Donnerstag, März 6

Die Führung des Ostschweizer Industriekonzerns VAT reagiert gelassen auf die Ankündigung amerikanischer Zölle auf Halbleiter. Momentan macht die Firma vorab mit China Geschäfte.

Donald Trump nervt es, dass die Vereinigten Staaten nicht mehr Halbleiter selbst herstellen. Um die Produktion in US-Fabriken zu fördern, will der amerikanische Präsident Chips aus ausländischer Fertigung mit einem Zoll von zunächst ungefähr 25 Prozent belegen. Details dazu sollen am 2. April bekanntgegeben werden.

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Hoher Marktanteil verschafft Handlungsspielraum

VAT ist der grösste Schweizer Zulieferer der Halbleiterindustrie, doch das Unternehmen aus Haag im St. Galler Rheintal betreibt in Amerika keine Produktionsstätten. Es fertigt seine Vakuumventile, die in Anlagen für die Chipherstellung verwendet werden, am Stammsitz und in Malaysia. Ein weiterer – kleinerer – Standort für die Fertigung von Vorprodukten befindet sich in Rumänien.

Der Firmenchef Urs Gantner äussert sich indes auch ohne Produktionswerk in den USA unbesorgt. An der Bilanzmedienkonferenz des Unternehmens am Dienstag sagte er selbstbewusst, dass der hohe Marktanteil im Geschäft mit Vakuumventilen für die Chipindustrie VAT einen grossen Handlungsspielraum verschaffe. Laut eigenen Angaben hat das Unternehmen diesen Anteil 2024 um 2 weitere Prozentpunkte auf 70 Prozent gesteigert.

«Entweder», sagte Ganter, «werden unsere Kunden die Zölle bezahlen, oder wir finden Wege, um die Zölle zu umgehen.» So oder so, so ist der CEO überzeugt, werde die Kundschaft in Washington ihre Aufwartung machen, um gegen die geplanten Abgaben zu protestieren. «Sie hasst Zölle.»

US-Kunden in der Bredouille

Noch ist völlig unklar, was alles aus dem Halbleiterbereich von den Zöllen betroffen sein könnte: Werden es nur Chips sein, oder werden darunter auch Produktionsanlagen fallen, einschliesslich der Vakuumventile aus der Ostschweiz?

Mit Lam Research und Applied Materials stammen zwei der weltgrössten Ausrüster von Halbleiterfabriken aus den USA. Die beiden Unternehmen produzieren ihre Anlagen auch in Amerika, aber nicht nur. Weil ihre Kunden, die Chipproduzenten, mehrheitlich in Südkorea, Taiwan, Japan oder China tätig sind, haben sie den Radius stark auf Geschäfte in Asien ausgedehnt. Bei Lieferungen aus den USA wären sie von Gegenzöllen betroffen, falls andere Länder solche im Rahmen einer Vergeltungsmassnahme gegen die Vereinigten Staaten beschliessen sollten.

Die beiden Ausrüster leiden ohnehin bereits unter den Folgen der zunehmend protektionistischen US-Wirtschaftspolitik. Exportrestriktionen sollen verhindern, dass Halbleiterhersteller in China Anlagen zur Produktion besonders leistungsfähiger Chips aus den USA erhalten. Lam Research und Applied Materials, aber auch dem niederländischen Konkurrenten ASML oder dem japanischen Anbieter Tokyo Electron sind dadurch bedeutende Umsätze im chinesischen Markt weggebrochen.

Rekordhoher Umsatzanteil aus China

Die amerikanischen Exportverbote im Halbleiterbereich spornen wiederum China auf, in diesem Sektor möglichst autark zu werden. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über drei namhafte Hersteller von Produktionsanlagen. Sie beziehen offenbar allesamt grosse Volumen von Vakuumventilen von VAT. Im vergangenen Jahr erreichte der Anteil Chinas am Konzernumsatz der Ostschweizer Firma mit 30 Prozent einen Rekordwert. Die gesamten Verkäufe erholten sich nach einem schwachen Vorjahr um 6 Prozent auf 942 Millionen Franken.

Wie intensiv die Bemühungen Chinas beim Aufbau eines eigenständigen Halbleitersektors verlaufen, zeigt die Zahl von 43 Chipfabriken, die gegenwärtig im Reich der Mitte errichtet werden. Sie machen rund einen Drittel aller rund 120 Halbleiterwerke aus, die derzeit weltweit im Bau sind. Weitere 42 entfallen auf andere asiatische Länder, während es in den USA 26 und in Europa sowie im Rest der Welt nur 13 sind.

Trotz milliardenschweren Subventionen ist der Bau mehrerer europäischer Chipfabriken ins Stocken geraten oder auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Auch in den USA kommt es zu Verzögerungen.

Dennoch scheint man bei VAT die Erwartung nicht aufgegeben zu haben, dass es auch Europa gelingen wird, die Abhängigkeit von Halbleiterimporten aus anderen Weltregionen zu verringern. Das Management sagte, es sei gelungen, einen bedeutenden Auftrag eines europäischen Anbieters zu sichern. Vor diesem Hintergrund sollen über die nächsten zwei Jahre zusätzliche Produktionskapazitäten in Haag aufgebaut werden. Zurzeit beschäftigt der Konzern dort allein in der Fertigung 1060 Mitarbeitende. In Malaysia sind es 900 und in Rumänien gut 300 Produktionsarbeiter.

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