Mittwoch, Januar 8

Die Migros zelebriert ihr hundertjähriges Bestehen mit Rabatten, Geburtstagspartys in Supermärkten und einem Werbespot, der bis ins antike Pompeji zurückgeht.

Auch in schwierigen Zeiten sollte man Feste feiern. Besonders dann, wenn der Anlass bedeutend ist. Und das ist bei der Migros zweifellos der Fall: Der grösste Detailhändler der Schweiz ist hundert Jahre alt.

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Für das Jubiläumsjahr hat die Migros eine Reihe von Aktionen geplant, die sie am Montag vorgestellt hat. Nebst einzelnen Rabattaktionen mit Preisnachlässen von bis zu 50 Prozent und Tagen, an denen alle Supermärkte zu «Geburtstagsparty-Zonen» werden sollen, kehrt auch der berühmte Verkaufswagen zurück. Von März bis Oktober wird ein Modell aus dem Jahr 1986 in hundert Gemeinden haltmachen und jeweils hundert Artikel aus dem Migros-Sortiment anbieten.

Damit greift die Migros auf Bewährtes zurück. Die Verkaufswagen sind ebenso ein Symbol des Detailhändlers wie das orange Logo. Am 25. August 1925 rollten die ersten fünf Wagen durch Zürich und boten sechs Produkte an: Zucker, Kaffee, Reis, Teigwaren, Kokosfett und Seife. Die Idee des Firmengründers Gottlieb «Dutti» Duttweiler war einfach, aber innovativ: Die Migros sollte in fahrenden Läden und zu deutlich günstigeren Preisen als die Konkurrenz ihre Ware verkaufen und so die Konsumenten überzeugen. Der Plan ging auf. Schon bald wuchs das Sortiment, die Anzahl der Wagen stieg, und es folgten die ersten stationären Supermärkte.

Aus «Migros» wird «Merci»

Zur Geschichte der Migros gehört auch ihr kulturelles und soziales Engagement, das seit den fünfziger Jahren besteht. Aus diesem Grund organisiert sie in ihrem Jubiläumsjahr eine Reihe von Veranstaltungen: Acht verschiedene Shows mit insgesamt 179 Aufführungen in fünfzehn Regionen sollen die Rolle der Migros als Kulturförderin betonen. Begleitend dazu wird eine Wanderausstellung die Geschichte der Migros beleuchten.

Den Auftakt zum Jubiläum machte ein kürzlich veröffentlichter Werbespot. Darin bezeichnet sich die Migros selbst als «Jahrtausendidee», die sich aber weder in der Steinzeit noch im alten Ägypten oder in Pompeji durchsetzen konnte. Erst die Schweizerinnen und Schweizer hätten es möglich gemacht, die Idee Wirklichkeit werden zu lassen.

Umgesetzt wird die Jubiläumskampagne von der Werbeagentur Wirz, mit der die Migros schon die Weihnachtskampagne rund um den Wichtel Finn realisiert hat. Die Kampagne umfasst verschiedene Massnahmen, vom Werbespot bis hin zu einem temporären Markenrelaunch: Für kurze Zeit wird die Migros in «Merci» umbenannt. Was bleibt, ist der orange Schriftzug.

Ein Fest für 80 000 Mitarbeiter

Das Budget für das Jubiläumsjahr beträgt 71 Millionen Franken, wie Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bunds, in einem Interview mit den Zeitungen von CH Media bekanntgab. Davon stammen 44 Millionen aus bestehenden Budgets, etwa aus dem Marketing, und 27 Millionen werden zusätzlich investiert, unter anderem für ein zweitägiges Betriebsfest, zu dem 80 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingeladen sind.

Das ist insofern bemerkenswert, als die Migros mitten in einem umfassenden Restrukturierungsprogramm steckt. Veraltete Organisationsstrukturen und der Preiskampf mit Coop sowie den Discountern Aldi, Lidl und Denner haben den grössten Umbau in der Geschichte der Migros erforderlich gemacht. Bisher hat dieser ungefähr 1000 Stellen gekostet, weitere 500 Kündigungen stehen noch aus.

Viele Fragen bleiben offen. Unklar ist, wie es mit der Reisetochter Hotelplan weitergeht. Auch die Zukunft grosser Teile des Industriebetriebs Mibelle ist ungewiss. Zwar konnte die Migros Ende Dezember ihre koreanische Hautcrème-Marke an L’Oréal verkaufen, doch das war nur ein kleiner Teil des Unternehmens. Zudem sucht die Migros weiterhin nach einem Käufer für das Möbelhaus Micasa und die Baumarktkette Do it + Garden.

Auch im Jubiläumsjahr bleibt bei der Migros viel zu tun. Doch wie heisst es so schön: Wer feiern kann, kann auch arbeiten.

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