Donnerstag, Februar 13

Die Preise in den USA sind im Januar stärker als erwartet angestiegen. Weitere Zinssenkungen, die Präsident Donald Trump von der Notenbank fordert, sind zunehmend unrealistisch.

Die Inflation ist in den USA noch immer nicht unter Kontrolle. Die Konsumentenpreise sind im Januar gegenüber dem Vorjahr um 3 Prozent angestiegen, wie neue Zahlen des Bureau of Labour Statistics zeigen. Erwartet wurden 2,9 Prozent. Die Teuerung liegt somit noch immer weit über dem Ziel von 2 Prozent, das sich die Notenbank Fed eigentlich gesteckt hat.

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Das Fed wird seine Politik nicht wegen Daten aus einem einzelnen Monat auf den Kopf stellen. Doch die Januar-Zahlen fügen sich in einen beunruhigenden Trend ein: Die Währungshüter machen seit mehr als eineinhalb Jahren keine nennenswerten Fortschritte mehr im Kampf gegen die Inflation.

Benzin, Wohnraum und Eier werden teurer

Für Aufsehen hat in den USA zuletzt vor allem der scharfe Preisanstieg bei Eiern gesorgt – im Land grassiert die Vogelgrippe, was das Angebot an Eiern deutlich einschränkt. Das Dutzend kostet im Schnitt nun 5 Dollar, mehr als je zuvor. Im teuren New York sind die Preise in vielen Läden auf bis zu 10 Dollar geklettert – bis vor wenigen Jahren noch undenkbar.

Eier machen glücklicherweise nur einen kleinen Teil des durchschnittlichen Warenkorbs der Amerikaner aus. Die wichtigsten Inflationstreiber waren im Januar die steigenden Wohnkosten und die Benzinpreise. Dennoch hat auch die sogenannte Kerninflation, welche die volatilen Benzin- und Nahrungsmittelpreise ausklammert, gegenüber dem Vorjahr sogar um 3,3 Prozent zugelegt. Das ist der höchste Anstieg seit fast zwei Jahren.

An den Finanzmärkten kommt die Botschaft nicht gut an. Aktien verloren zu Handelsbeginn leicht an Boden. Auch die zweijährigen US-Staatsanleihen, die besonders sensitiv auf die Inflation und die damit verknüpften Zinserwartungen reagieren, kamen unter Druck.

Geht die Inflation nicht bald zurück, setzt sie auch den amerikanischen Präsidenten Donald Trump unter Zugzwang. Er hat den Amerikanern schliesslich tiefere Preise versprochen. Viele Ökonomen rechnen aber damit, dass seine Politik die Teuerung eher verstärken statt dämpfen wird. Vor allem die Zölle, die Trump einführen will, könnten für einen weiteren unwillkommenen Preisschub sorgen.

Auswirkungen auf die Handelskonflikte

Trump hat viele Wirtschaftsvertreter auf dem falschen Fuss erwischt, weil er seine Zolldrohungen nicht nur als Verhandlungstaktik einsetzt, sondern langfristige Ziele damit zu verfolgen scheint. Anfang Woche hat Trump beispielsweise per Mitte März neue Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte angeordnet. Auch die Zölle gegen jeglichen Import aus Kanada und Mexiko sind noch nicht vom Tisch und könnten bereits im März in Kraft treten.

Kurz vor der Publikation der neuen Zahlen forderte Trump auf den sozialen Netzwerken erneut, dass die Leitzinsen gesenkt werden sollen. Dieser Schritt würde die Wirtschaft und den Aktienmarkt kurzzeitig beflügeln, triebe die Teuerung mittelfristig aber erst recht nach oben. Es gilt als sehr unwahrscheinlich, dass sich das Fed den Wünschen Trumps beugen wird. Die Notenbank hat den Leitzins seit vergangenem Sommer bereits um einen ganzen Prozentpunkt gesenkt, auf noch 4,25 bis 4,5 Prozent. Doch die amerikanische Wirtschaft ist weiterhin gut im Schuss und hat keinen geldpolitischen Stimulus nötig.

Auf die unerfreulichen Zahlen reagierte Trump auf Social Media, indem er seinem Vorgänger Joe Biden die Schuld in die Schuhe schob. Tatsächlich ist Biden bis am 20. Januar im Amt gewesen. Und er hat, wenige Tage bevor er die Regierungsgeschäfte an Trump übergab, noch umfangreiche Sanktionen gegen die russische Erdölbranche verhängt. Das hat zum Preisanstieg bei Benzin beigetragen.

Aber jetzt ist Trump am Drücker. Falls die Februar-Zahlen wieder schlecht ausfallen, wird er nicht mehr so leicht von der «Biden-Inflation» sprechen können.

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