überzeichnung ist amüsant, und der Serie tun diese die Gewalt ausgleichenden Momente gut: «Reacher» amüsiert sich über das ungebrochene Machotum der alten Schule.

Die Tatsache, dass dem Helden mit Paulie (Olivier Richters), dem Handlanger des Widersachers, ein noch riesenhafterer Schlägertyp entgegentritt, ist ein selbstironischer Reflex auf die permanent betonte Hünenhaftigkeit der Hauptfigur. Reacher, sonst der Grösste von allen, wirkt winzig im Vergleich mit Paulie. Trotzdem trickst Reacher, der der Gewiefteste von allen ist, diesen natürlich aus.

Anders als der lädierte Einsame, den Tom Cruise im Kinofilm «Jack Reacher» von 2012 spielte, anders auch als der wortkarge, hässliche Rächer der Bücher, ist dieser Reacher ein dermassen unfehlbarer Held, dass keinerlei Zweifel an seinem Triumph besteht. Nicht das Ob seines Erfolgs, sondern das Wie seiner vielen kleinen Siege macht die Serie so unterhaltsam.

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