Das Jungunternehmen xAI des umstrittenen Unternehmers konnte Milliarden einwerben. Kontroversen sind programmiert, denn diese KI wird keine politisch korrekten Antworten ausspucken. Zum Glück.
Elon Musk will es wissen. Wieder einmal. Sein Jungunternehmen xAI hat bei namhaften Risikokapitalgebern 6 Milliarden Dollar eingesammelt.
Das ist eine beeindruckende Summe, wenn man bedenkt, dass Musk es erst letzten Sommer aus der Taufe gehoben hat. Das KI-Startup steckt noch immer in jener frühkindlichen Entwicklung, in der Investoren im Normalfall bestenfalls einige wenige Millionen Dollar sprechen.
Mit dieser neuerlichen Multimilliarden-Investition im Bereich KI verdichtet sich der Eindruck, dass in der Branche gerade massive Überkapazitäten aufgebaut werden. Laut dem britischen Magazin «The Economist» haben allein die Tech-Riesen Alphabet, Amazon, Meta und Microsoft für 2024 Investitionen von gesamthaft 200 Milliarden Dollar angekündet, einen Grossteil davon im Zusammenhang mit KI.
Überkapazitäten zeichnen sich ab
Es würde nicht weiter erstaunen, wenn in ein paar Jahren ein Grossteil dieser Investitionen abgeschrieben werden müsste. Es wäre ja nicht der erste Akt kollektiver Dummheit, den Firmen und Investoren begehen: Der Hype um Zukunftstechnologien vernebelt Entscheidungsträgern zuverlässig den Verstand.
Das Letzte, was die Menschheit jetzt braucht, ist, dass auch noch Musk in dieses Elefantenrennen einsteigt, würde man meinen. Doch trotz drohenden Überkapazitäten: Musks KI namens Grok ist eine willkommene Bereicherung. Das hat drei Gründe:
Musk ist ein absoluter Profi. Er mag eine widersprüchliche und impulsive Persönlichkeit sein. Jemand, der spätnachts unter dem Einfluss von Schlafentzug und Drogen Tweets absetzt, die ihn Kopf und Kragen kosten.
Früher Investor
Doch mit KI setzt sich Musk à fonds auseinander, und zwar schon seit vielen Jahren. Bereits 2012 tätigte er seine erste Investition in ein KI-Unternehmen, das später von Google gekauft wurde. Er war Geldgeber von Open AI, jener Firma, die hinter Chat-GPT steckt.
Musk bastelt zudem seit Jahren an humanoiden Robotern. Was seine Firma Tesla in den Augen vieler Investoren so wertvoll macht, ist mindestens so sehr der Algorithmus für das autonome Fahren – eine KI – wie die Autos selbst.
Zweitens verfügt xAI über einen einmaligen Datenschatz, mit dem es Grok trainieren und füttern kann: jenen des Kurznachrichtendienstes X, vormals Twitter. Die dort verfügbaren Inhalte sind nicht nur sehr aktuell, sondern werden in der Regel auch von Menschen erstellt – und nicht von anderen KI. Musk hat es selbst in der Hand, dass das so bleibt.
KI, die sich KI-generierter Inhalte bedient
Andere KI-Systeme dagegen dürften zunehmend das Problem bekommen, dass sie auf KI-generierte Inhalte zurückgreifen, von denen es im Internet bereits wimmelt. So entstehen Derivate von Derivaten, was der Qualität bestimmt nicht zuträglich ist.
Drittens ist Grok anders als die übrigen KI-Dienste. Er beantwortet die Fragen seiner Nutzer laut eigener Einschätzung «mit ein bisschen Witz und einer rebellischen Ader». Mit anderen Worten ist Grok nicht so politisch korrekt wie die KI von Open AI, Google und Co. Denn diese – dazu gibt es bereits wissenschaftliche Untersuchungen – haben einen linksliberalen Einschlag.
Dahinter muss man nicht zwingend eine Verschwörung des Silicon Valley vermuten. Es geht den Konzernen wahrscheinlich nicht darum, uns eine Gehirnwäsche in ihrem Sinne zu verpassen. Sie wollen vielmehr verhindern, dass Menschen aus Jux oder bösem Willen die KI-Dienste so prompten, dass sie rassistische, homophobe oder frauenfeindliche Dinge absondern. Oder zum kollektiven Selbstmord aufrufen.
In dieser Hinsicht wird Musk bestimmt nicht besonders vorsichtig sein. Er findet ja durchaus Gefallen daran, die Leute vor den Kopf zu stossen. Oft überschreitet er dabei die Grenze des guten Geschmacks. Er ist der Donald Trump der Wirtschaftswelt mit seinem Hang zum Rechtspopulismus.
Auch Grok wird über die Stränge schlagen. Kontroversen sind programmiert. Aber damit kann die Menschheit unter dem Strich viel besser leben als mit einem politisch korrekten KI-Einheitsbrei.