Donnerstag, Juli 4

Nach der Unwetterkatastrophe ist die A 13 für den Touristenverkehr ab Freitag wieder befahrbar – allerdings nur eingeschränkt. Experten prüfen nun, ob die Gefahrenkarte revidiert werden muss.

Seit dem schweren Unwetter vom vorletzten Wochenende ist die A 13 im Südbündner Misox eine Geisterautobahn. Zwischen den Dörfern Lostallo und Mesocco ist sie gesperrt. Dort hatten gewaltige Wassermassen des Flusses Moesa ein Stück der Autobahn weggerissen.

Wo die A 13 mit dem Postauto befahrbar ist, verkehren momentan nur wenige Fahrzeuge Einheimischer. Ausserdem noch Lastwagen, die Geröll wegschaffen. Ähnliches gilt für die Kantonsstrasse, und selbst der San-Bernardino-Tunnel am oberen Ende des Tals ist gespenstisch leer.

Diese Situation soll sich bald ändern. Ab Freitag werde die A 13 in beiden Richtungen einspurig befahrbar sein, verkündete am Dienstag die Bündner Regierungsrätin Carmelia Maissen, Chefin des Departements für Infrastruktur, Energie und Mobilität. Die Öffnung gelte auch für den Touristenverkehr, so Maissen. Die teilweise Inbetriebnahme der A 13 erfolge aber nur, wenn die Aufräum- und Bauarbeiten weiterhin nach Plan liefen und die Wetterverhältnisse stabil blieben.

Die Öffnung gilt allerdings nicht für den Schwerverkehr. Dieser muss nach dem Willen des Bundesamtes für Strassen weiterhin Ausweichrouten benutzen – also vor allem den Gotthard-Strassentunnel und die Alpenpässe, sofern sie offen sind.

Vorgängige Spekulationen einiger Medien, die A 13 werde um den 16. Juli herum vollständig benutzbar sein, wies Regierungsrätin Maissen zurück. Man wisse zurzeit nicht, wann die komplette Öffnung erfolgen könne.

Ein 120 Meter langer Erdriss

Man wolle so viel Verkehr wie möglich zulassen, um andere Routen nach Süden zu entlasten, so Maissen. Aber es solle auch nicht zu viel Transitverkehr sein, damit die weiteren Reparaturarbeiten an der A 13 rasch vorankämen. Die Bündner Regierung sieht keine Dosierung des Verkehrs vor, an engen Stellen dürfte es daher zu Staus kommen.

Auch die Kantonsstrasse wird am Freitag im betroffenen Abschnitt für den Verkehr freigegeben. Dies vermutlich bis zur Ortschaft Mesocco im oberen Misox. Jedoch bleibt sie zwischen Mesocco und Grono für den Transit weiterhin gesperrt, um den Verkehr im Zusammenhang mit den Aufräumarbeiten nicht zu behindern.

Unterhalb der Burg von Mesocco wurde Mitte vergangener Woche ein 120 Meter langer Bodenriss entdeckt. Dieser befindet sich etwa hundert Meter von der Zufahrt zur A 13 und der Kantonsstrasse entfernt und ist durch das Unwetter entstanden. Der Riss werde derzeit überwacht, sagte Maissen, die Verkehrswege seien aber nicht gefährdet. Der Zugang zum Gebiet um den Riss sowie zur Burg und zur nahe gelegenen Kirche ist allerdings gesperrt.

Suche nach vermisster Person geht weiter

Das Misoxer Unwetter führte auch zu einem Rüfenniedergang im Weiler Sorte bei Lostallo und forderte Todesopfer. Zunächst wurden vier Menschen vermisst; am Morgen nach dem Unglück konnte eine Person verletzt aus dem Geröll gerettet werden. Vergangene Woche wurden die Leichen zweier Personen im Fluss Moesa gefunden.

Die Suche nach der letzten vermissten Person gehe vorerst weiter, erklärte der Bündner Regierungspräsident Jon Domenic Parolini. Taucher der Bündner wie der Tessiner Kantonspolizei konzentrierten sich bei ihrer Suche auf bestimmte Abschnitte des Flusses.

Laut Parolini hatte die vor 15 Jahren erfolgte Renaturierung der Moesa und anderer Zuflüsse keinen Einfluss auf das Entstehen der reissenden Fluten. Im Gegenteil, diese Massnahme habe die zerstörerische Wucht des Wassers eher gedämpft.

Im Auftrag der Bündner Regierung analysieren zudem private Experten Luft- und Bodenaufnahmen der betroffenen Gebiete. Damit soll geklärt werden, wie künftige Murgänge und Wasserfluten besser vorausgesagt werden können und wo bestehende Schutzmassnahmen nicht ausreichen. Die Experten nehmen zudem eine grossräumige Beurteilung der Gefahrenkarte vor. Im Nachgang zum Unwetter wurde darüber spekuliert, dass diese nicht ausreichend auf die Gefahren hingewiesen habe.

Exit mobile version