Donnerstag, Dezember 5

Schon beim Ambiente lässt das neue Restaurant beim Zürcher Einkaufszentrum Sihlcity an französische Lebensart denken. Tatsächlich kann man sehr angenehm essen und trinken im schicken «Loulou», Austern, Dry Aged Meat und Weine kleiner Erzeuger bestellen.

Wenn man einem Zürcher Gourmet das Wort Raw Bar zuflüstert, juckt es ihn in den Fingern. Darunter versteht man eine Auslage, in der rohe Schalen- und Krustentiere oder Fische zwecks Bestellung präsentiert werden. Er greift zum Telefon, um einen Tisch zu reservieren. So auch wir. Na ja, wir griffen zur Website, um genau zu sein, meldeten uns an und waren fast pünktlich da, kurz nach zwölf.

Wo wir schnell feststellten, dass von einer Raw Bar, wie sie im Untertitel des Restaurants Loulou French Grill & Raw Bar schriftlich verewigt ist, nichts zu sehen war. Zumindest Austern wurden an den Tisch serviert, die ja eigentlich auch in die Kategorie Raw Bar fallen. Ein Tisch übrigens, der in einem schicken Ambiente steht, in dem Sofas, Sessel und Pflanzen wichtige Rollen spielen: So stellen sich Zürcher Designer wohl Paris vor, das legendäre «Maxim’s» im Hinterkopf.

Austern zum Mittagessen

Drei Austernsorten der Kategorie Fines, drei als Oléron beschriebene bestellten wir – und wunderten uns über die Benennungen. Unter Fines de Claire versteht man ja eine bestimmte Art der Präparierung der Tiere vor dem Verkauf, unter Oléron (korrekt: Marennes-Oléron) eine Herkunft. Egal – gut schmeckten sie, wurden mit Pumpernickel, aber leider ohne Butter serviert. Acht beziehungsweise sechs Franken pro Stück waren nicht billig, aber noch erträglich.

Ebenso gelungen war das Entrecôte zu 56 Franken – was ebenfalls alles andere als günstig scheint. Das Fleisch stammte aus der Schweiz, war nach Wunsch medium rare gebraten und gut gewürzt; Café-de-Paris-Butter und buttriges Gemüse gab es auch, die Pommes allumettes schmeckten, wie dünne Pommes frites, die kaum selbst geschnitzt wurden, eben zu schmecken pflegen: knusprig. Wären wir mit Begleitung erschienen, hätten wir eher Côte de Bœuf aus dem Dry Ager bestellt.

Der Käsekuchen schmeckt ausgezeichnet, der Champagner auch

Steak muss es natürlich nicht sein, Moules frites oder hausgemachte (!) Schweinsbratwurst hätte es ebenfalls gegeben. Auch bei den Desserts ist die Auswahl beachtlich, ganz der französischen Patisserie-Tradition entsprechend. Der Frischkäsekuchen (16 Franken) erinnerte optisch tatsächlich an den, der im Baskenland zu Ruhm gekommen ist, und machte auch geschmacklich einiges her, ein bisschen Caramelsauce und saftige Zwetschgen gab es dazu. Prima.

Nicht weniger überzeugend fiel der Champagner von Lelarge-Pugeot aus, das Glas zu vernünftigen 17 Franken; er war Teil einer ambitionierten Weinkarte, die kleine Erzeuger honoriert, aber für die, die es krachen lassen wollen, auch Pétrus und Masseto bereithält. Noch schöner wäre es gewesen, wenn man uns die Flasche gezeigt und am Tisch eingeschenkt hätte. Aber was nicht ist, kann ja werden. Das neue «Loulou» ist ja kaum den Kinderschuhen entwachsen und hat die Erlaubnis, dazuzulernen.

Auf einen Blick

Adresse

Restaurant Loulou, im Hotel The Home, Sihlcity, Kalandergasse 1, 8045 Zürich

Preise

Hauptgerichte kosten zwischen 34 und 56 Franken.

Bewertung durch den Gastrokritiker*

Küche: 6.5/10, Gastkultur: 7/10

Anmerkung: Die Bewertungen orientieren sich an der denkbaren Höchstnote von 10 Punkten. Die Note für die Küche betrifft ausschliesslich die Qualität der Speisen, jene für Gastkultur umfasst sämtliche übrigen Aspekte eines Restaurantbesuchs.

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