Freitag, Januar 3

Die geplante Sanierung des Platzes bringt die Betreiber des Gemüsemarktes in Bedrängnis. Jetzt greifen sie zu ihrem letzten Mittel.

Blumen, Käse, Fenchel oder Fisch aus dem Zürichsee: Jeden Dienstag und jeden Freitag ist Markt in der Stadthausanlage im Zürcher Kreis 1, wenige Minuten vom Bellevue entfernt. Während der warmen Jahreszeiten findet samstags ausserdem ein Flohmarkt statt.

Das war eigentlich immer so. Doch jetzt stehen den Marktfahrern und ihren Kunden Veränderungen bevor. Im September ist zuerst die Rad-WM, und dann fahren die Bagger auf. Die Stadthausanlage wird saniert.

Während der 15-monatigen Bauzeit sollen die Märkte in die Fraumünsterstrasse in unmittelbarer Nähe umziehen. Danach würden sie in kleinerem Umfang wieder in der Stadthausanlage stattfinden. Grund für die Verkleinerung der Marktfläche sind dreissig neue Bäume, die auf der Stadthausanlage für ein besseres Klima sorgen sollen.

So ist es in den Plänen des städtischen Tiefbaudepartements vorgesehen. Doch den Marktfahrerinnen und Marktfahrern passt das nicht. Sie monieren, dass es in der Fraumünsterstrasse zu wenig Platz gebe – für Autos vor allem. In der Fraumünsterstrasse konnte man bisher das Auto stehen lassen, um auf dem Markt in der Stadthausanlage einzukaufen.

Die Märkte geniessen starken Rückhalt

Diese Parkplätze sollen künftig fehlen. Die Marktfahrer rechnen deswegen mit Umsatzeinbussen von 30 bis 50 Prozent. Sie schätzen die Umbaupläne der Stadt als existenzbedrohend ein und leben derzeit mit grosser Verunsicherung.

In einer Petition fordert die Vereinigung der Marktfahrer von Zürich (VMZ) nun, dass der Gemüse- und der Flohmarkt ab kommendem Sommer auf dem Münsterhof und in den umliegenden Gassen stattfinden sollen. Nach der Bauphase soll die Stadt anstelle von dreissig neuen Bäumen nur deren vierzehn pflanzen, so dass die Märkte im gleichen Umfang wie bisher stattfinden könnten.

Für diese Anliegen findet die VMZ prominente Unterstützung: Die City-Vereinigung, die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse sowie die Vereinigung Kulturplatz Münsterhof befürworten das Anliegen. Die Petition wurde am 23. Februar auf einer Onlineplattform aufgesetzt und hatte nach zehn Tagen über 700 Unterzeichner vorzuweisen. Hinzu kommt eine vierstellige Anzahl Unterschriften von Marktbesucherinnen und Marktbesuchern auf Papier.

«Wir bekommen viel Rückhalt aus der Bevölkerung», sagt die Präsidentin der VMZ, Petra Mörgeli. Die Petition sei ihr letztes Mittel, um Druck auf den Stadtrat auszuüben, von dem sie bisher noch nichts gehört habe. Zwei Briefe, die sie der Stadtregierung geschrieben habe, seien unbeantwortet geblieben.

Mörgeli hofft, dass die Politik sich ihrer Sache nun endlich annehmen werde, wenn sie dem Stadtrat Ende März die Petition übergebe.

Zwei Vereinigungen tun sich zusammen

Dass sich die City-Vereinigung und die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse für eine solche Petition zusammentun, ist ein Novum. Man sei sich in dieser Angelegenheit aber rasch einig geworden und habe gemeinsame Interessen erkannt, sagt Fanny Eisl. Sie ist die Geschäftsführerin der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse und kauft selber mit Vorliebe auf dem Gemüsemarkt ein.

Zusammen wollten die beiden Organisationen nun ein Zeichen setzen: Die Stadt müsse das Gewerbe sowie die Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers besser in ihre Planung einbeziehen. «Es geht nicht an, dass wir bei Grossprojekten aussen vor gelassen werden», sagt Eisl.

Hätte die Stadt früher alle Stimmen angehört, wäre die Verunsicherung der Marktfahrer vermeidbar gewesen, da ist sich Eisl sicher. Mit der Petition wolle man nachholen, was zunächst versäumt worden sei: Man wolle alle Beteiligten an einen Tisch bringen.

Die Stadt hat sich zu alledem noch nicht offiziell geäussert. Auf Nachfrage der NZZ heisst es beim Tiefbaudepartement: «Es ist derzeit ein Vorstoss aus dem Gemeinderat hängig», sagt die Sprecherin der Dienstabteilung Grün Stadt Zürich, Carina Schulze.

Gemeint ist der Vorstoss von Flurin Capaul (FDP) und Ivo Bieri (SP). Dieser verlangt vom Stadtrat unter anderem Antworten auf die Frage, ob Optionen zur Beschleunigung des Umbaus geprüft worden sind. Darüber hinaus fragen die beiden Gemeinderäte nach den rechtlichen Grundlagen, die gegeben sein müssten, damit der Gemüse- und der Flohmarkt auf den Münsterhof oder auf den Sechseläutenplatz umziehen könnten.

Der Vorstoss wurde an den Stadtrat überwiesen, von diesem aber noch nicht beantwortet. Und solange der Stadtrat das Geschäft nicht behandelt habe, könne sie keine Auskünfte geben, sagt Schulze von Grün Stadt Zürich.

Die Stadt steht allerdings im Dialog mit den Marktfahrern und hat Verständnis für deren Anliegen, wie Schulze versichert. «Es ist der Stadt ein wichtiges Anliegen, dass die Märkte ohne Unterbruch stattfinden können.»

Die Petition wird Ende März der Vorsteherin des Tiefbauamtes, Simone Brander (SP), übergeben. Spätestens dann dürfte sich die Stadt zu der Angelegenheit äussern.

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