Sonntag, November 2

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Seit 2021, als das Land nach der umfassenden Invasion der Ukraine beschloss, die Beziehungen zu Russland abzubrechen, müssen die Deutschen mit einem Anstieg der Heizkosten um 82 % rechnen.

Der Verband der Immobilienverwalter Deutschlands prognostiziert, dass die Beheizung einer 70 Quadratmeter großen Wohnung mit Gas im Jahr 2025 1.180 Euro pro Jahr kosten wird, was einer Steigerung von 15 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Laut der Firma Techem, die Daten von 100.000 Wohngebäuden analysiert hat, erreichten die Heizkosten in den letzten vier Jahren Rekordwerte, mit einem kumulierten Anstieg von 82 % seit 2021.

Der 42-jährige Fernando, der in Berlin lebt, veranschaulicht diese Realität: Seine monatliche Heizkostenrechnung stieg von 140 Euro auf 390 Euro, was einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von etwa 30 % entspricht.

Die Heizkosten sind in Deutschland üblicherweise über eine monatliche Vorauszahlung, die am Jahresende angepasst wird, in der Miete enthalten. Dieses System hat für viele Mieter zu unangenehmen Überraschungen geführt, die mit immer höheren Anpassungsrechnungen konfrontiert werden.

Laut Eurostat geben mittlerweile 13 % der deutschen Haushalte mehr als 40 % ihres Einkommens für Wohnen aus, fünf Prozentpunkte mehr als im europäischen Durchschnitt und nur in Dänemark an zweiter Stelle.

Von russischen Pipelines zu norwegischem Gas: eine kostspielige Umstellung

Die Energiekrise und der daraus resultierende Anstieg der Heizkosten sind größtenteils auf die erzwungene Umstellung der Energielieferanten in Deutschland zurückzuführen. Vor dem Krieg in der Ukraine lieferte Russland im Jahr 2020 55 % der deutschen Gasimporte, hauptsächlich über Pipelines, die eine stabile und erschwingliche Versorgung gewährleisteten.

Andreas Fischer, Energieökonom am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), wies darauf hin, dass „Gas teurer geworden ist … (weil) es früher hauptsächlich über Pipelines kam und wir dann eine Krisensituation hatten“.

Heute ist Norwegen mit einem Anteil von 48 % an den Gasimporten im Jahr 2024 Deutschlands Hauptlieferant, gefolgt von den Niederlanden (25 %) und Belgien (18 %).

Dieser Übergang hat sich als kostspieliger erwiesen, nicht nur wegen der neuen Versorgungswege, sondern auch, weil Gas jetzt in Form von Flüssigerdgas (LNG) ankommt, einer im Vergleich zum Pipelinetransport teureren Alternative.

Für die unmittelbare Zukunft bleibt Fischer pessimistisch, er rechnet trotz der Bemühungen der Regierung zur Förderung erneuerbarer Energien kurzfristig nicht mit einer günstigeren Wärmeversorgung in Deutschland. Die Mehrheit der deutschen Haushalte ist immer noch auf Gas zum Heizen angewiesen und ist daher anfällig für Schwankungen der globalen Gaspreise.

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