Montag, Dezember 23

Risikoverringerung bei gleichzeitiger Renditesteigerung klingt perfekt. Aber was, wenn die Diversifizierung, unser vermeintliches Sicherheitsnetz, uns zurückhält? Es ist Zeit, das Investieren neu zu denken: Es geht nicht darum, mehr zu besitzen, sondern besser.

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«Diversifikation ist der Schutz vor Unwissenheit. Es macht wenig Sinn, wenn man weiss, was man tut.»
Warren Buffett, amerik Investor, Chairman von Berkshire Hathaway (*1930)

Risiken reduzieren und gleichzeitig die Rendite steigern: Ein Gedanke, der zu schön klingt, um wahr zu sein, oder?

Diese Idee klingt verlockend und doch unglaubwürdig – vor allem, wenn man gelernt hat, dass weniger Risiko gleichbedeutend mit mehr Diversifikation ist. Das Konzept der Diversifikation ist seit den Arbeiten von Harry Markowitz im Jahr 1952 ein Eckpfeiler der modernen Portfoliotheorie. Es lehrt uns, dass die Streuung von Investitionen über ein breites Spektrum von Vermögenswerten das Gesamtrisiko verringert, indem die Auswirkungen des Scheiterns einer einzelnen Investition – das aktienspezifische Risiko – minimiert werden.

Die Prämisse ist zwar solide, aber ich behaupte, dass ihre übermässige Anwendung zu dem führen kann, was der legendäre Investor Peter Lynch als «Diworsification» bezeichnete: ein übermässig diversifiziertes Portfolio, bei dem die Qualität der Anlagen beeinträchtigt wird und die Renditen verwässert werden. Das Resultat ist die Illusion von Sicherheit durch Diversifikation.

Der Schlüssel für den Anlageerfolg liegt daher nicht darin, Investitionen auf Hunderte von Unternehmen zu verteilen. Das ist auch nicht das, was Markowitz mit Diversifikation meinte.

Vielmehr geht es um die Konzentration auf eine kleine Anzahl von aussergewöhnlich guten Unternehmen.

Die Gefahren der Überdiversifikation: Der Effekt ist nach 20-30 Aktien minimal:

Warum Überdiversifikation ein Risiko für die Rendite darstellt

«Diworsification» entsteht, wenn wir mehr Aktien hinzufügen, nicht weil sie aussergewöhnlich gut sind, sondern weil wir Angst haben, unser Portfolio zu konzentrieren. Diese Angst – und wir wissen, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist – führt dazu, dass Portfolios mit mittelmässigen Unternehmen gefüllt werden, die keinen wesentlichen Mehrwert liefern. Im Wesentlichen reduziert Überdiversifikation den Einfluss der grossartigen Unternehmen – den wahren Motoren des Kapitalwachstums – und zieht die Gesamtrendite nach unten.

Doch das ist noch nicht alles: Wir müssen auch die Auswirkungen berücksichtigen, wenn zu viele Aktien das Portfolio in Richtung des Index bewegen und den sogenannten Active Share minimieren («Closet Indexing»). Die Kennzahl Active Share misst, wie weit sich ein Portfolio von seinem Vergleichsindex entfernt.

In einem Artikel im Financial Analysts Journal von 2013 berechnete der Autor Antti Petajisto den Active Share von 1380 Investmentfonds in den USA im Jahr 2009 und kam zum Schluss: «Die Leistung von Closet-Indexern war vorhersehbar schlecht.» Er weist auch darauf hin, dass Fonds mit einem hohen Active Share den Anlegern einen Mehrwert bieten. Doch unter den von ihm untersuchten Investmentfonds hatten nur 44% einen Active Share von mehr als 80%.

Der Grund, warum so viele Fonds schlecht abschneiden, überrascht wenig, da der durchschnittliche Fondsmanager viel zu viele Aktien hält und damit den Index verfolgt – abzüglich der höheren Kosten. Daraus ergibt sich die Frage für Investoren: entweder, man kauft einen kostengünstigen, breiten Indexfonds und/oder das Gegenstück, einen aktiver Fondsmanager mit einem hohen Active Share, aber nichts dazwischen.

Und hier kommt der Vorteil für uns Stockpicker ins Spiel, auch wenn es der menschlichen Natur widerspricht: Es ist viel einfacher, eine gezielte Auswahl von Unternehmen zu beobachten und wirklich zu verstehen, als Ressourcen auf zu viele Unternehmen zu verteilen. Das Halten zahlreicher Aktien verwässert die Renditen, da die Gewinne aus wenigen aussergewöhnlich guten Unternehmen durch unterdurchschnittliche Aktien ausgeglichen werden.

Ab mehr als 50 bis 70 Positionen im Portfolio wird es nahezu unmöglich, die Nuancen jedes Unternehmens zu erfassen. Eine breite Diversifikation ist oft Ausdruck eines Mangels an Fokus. Mit einem kleineren Portfolio reduziert sich die Komplexität der Recherche und Überwachung, was zu besseren und fundierteren Entscheidungen führt. Wie Warren Buffett treffend sagte: «Diversifikation ist der Schutz vor Unwissenheit. Es macht wenig Sinn, wenn man weiss, was man tut.»

Ich bin ein Verfechter der Konzentration und eines hohen Active Share im Portfolio. Indem wir uns auf einige wenige aussergewöhnlich gute Unternehmen konzentrieren, können wir das volle Potenzial unserer besten Ideen ausschöpfen, die Entscheidungsfindung vereinfachen und die langfristigen Renditen optimieren.

Hier sind fünf Schlüsselpunkte:

1. Die Macht der Konzentration: Qualität statt Quantität

Aussergewöhnlich gute Unternehmen mit dauerhaften Wettbewerbsvorteilen – wie starke Markenbindung, Skaleneffekte oder innovative Führung – liefern vorhersehbare Cashflows und widerstandsfähiges Wachstum. Die Konzentration von Investitionen auf diese Unternehmen maximiert die Rendite und reduziert gleichzeitig das Risiko, das mit schwächeren Beteiligungen verbunden ist. Seien Sie streng und priorisieren Sie Qualität über Quantität. Und denken Sie daran: Wenn nicht ein klares Ja für eine Aktie spricht, ist es ein Nein.

2. Überdiversifikation verwässert die Rendite: Mehr ist nicht besser

Die Vorteile der Diversifikation flachen ab, nachdem man 20 bis 30 Aktien hält. Danach bieten zusätzliche Positionen kaum eine weitere Risikominderung, verwässern jedoch den Einfluss der besten Performer und führen zu «Diworsification»: ein Portfolio, das von Mittelmässigkeit belastet wird. Es ist viel einfacher, einige wenige zu beobachten als viele.

3. Risiko überdenken: Volatilität ist nicht der Feind

Wahrhaftiges Investmentrisiko ist der permanente Verlust von Kapital, nicht kurzfristige Preisschwankungen. Konzentrierte Portfolios mit hochwertigen Unternehmen sind von Natur aus weniger riskant, weil diese Unternehmen konjunkturelle Rückschläge überstehen und ihren inneren Wert bewahren können. Und es ist einfacher, 20 bis 30 aussergewöhnliche Unternehmen zu finden als 50, aber wir haben einfach Angst vor der Konzentration. Es ist das Gesetz der menschlichen Natur.

4. Einfachheit fördert den Fokus: Der verhaltensbedingte Vorteil

Ein kleineres Portfolio verringert den kognitiven und operativen Aufwand für die Überwachung der Bestände, ermöglicht eine tiefere Recherche und ein besseres Verständnis der einzelnen Unternehmen. Das verbessert die Entscheidungsfindung und fördert die langfristige Überzeugung in volatilen Märkten. «Wissen, was man besitzt, und wissen, warum man es besitzt», wie Peter Lynch zu sagen pflegt.

5. Zinseszinseffekt schafft Mehrwehrt

Aussergewöhnliche Unternehmen wirken wie Zinseszinsmaschinen, die reinvestierte Gewinne in exponentielles Wachstum umwandeln und die Vorteile eines fokussierten Portfolios verstärken – Gewinner, die immer weiter gewinnen. Diese Unternehmen sind die Motoren der Portfolio-Performance.

Diversifizierung neu denken

Der Fokus auf ein konzentriertes Portfolio aussergewöhnlich guter Unternehmen ermöglicht es Anlegern, das volle Potenzial ihrer besten Ideen auszuschöpfen, die Entscheidungsfindung zu vereinfachen und langfristig vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Diese Philosophie betont die Bedeutung von Qualität statt Quantität, wenn es um bessere langfristige Anlageergebnisse geht.

Da Analogien oft einleuchtend sind, sollten Sie Folgendes bedenken: Wenn Sie etwas wirklich Langfristiges besitzen wollen, etwa ein Haus, würden Sie dann lieber in eine einzige, gut gelegene Immobilie mit ordentlichem Platzangebot und dauerhaftem Wert investieren, oder würden Sie diversifizieren, indem Sie fünf winzige Wohnungen in einer abgelegenen Gegend kaufen?

Das ist mein Ansatz für Investitionen: Fokussieren Sie sich auf ein konzentriertes Portfolio der besten Unternehmen – die «Top-Standorte» des Marktes –, anstatt Ihre Ressourcen auf viele mittelmässige Optionen zu verteilen.

Indem wir die konventionelle Weisheit hinterfragen, können wir eine Strategie verfolgen, die durch Qualität, Fokus und Überzeugung Risiken reduziert und Renditen steigert.

Diversifikation bedeutet nicht, mehr zu besitzen – sondern besser.

Thierry Borgeat

Thierry Borgeat ist einer der Gründungspartner von arvy, einer Investmentgesellschaft in Zürich, die sich auf globale Qualitätsaktien spezialisiert. Er hat den überwiegenden Teil seiner Karriere damit verbracht, bei Privatbanken und Investmentboutiquen verschiedene Anlagestrategien mit Schwerpunkt auf Aktien und globalen Makrostrategien zu verwalten. Thierry hat einen Bachelor-Abschluss in Finanzen und ist CFA-Charterholder.
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