Donnerstag, Oktober 3

Der Detailhändler ist einen weiteren Fachmarkt los. Der Verkauf des Velogeschäfts wirkt sich auf die Zentrale aus: Weitere Stellen müssen abgebaut werden.

Die Migros gilt als Riese, als schwerfälliger Tanker in einer digitalisierten und agilen Welt. Um aufzuschliessen, entledigt sie sich Schritt für Schritt von allem, was nicht zu ihrem Kerngeschäft, den Supermärkten, passt. Am Dienstag wurde ein weiterer dieser Schritte kommuniziert: Die Migros verkauft ihr Velogeschäft Bike World.

Der Schweizer Fahrradhersteller Thömus übernimmt zwölf der vierzehn zum Verkauf angebotenen Standorte und führt sie ab nächstem Frühling unter dem Namen «Thömus Bike World» weiter. Sämtliche 111 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 22 Lernende werden laut Medienmitteilung der Migros übernommen – auch jene der beiden Standorte in Hinwil und Winterthur, die geschlossen werden.

Das Unternehmen Thömus hat seinen Sitz in Bern und produziert mit einem Team von 140 Mitarbeitern Fahrräder und E-Bikes.

Der Boom bei den Velos ist vorbei

Viel Geld wird die Migros mit dem Verkauf wohl kaum lösen. Nachdem sich in der Pandemie viele Menschen ein Velo zugelegt hatten, folgte der Abschwung: Viele Kunden besassen nun ein Gefährt und brauchten so schnell kein neues. Im vergangenen Jahr wurden in der Schweiz noch knapp 400’000 Velos und E-Bikes verkauft, das entspricht einem Fünftel weniger als in den Vorjahren. In der Folge blieben viele Händler auf hohen Lagerbeständen sitzen.

Der Verkauf von Bike World darf deshalb als positives Zeichen gesehen werden. Der Migros ist es gelungen, seinen Fachmarkt trotz einem Überangebot auf dem Markt zu veräussern.

Vorerst bleibt nur noch Obi

Bereits früher im Jahr hatte die Migros kommuniziert, sich von praktisch allen Fachmärkten trennen zu wollen. Die Spezialgeschäfte gelten seit mehreren Jahren als Sorgenkinder des Konzerns: Zuletzt brach der Umsatz um 7,7 Prozent auf noch 1,5 Milliarden Franken ein. Dem Vernehmen nach haben sie im vergangenen Jahr einen Verlust von 100 Millionen Franken gemacht.

Ein Teil der Verkäufe ist bereits abgeschlossen, für andere Ketten laufen die Verhandlungen. Eine Übersicht:

  • Media Markt wird ab November 20 der 37 Melectronics-Filialen übernehmen und das dortige Personal weiterbeschäftigen. 17 Melectronics-Filialen werden geschlossen.
  • 27 der 49 Standorte von SportX gehen an die Dosenbach-Ochsner-Gruppe. Die Übernahme ist für März 2025 geplant, die Prüfung durch die Wettbewerbskommission läuft. Für die verbleibenden 22 Läden sucht die Migros derzeit noch weitere Käufer.
  • Unklar ist, wer das Möbelhaus Micasa und die Baumarktkette Do it + Garden kaufen wird.

Die zehn Filialen der Baumarktkette Obi, welche die Migros als Franchise der deutschen Obi-Mutter betreibt, bleiben damit der einzige Fachmarkt, an dem die Migros vorerst festhalten will. Was der Detailhändler langfristig mit ihm plant, ist offen. Eine Projektgruppe unter der Leitung der Migros Basel arbeite derzeit an «möglichen Zukunftsoptionen für die strategische Ausrichtung und den Betrieb» der Baumärkte.

Fachmarkt AG baut zwölf Stellen ab

Der Verkauf von Bike World hat Auswirkungen auf die Fachmarkt AG, die vor einigen Jahren als Servicegesellschaft für zentrale Leistungen wie Marketing geschaffen wurde. Bis Ende April 2025 sollen weitere zwölf Stellen abgebaut werden. Sind erst einmal alle Fachmärkte verkauft, wird es das Konstrukt der Fachmarkt AG nicht mehr brauchen.

Die Verkäufe der Fachmärkte sind Teil eines gross angelegten Umbaus bei der Migros. Anfang Jahr liess die Migros verlauten, dass sie ihre Reisetochter Hotelplan verkaufen will. Doch der Verkauf braucht Zeit, laut Migros kann ein neuer Eigentümer frühestens Ende Jahr genannt werden. Das Gleiche gilt für die Kosmetikfirma Mibelle, die zur Migros-Industrie gehört und ebenfalls verkauft werden soll.

Die Fachmärkte sind der sichtbarste Teil des Migros-Umbaus. Tatsächlich findet die grösste Veränderung jedoch im Innern des Konzerns statt. Sie betrifft das Kerngeschäft der Migros, die Supermärkte, sowie die Industrie.

Der Umbau in diesen Bereichen wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Ziel ist es, die Marktanteile zurückzugewinnen, welche die Migros in den vergangenen zehn Jahren an die Konkurrenten Coop, Aldi und Lidl verloren hat.

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