Bernard Arnault baute einst den Luxuskonzern LVMH auf, heute machen alle seine fünf Kinder Karriere in seinen Firmen. Eines von ihnen wird ihn voraussichtlich als CEO ersetzen.

Mit gerade einmal 29 Jahren hat Frédéric Arnault so einiges erreicht. Er war Chef der Uhrenmarke TAG Heuer, hat mit Filmstars wie Ryan Gosling und Patrick Dempsey gearbeitet. Am vergangenen Freitag wurde bekannt, dass der Franzose den Chefposten bei Loro Piana übernehmen wird, einer der nobelsten Luxusmarken der Welt mit einem geschätzten Umsatz von etwa einer Milliarde Euro.

Das ist beeindruckend, aber gar nicht so überraschend. Denn als Sohn von Bernard Arnault, Chef des Luxuskonzerns LVMH und einer der reichsten Männer der Welt, ist Frédéric Arnault dafür prädestiniert, in der Welt der schönen und teuren Dinge gross mitzumischen und vielleicht sogar einmal in die Fussstapfen seines Vaters zu treten.

Doch er ist nicht der einzige aufstrebende Nachkomme. Insgesamt fünf Kinder hat Bernard Arnault, die alle von klein auf mit dem Unternehmen, das ihr Vater aufgebaut hat, aufgewachsen sind und darauf vorbereitet wurden, selbst einmal darin zu arbeiten. Sie alle besetzen hohe Schlüsselpositionen bei verschiedenen Marken, die zu LVMH gehören – Loro Piana ist eine davon.

Alle fünf Kinder haben Business und Wirtschaft studiert

Frédéric Arnault ist also aufgestiegen, so, wie manche seiner Geschwister vor ihm. Da wäre zum Beispiel Delphine Arnault (49), Bernard Arnaults Tochter aus seiner ersten Ehe, die nach ihrem Wirtschaftsstudium ihren ersten Job bei LVMH bei der Marke John Galliano antrat und heute CEO von Christian Dior ist. Ihr Bruder, Antoine Arnault (47), stieg 2005 in den Konzern ein, war jahrelang Chef der Männermodemarke Berluti und ist derzeit Kommunikationsdirektor des Konzerns.

Aus der zweiten Ehe von Bernard Arnault mit der Pianistin Hélène Mercier stammen die jüngeren drei Söhne Alexandre (32), Frédéric (29) und Jean (27). In Alexandres Lebenslauf stehen Stationen bei Firmen wie Rimowa und Tiffany & Co. – bei Ersterer war er CEO und dafür mitverantwortlich, dass der deutsche Kofferhersteller überhaupt von LVMH aufgekauft wurde.

Bei Tiffany & Co., das 2019 von LVMH übernommen wurde, leitete er als Kommunikations- und Produktchef den Relaunch und die Expansion von einer renommierten, aber wenig überraschenden New Yorker Goldschmiede zu einer globalen Mega-Brand. Frédéric Arnault hat sich bis zur Berufung bei Loro Piana bei verschiedenen Uhrenmarken von Hublot bis TAG Heuer hochgearbeitet. Der Jüngste, Jean Arnault, arbeitet im Uhrensegment von Louis Vuitton.

Alle fünf Kinder haben an den besten Schulen Business und Wirtschaft studiert, haben oft erste Arbeitserfahrungen bei Unternehmensberatungen gemacht. Aber sie sind am Ende immer den nächsten Schritt in den Konzern gegangen, den ihr Vater einst aufbaute, indem er bekannte, aber oft vernachlässigte Luxusmarken mit grossen Namen und schlechten Zahlen aufkaufte.

Seine Kinder bezog er von klein auf in sein Geschäftsleben mit ein. In einem Interview mit der «New York Times» aus dem Jahr 2023 erzählen Vater und Nachwuchs über Gespräche am Esstisch, in denen es um Strategien und Firmenentwicklung ging, sowie Wochenendbesuche in den Boutiquen der Marken, die zum Familienkonzern gehörten, wo der Vater prüfte, wie das Geschäft so lief. «Ich wollte nicht, dass meine Kinder sich auf Partys herumtreiben. Also habe ich sie arbeiten lassen», sagte der Manager im Interview.

Das hat funktioniert. Heute ist LVMH der grösste Luxuskonzern der Welt mit einem Umsatz von fast 85 Milliarden Euro im Jahr 2024, und alle fünf Mitglieder der neuen Generation haben sich einen Namen als erfolgreiche Geschäftspersonen mit eigenen Ideen gemacht. Delphine Arnault steckt beispielsweise hinter dem «LVMH Design Prize», einem vielbeachteten Nachwuchspreis für junge Designer.

Antoine Arnault wurde für seine Rolle bei der Konzeption der Olympischen Spiele in Paris 2024 – LVMH war der Hauptsponsor des Events – mit der Ehrenlegion ausgezeichnet. Alexandre Arnault hat mit seinem Gespür für Hypes und Pop-Kultur Tiffany & Co., wiederbelebt und Stars wie Beyoncé und Jay-Z als Kampagnengesichter geholt. Frédéric Arnault soll massgeblich daran beteiligt gewesen sein, dass LVMH seit diesem Jahr als Partner der Formel 1 auftritt.

In höchsten politischen Kreisen

Der Druck ist gross: Es wird damit gerechnet, dass irgendwann eines der Kinder den 75-jährigen Vater im Oberchefsessel ersetzen wird. Logisch, dass da Gerüchte über mögliche Konkurrenzkämpfe durch die Medien gehen, der Vergleich mit der Familie aus dem amerikanischen Seriendrama «Succession» über die zerstrittenen Geschwister eines herrschsüchtigen Medienmoguls ist schon unzählige Male aufgekommen. In Wahrheit würden sich alle aber «ziemlich gut verstehen», sagte Antoine Arnault im Interview mit der «New York Times».

Kann auch sein, dass bei den Jobs wenig Zeit bleibt für Streitereien. Energisch klettern alle die Karriereleiter hoch, angetrieben vom persönlichen Ehrgeiz und sicherlich auch vom Druck des Vaters. Es ist wohl sein Ziel, dass LVMH in Familienhand bleibt.

LVMH ist inzwischen so gross und wichtig, dass es längst nicht mehr nur die Luxusbranche beeinflusst. In den vergangenen Jahren hat der Konzern immer mehr Brands dazugekauft und in andere Branchen wie Hotellerie, Gastronomie oder Sport expandiert. Auch in die höchsten politischen Kreise sind die Arnaults inzwischen vorgedrungen: Bei der Amtseinführung des US-Präsidenten Donald Trump in Washington im Januar sass Bernard Arnault mit seiner Tochter Delphine und seinem Sohn Alexandre gleich hinter den Bushs und den Clintons.

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