Mittwoch, März 19

Am Mittwoch bewilligte der Bundesrat die Sperrung eines Teilstücks der A 1 bei Payerne für maximal 36 Stunden. Die Armee will Starts und Landungen auf einer Ausweichpiste testen. Doch wird der dezentrale Betrieb auch mit dem F-35A funktionieren?

Die «Airspirit 2024» in Emmen im August ist aus Spargründen abgesagt, dafür trainieren die F/A-18 der Schweizer Armee schon im Juni auf der Autobahn. Die Luftwaffe benutzt ein schnurgerades Teilstück der A 1 gleich neben dem Militärflugplatz als Ausweichpiste. Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom Mittwoch die dreitägige Sperrung des Autobahnabschnitts formell bewilligt.

Die Übung soll dazu dienen, die Verteidigungsfähigkeit der Armee zu stärken. Konkret geht es um die Dezentralisierung auch der Luftverteidigung: «Die Kampfflugzeuge müssen auch abseits der Militärflugplätze und von improvisierten Standorten aus starten und landen können», erklärte der Kommandant der Luftwaffe, Divisionär Peter Merz, in einer Videobotschaft.

Die Schweiz als Flugzeugträger im Gebirge

Mit der Armee XXI, der Armeereform, die 2004 umgesetzt worden war, verzichtete die Armee auf die Mehrheit ihrer Flugplätze und konzentrierte den Jetbetrieb auf die Airbases in Payerne, Meiringen und Emmen. Mit wenigen, gezielten Schlägen – etwa mit dem Einsatz weitreichender Lenkwaffen – könnte ein Gegner die Schweizer Luftwaffe ausschalten.

Der Test, den die Armee vom 4. bis 6. Juni auf der A 1 durchführt, knüpft an die Übung «Stabante 22» im September 2022 an: Das Szenario des Trainings sah vor, dass die Airbase in Payerne weitgehend zerstört wurde. Deshalb musste die Luftwaffe die F/A-18 auf die Flugplätze in St. Stephan im Berner Oberland und Mollis im Kanton Glarus evakuieren.

Die Dezentralisierung sieht vor, dass die Infrastruktur, die nach dem Ende des Kalten Krieges aufgegeben worden ist, wieder benutzt werden kann, sofern es der Zustand noch erlaubt – unter anderem auch die Flugplätze in den Alpen, zu denen auch Felskavernen gehören, um die Jets besser zu schützen. Im Kalten Krieg glich die Schweiz einem Flugzeugträger im Gebirge.

Norwegische F-35A auf der Strassenpiste

Um auch im Mittelland genügend Ausweichpisten zur Verfügung zu haben, bereiten der Bund und die Armee zudem geeignete Autobahnteilstücke für den Jetbetrieb vor: unter anderem den Abschnitt bei Payerne, aber auch auf der A 6 bei Münsingen, auf der A 3 bei Walenstadt oder der A 1 bei Oensingen. Im Kalten Krieg wurden die Landungen und Starts regelmässig geübt – damals noch mit den Oldtimern von heute: den Venoms, den Hunters und den Tigers.

Dass auch moderne Kampfflugzeuge zivile Strassen benutzen können, zeigen Trainings der skandinavischen Länder. Schon 2017 demonstrierte die schwedische Luftwaffe, wie unkompliziert die Gripen-Jets praktisch überall starten und landen können – auch irgendwo mitten in den endlosen Wäldern, buchstäblich unter dem Radar des Gegners.

Fighter jets land on highway in Finland in world first

Im September des vergangenen Jahres legten die Norweger nach und operierten mit ihren brandneuen F-35A auf einem provisorischen Strassenflugplatz in Finnland. Das hochkomplexe System lässt sich also auch unter improvisierten Bedingungen betreiben, wie die Vertreter der finnischen Luftwaffe feststellten. Sie beobachteten die Übung als zukünftige Betreiber des F-35A. In Finnland wurde während des Auswahlverfahrens darüber diskutiert, mindestens eine Gripen-Teilflotte zu beschaffen, weil Schweden mit deren unkompliziertem Einsatzkonzept wirbt.

Ersatzbilder für Luftwaffen-Fans

Die Erfahrungen in Skandinavien zeigen, dass die Dezentralisierung in der Schweiz auch mit den 36 F-35A funktioniert, die ab 2027 die F/A-18 ablösen werden. Die Jets der fünften Generation dürften dereinst auch auf den Gebirgsflugplätzen und auf der Autobahn zu sehen sein. Im Juni werden die Verfahren noch mit den alten Kampfflugzeugen getestet.

Die Szene der Fans der Schweizer Luftwaffe, die sich in den vergangenen Tagen auf allen Kanälen über die Absage der «Airspirit 2024» in Emmen ärgerte, hat nun die Gelegenheit, spektakuläre Ersatzbilder aufzunehmen. Statt eines Balletts in der Luft wird der Ernstfall trainiert, was der angespannten Sicherheitslage durchaus angemessen ist.

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