Montag, Februar 3

Das Nominationsverfahren der Mitte ist nur dank Markus Ritter nicht zum Desaster geworden. Aber will sich die Bundesversammlung auch dieses Mal in ihrer Wahlfreiheit einschränken lassen?

Gerhard Pfister durfte nicht Bundesrat werden. Zwei Tage nach der Rücktrittsankündigung von Bundesrätin Viola Amherd stellte ihm seine Parteifreundin Andrea Gmür ein Ultimatum: «Wenn bis zur Bundesratswahl die Sache nicht geklärt ist, geht das nicht mit Herrn Pfister auf dem Ticket», sagte die Luzerner Ständerätin mit Blick auf einen bereits mehrfach untersuchten Arbeitskonflikt auf dem Parteisekretariat. Einen Tag später gab der ewige Favorit seinen Verzicht bekannt.

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Wenig später wurde Andrea Gmür indirekt nominiert, und zwar von der Präsidentin der Mitte-Frauen, Christina Bachmann-Roth. Diese hatte sich über Markus Ritter geärgert, der bei der Bekanntgabe seiner Kandidatur gesagt hatte, die Frauen interessierten sich halt nicht so für das Sicherheitsdepartement. Bachmann-Roth warf den Ball darauf Gmür zu. Die sei, sagte sie, schliesslich «eine erfahrene Sicherheitspolitikerin – das VBS wäre genau ihr Gebiet».

Seither hat nicht nur Andrea Gmür abgesagt. Die Mitte-Frauen, die sich am Anfang so kämpferisch gegeben hatten, haben keine einzige Kandidatur zustande gebracht. Auch bei den Männern sagten die Papabili reihenweise ab: Sie wollten nicht, durften nicht, hatten zu kleine Kinder, spürten das innere Feuer nicht, wurden gar nicht erst gefragt.

Nach Ablauf der internen Bewerbungsfrist hat die Partei nun ein reines Männer-Ticket präsentiert. Es besteht aus dem St. Galler Nationalrat Markus Ritter und dem Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister.

Ritter ist ein kluger, erfahrener und gewiefter Politiker, aber er hat im Parlament nicht nur Freunde. Als Präsident des Schweizer Bauernverbandes hat er manchen Kuhhandel durchgedrückt. Das geht vor allem der Linken gegen den Strich; Ritter hat aber auch schon manchen Bürgerlichen zur Weissglut getrieben.

Martin Pfister, Zuger Gesundheitsdirektor und ehemaliger Mitte-Fraktionschef im Kantonsparlament, kennt man ausserhalb seines Kantons wenig. Wenn er gewählt werden will, wird er in Bundesbern ein professionelles Lobbying aufziehen müssen.

Dass Ritter regieren und entscheiden kann, hat er im Bauernverband jahrelang bewiesen. Martin Pfister ist Offizier in der Schweizer Armee und hat als ehemaliger Fraktionschef im Zuger Kantonalparlament und Regierungsrat sowohl Legislativ- als auch Exekutiverfahrung. Er ist nicht der Erste, der seinen Hut aus der zweiten Reihe in den Ring wirft, und er wird nicht der Letzte sein.

Doch die grosse Frage lautet: Wird sich die Bundesversammlung mit der Auswahl der Mitte zufriedengeben? Ist sie bereit, sich ihre Wahlfreiheit durch ein Ticket einschränken zu lassen? Eine Auswahl, die nur dank Markus Ritters unverbrüchlicher Freude an der Macht nicht zum totalen Desaster wurde?

Nach der Abwahl Christoph Blochers aus dem Bundesrat im Jahr 2007 hatten die Bundesratsparteien vereinbart, sich gegenseitig an die Ticketempfehlung zu halten. Doch die Unzufriedenheit wurde immer grösser. Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch machte 2023 viele Stimmen, obwohl ihm die SP einen Platz auf dem Ticket verweigert hatte.

Das Ticket gibt den Parteistrategen viel Macht. Doch bei der Mitte ist seit dem angekündigten Abgang des Parteichefs Pfister nicht mehr viel Strategie übriggeblieben. Knapp vier Jahre nach der Vereinigung der alten CVP mit der BDP zeigt sich, dass die neue Partei bloss von einer brüchigen Hülle zusammengehalten wird. Die öffentlichen und für die Partei schädlichen Anwürfe gegen das Parteisekretariat zeigen das exemplarisch.

Die Bundesversammlung sollte sich die Entscheidkompetenz zurückholen. Sonst kann sie die Wahl der Landesregierung gleich den jeweiligen Parteien überlassen.

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