Der 36-Jährige ist mitten auf dem Atlantik gekentert und hat daraufhin mit seinem Mental-Coach telefoniert. Es gab deshalb Vorwürfe wegen unerlaubter Hilfe – diese hat die Jury nun entkräftet.

Die internationale Jury des Transatlantik-Qualifikationsrennens Transat von Lorient nach New York hat den Schweizer Segler Oliver Heer von dem Vorwurf freigesprochen, unerlaubte Hilfe von aussen beansprucht zu haben. Der 36-jährige St. Galler kann sich damit weiterhin gute Chancen ausrechnen, an der Vendée Globe im November teilnehmen zu dürfen.

Heer war am Transat mitten im Atlantik in eine prekäre Notsituation geraten. Wegen eines plötzlichen Defekts des Autopiloten mitten in der Nacht kenterte sein Boot. Wasser drang ein, die gesamte Elektrik stieg aus, Heer wurde herumgeschleudert und erlitt leichte Verletzungen. Nach dem Unfall sagte er zur NZZ: «Es war ein Gemetzel. Das Schlimmste war, dass ich nach zehn Sekunden einen kompletten Blackout im Schiff hatte, keinen Strom, nichts. Um drei Uhr morgens bei 40 Knoten ist das keine sehr angenehme Situation.»

Nach mehreren Stunden gelang es Heer, mit seinem Team Kontakt aufzunehmen. Dieses machte sich Sorgen um den Zustand des Seglers, der sich moralisch an einem Tiefpunkt befand. Heers Mental-Coach wurde kontaktiert, dieser rief den Skipper daraufhin zwei Mal an und sprach ihm Mut zu. Nach seiner Ankunft in New York erwähnte Heer diese Gespräche gegenüber Pressevertretern.

Als erster Deutschschweizer an die Vendée Globe?

Die Rennleitung der Qualifikationsregatta leitete daraufhin ein Verfahren gegen den Schweizer ein. Die Vendée Globe, das berühmte Rennen für Solosegler nonstop um die Welt, kennt eine strikte Prämisse: Die Segler und Seglerinnen dürfen in diesem Rennen und den Qualifikationsregatten keine Leistungshilfe in Anspruch nehmen. War die Unterstützung des Mental-Coachs eine leistungsfördernde Massnahme?

Die internationale Jury ist jetzt zu dem Schluss gekommen, dass dies nicht der Fall war. Der Protest wegen unerlaubter Hilfe von aussen wurde abgewiesen. Ein Ergebnis, mit dem Oliver Heer gerechnet hat. «Zwei Punkte waren für die Jury ausschlaggebend: Es war ein sicherheitsrelevanter und medizinisch bedingter Anruf, und diesen Anruf habe nicht ich gemacht, sondern ich wurde angerufen», sagte er. Ein «Performance-Call» sei es eindeutig nicht gewesen.

Wenn dem Segler auch ein grosser Stein vom Herzen gefallen ist, muss er um seine Teilnahme an der Vendée Globe bangen. Denn Heer ist einer von drei Seglern, die auf die einzige Wild Card spekulieren müssen. Von diesem Trio hat Heer die meisten gesegelten Rennen, und als erster Deutschschweizer hat er aus werbetechnischen Gründen möglicherweise ein weiteres Plus. Heer schaut zuversichtlich auf den Entscheid, der am 2. Juli fallen wird.

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