Donnerstag, Januar 9

Drei Wochen lang wurde die junge Frau ohne genaue Angabe von Gründen in Iran festgehalten. Ob der kürzliche Blitzbesuch der italienischen Regierungschefin bei Donald Trump zur Freilassung beigetragen hat, ist unklar.

Um 16 Uhr 10 am Mittwoch ist eine aus Teheran kommende Maschine auf dem Römer Flughafen Ciampino gelandet. An Bord befanden sich neben der 29-jährigen Cecilia Sala der Chef des italienischen Auslandgeheimdienstes, der die Journalistin persönlich in Iran abholen wollte.

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Empfangen wurde Sala am Flughafen von ihren Eltern und Freunden, Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und dem italienischen Aussenminister und Vizeregierungschef Antonio Tajani. Meloni bedankte sich via X bei allen, die Cecilias Rückkehr ermöglicht haben. Sie hatte die Eltern von Cecilia Sala am Mittag persönlich über die bevorstehende Freilassung ihrer Tochter informiert.

Auch von der Opposition kam für einmal Lob für die Regierung und das Aussenministerium. «Ein Dank geht an die Regierung, das diplomatische Corps und an all jene, die in diesen zwanzig Tagen der Angst und des Bangens unermüdlich an diesem Erfolg gearbeitet haben», hiess es von der oppositionellen Partito Democratico.

Gegenleistung der Italiener?

Cecilia Sala war am 19. Dezember in Teheran verhaftet und ins berüchtigten Evin-Gefängnis gesteckt worden. Die Journalisten war wenige Tage zuvor mit einem regulären Journalistenvisum in Iran eingereist. Sie arbeitet für das liberale Blatt «Il Foglio» und die bekannte Podcast-Plattform Chora Media.

Weshalb sie festgenommen wurde, bleibt nach wie vor unklar. Sie habe gegen die «die Gesetze der Islamischen Republik» verstossen, hiess es lediglich vonseiten der iranischen Behörden. Diese stellten ihrerseits einen Zusammenhang her zu der Festnahme eines iranischen Drohnen-Experten in Mailand Tage zuvor. Der Mann war auf Ersuchen der USA festgesetzt worden und befindet sich derzeit in Auslieferungshaft. Die USA verdächtigen ihn, terroristische Gruppierungen mit Drohnen-Technologie zu versorgen.

Am 15. Januar wird das Mailänder Berufungsgericht den Antrag seiner Anwälte auf Hausarrest prüfen. In den Medien kursieren Spekulationen, wonach der italienische Justizminister das Auslieferungsbegehren der USA sogar gänzlich ablehnen und den Mann auf freien Fuss setzen könnte – quasi als Gegenleistung für die Freilassung Salas.

Beobachter gehen davon aus, dass sich die italienische Diplomatie und die Regierungschefin Meloni persönlich bei den Amerikanern für diese Variante stark gemacht und dabei ausgelotet haben, ob und inwieweit sie für Washington akzeptabel wäre. Am letzten Wochenende ist Giorgia Meloni völlig überraschend zu einem Blitzbesuch nach Mar-a-Lago, der Residenz von Donald Trump, aufgebrochen. Nach Medienangaben stand dabei auch der Fall Sala auf der Traktandenliste.

Tatsächlich haben sich die Dinge nach dem Besuch Melonis in Florida geändert. Cecilia Salas Haftbedingungen wurden besser, und vonseiten der Iraner hiess es nun, man wolle das Problem rasch lösen. Entgegen der ersten Verlautbarungen machte ein Sprecher in Teheran plötzlich geltend, die Festnahme der Journalistin sei keine Vergeltung Irans für die Inhaftierung des Drohnen-Fachmanns in Italien. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, was von diesen Äusserungen zu halten ist.

Günstiger Zeitpunkt

Der Zeitpunkt der Freilassung kommt für Giorgia Meloni zu einem sehr günstigen Zeitpunkt. Am Donnerstag stellt sie sich an einer grossen und von der RAI direkt übertragenen Medienkonferenz – erst der dritten innerhalb eines Jahres – den Fragen der italienischen Journalisten. Sie wird es nicht versäumen, die Freilassung Salas als einen Grosserfolg darzustellen – was sie ja effektiv auch ist.

Zum Wochenende hin wird zudem der abtretende amerikanische Präsident Joe Biden zu einem Abschiedsbesuch in Rom erwartet. Meloni und die italienische Diplomatie waren im Fall Sala auch mit der noch amtierenden Administration in Washington in Kontakt. Der Besuch Bidens wird für Meloni eine willkommene Gelegenheit sein, zu unterstreichen, dass ihre Aussenpolitik nicht allein auf Trump ausgerichtet ist.

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