Der von Bränden verheerte Bezirk hat den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Gefährlich ist nicht nur die hohe Menge von Feinstaub in der Atemluft – der Rauch der brennenden Häuser enthält zusätzlich toxische Gase.
Seit Tagen wütet ein Brand in Los Angeles. Vier Tage nach dem Beginn der Feuer hat die Region am Freitag (Ortszeit) den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Grund dafür ist die Luftqualität.
Die enormen Mengen an gesundheitsgefährdendem Rauch und Feinstaub in der Luft hätten zu einer erheblichen Verschlechterung der Luftqualität geführt, hiess es in einer Mitteilung der Behörden. Einige Schulen wurden geschlossen. Die Atemluft ist nicht nur für Menschen mit Vorerkrankungen, sondern für die gesamte Bevölkerung gefährlich.
Aufenthalt im Freien soll reduziert werden
Die von der amerikanischen Umweltbehörde (EPA) betriebene Karte Airnow weist für einige Regionen in Los Angeles am Samstag einen «ungesunden» bis «sehr ungesunden» Luftqualitätsindex (AQI) von zwischen 150 und 300 aus. Davon betroffen ist die Region Malibu und Pasadena. Zum Teil überschreiten die Messwerte sogar deutlich den Index, der nur für Personen mit Lungenerkrankungen, Kinder und ältere Menschen als gefährlich gilt.
Bei einem Index von 151 bis 200 empfiehlt die amerikanische Umweltschutzbehörde allen Bewohnern, längere oder körperliche anstrengende Aktivität im Freien zu reduzieren. In einigen Regionen südlich von Pasadena, die am Samstag noch nicht evakuiert worden waren, liegt der Index sogar zwischen 200 und 300.
Diese Luftverschmutzung gilt als «sehr ungesund». Die gesamte Bevölkerung soll sich, wann immer möglich, in Innenräumen aufhalten. Um sich vor der Luftverschmutzung zu schützen, werden im Aussenraum auch N95-Masken und für die Innenräume Hepa-Luftfilter empfohlen.
Feinstaub gelangt über die Lunge in den ganzen Körper
Der Luftqualitätsindex (AQI) bezieht sich auf die häufigsten Partikel und Gase, die die Atemluft verunreinigen können. Darunter Feinstaub, der bei der Verbrennung von Holz und bei Waldbränden entsteht.
Feinstaub ist für die Gesundheit besonders schädlich, weil er über die Blutbahn jedes Organ des menschlichen Körpers erreichen kann. Laut der WHO sollten pro Kubikmeter eingeatmeter Luft nicht mehr als durchschnittlich 5 Mikrogramm Feinstaub mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern und kleiner eingeatmet werden. Die in Los Angeles gemessenen Werte überschreiten diesen Grenzwert um das Fünfzigfache.
Das Risiko für Gesundheitsschäden durch Feinstaub steigt schon nach wenigen Stunden bis Tagen. Statistisch gesehen sterben danach in der Bevölkerung mehr Menschen an Atemwegsproblemen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Meist betrifft dies Menschen mit Vorerkrankungen sowie ältere Menschen.
Die langfristigen gesundheitlichen Folgen von Feinstaub in der Luft sind noch nicht vollends erforscht. Zwar wird ein Teil der Partikel in der Lunge vom Immunsystem abgebaut oder über die Schleimproduktion der Atemwege wieder abtransportiert. Doch die kleinen Partikel können auch die Wand der Blutgefässe überwinden und dann mit der Blutbahn in den gesamten Körper und sogar ins Gehirn gelangen. Bei Schwangeren gelangt der Feinstaub erwiesenermassen in den kindlichen Organismus und kann die Entwicklung des Ungeborenen beeinflussen.
Gefährlicher als normale Waldbrände
Sind die Partikel in die Organe des Menschen gelangt, führen sie dort zu sogenanntem oxidativem Stress. Das heisst, sie können die Zellen des Gewebes zersetzen. Zudem ist Feinstaub eine Art «Schlepper». Er verbindet sich mit anderen Giftstoffen in der Atemluft und transportiert auch diese in die Organe des Körpers.
Gerade wenn Plastik oder Metall verbrennt, wie dies in Los Angeles der Fall sein dürfte, entstehen auch giftige Gase. Das mache diesen Brand gefährlicher als einen normalen Waldbrand, sagte Lisa Miller von der University of California gegenüber dem «Wall Street Journal».
Plastik und synthetischer Gummi werden etwa in Bodenbelägen und Isolationsmaterial verbaut. «Wie viel gefährlicher die freigesetzten Giftstoffe aber sind, das können wir nicht genau sagen», sagte die Lungenexpertin Miller.
Noch zeigen viele Regionen in Los Angeles auch unbedenkliche Luftqualitätswerte. Allerdings könnte der Wind in den nächsten Tagen den Feinstaub und die giftigen Gase grossräumig verteilen.