Sie werden zu zweit in der Hand getragen, sehen aus wie Plastiktüten oder haben eigenwillige Formen: Das sind die neuen Handtaschen für Frühjahr/Sommer 2025.
Eben erst auf den Laufstegen in Mailand und Paris gezeigt, sichtet man schon wenige Tage nach den Fashion Weeks die neuen It-Bags auf der Strasse. Und natürlich nicht an irgendjemandem. Bottega Veneta etwa hat den derzeitigen Markenbotschafter A$AP Rocky mit einem der neuen Trendstücke des nächsten Frühlings für einen aufsehenerregenden Auftritt ausgestattet: Was der Rapstar in der Hand trägt, sieht zwar aus wie ein profaner Plastiksack vom Supermarkt, ist aber die wertigere Version einer Luxusmarke.
Man kann gespannt sein, welche weiteren Promis demnächst eine neue It-Bag spazieren führen – seien es Frauen oder Männer, die neuen Handtaschentrends sind für alle da. Potenzielle Modelle gibt es mehr als genug.
Bei Prada liessen sich die Co-Chefdesigner Miuccia Prada und Raf Simons vom Konzept einer ständigen Flut von Inhalten, Algorithmen, Filtern, aber auch von einer unlogischen Welt inspirieren. Während die Looks bisweilen ziemlich bizarr und gewöhnungsbedürftig wirkten, zeichneten sich die neuen Taschen durch betont klassische Akzente mit unerwarteten Drehs aus. Marken-Klassiker wie etwa die «Cleo»-Bag oder die «Buckle»-Bag gibt es auf den Frühling in neuen Maxi-Versionen oder in neuen Materialien.
Besonders faszinierend ist aber ein neues Modell: Ein trapezförmiger Ledershopper, der mit einem umlaufenden Lederriemen den Gürtelverschluss der «Buckle»-Bag wieder aufnimmt, was etwas weniger derb und doch keck wirkt. Ebenfalls interessant sind verschiedene Varianten von sogenannten «East-West-Bags», einem derzeit angesagten länglichen und fest konstruierten Handtaschenmodell.
Neue Handtaschen von Prada, Frühjahr/Sommer 2025.
Der Kreativchef der Damenkollektionen, Nicolas Ghesquière, setzte sich zum Ziel, in der neuen Kollektion eine neue «Generationen»-Tasche zu kreieren: einen neuen alltagstauglichen Klassiker von lässiger Coolness, der das Sortiment aus eher strukturierten «LV»-Taschen ergänzt. Präsentiert wurde das neue Modell prominent an den ersten beiden Looks der Frühjahr/Sommer-Kollektion. Mit dem kontrastierenden Henkel und Klappdeckel erinnert die Beuteltasche entfernt an einen «Pliage»-Shopper von Longchamp, ist aber aus hochwertigem Leder und trägt natürlich ein gut sichtbares «LV»-Logo.
Soft oder strukturiert: Zwei neue Handtaschen von Louis Vuitton, Frühjahr/Sommer 2025.
Ein Hingucker ist auch die verspielte Clutch, deren Design an einen faltbaren Handfächer erinnert. Die Tasche wurde in «Monogram»- und «Damier Azur»-Canvas mit «Vachetta»-Lederbesatz gezeigt und hat einen Reissverschluss mit einem abnehmbaren Armband.
Bei Chanel wurde die neue Kollektion zwar noch ohne neuen Kreativdirektor oder neue -direktorin gezeigt, dennoch durften eine Reihe neuer Handtaschen nicht fehlen. Schliesslich zählen diese zum Kerngeschäft der Maison. Zu sehen waren eine Reihe neuer lässiger Chaneltaschen, etwa coole «Hobo»-Bags oder gar eine Beuteltasche, die sich als Rucksäckchen tragen lässt.
Chanel-Taschen aus der Frühjahr-Sommer-Kollektion 2025
In Anlehnung an Archivdesigns und die Kulisse mit einem riesengrossen Vogelkäfig führt Chanel die «Bird Cage»-Minaudières wieder ein. Schon in der «Metiers d’Art»-Kollektion von 2020 gab es eine ähnliche, schmucke Abendtasche in Form einer Voliere. In der Kollektion für Frühjahr/Sommer 2025 folgt darauf nun eine grössere, eckige Neuinterpretation.
Ganz im Geiste von Jil Sanders Ledertasche im Look einer braunen Papiertüte aus der Herrenkollektion 2012 präsentierten sich eine Reihe neuer Luxusaccessoires von Bottega Veneta. Nebst einem ganz ähnlichen braunen Papiersack fielen auch Blumen in braunem Packpapier auf – alles aber Trompe-l’Œil aus Leder. Die coolsten Hingucker der Show waren Tragetaschen, die bunten Einkaufstaschen aus Plastik vom Markt oder Supermarkt zum Verwechseln ähnlich sahen. In Wirklichkeit sind sie aus robustem Nylon mit präzisen Lederapplikationen gefertigt.
Vermeintliche Supermarkt-Säckchen bei Bottega Veneta
Ein Taschentrend, der nicht nur bei Bottega Veneta, sondern auch etwa bei Fendi zu sehen war: Zwei unterschiedliche Taschen werden kombiniert. Das verleiht dem Look eine gewisse Authentizität.
Unter der neuen Kreativchefin Pelagia Kolotouros erlebt die Marke Lacoste mit ihrer High-Fashion-Kollektion ein modisches Revival. Neotennis war in der neuen Kollektion das Überthema, als Hommage an Markengründer und Tennislegende René Lacoste.
Das Lacoste-Kennzeichen, das Krokodil, basierend auf René Lacostes Spitznamen «Le Crocodile», streckt in einem altmodischen Dessin und in Grossformat auf Kleidern und Accessoires seine Schnauze auf – auch auf einer Tasche, die wie bei Bottega Veneta den coolen Look einer Plastiktasche hat.
Vor zwei Jahren präsentierte Maximilian Davis seine Debütkollektion als neuer Kreativchef der Florentiner Ledermarke. Nun, zwei Jahre später, scheint er angekommen zu sein. Das zeigt sich insbesondere in seinen Accessoire-Entwürfen, allen voran der mittlerweile ikonischen «Hug»-Bag. Für Frühjahr/Sommer 2025 gibt es sie in softeren Versionen in geschmeidigem Leder und mit einem Henkel – so wird sie zu einer neuartigen Clutch.
Spannend in der neuen Kollektion sind Mäntel, Röcke und Taschen aus einem lasergeschnittenen Leder mit «Gancini»-Muster. Das hufeisenförmige Motiv ist seit den siebziger Jahren als Handtaschenverschluss ein Kennzeichen der Marke. Es gibt des Weiteren auch eine neue Taschenform, die so soft ist, als würde sie sanft in sich zusammenfallen, während das Leder mit einer Metallschliesse zusammengehalten wird – auch diese kommt in «Gancini»-Form daher.
Hufeisenförmige «Gancini»-Motive als Ornament und Metalldetails bei Ferragamo, Frühjahr/Sommer 2025.
Kim Jones interpretierte für die Fendi-Damenkollektion Frühjahr/Sommer 2025 den Art-Déco-Glamour der zwanziger Jahre neu – dies nicht einfach aus irgendeiner Laune heraus, sondern um die Anfänge der 1925 gegründeten Ledermaison zu ehren. Für die begehrten Handtaschen war aber auch weiterhin Silvia Venturini Fendi, künstlerische Leiterin für Accessoires und Herrenmode, verantwortlich. Sie betonte, dass Qualität das entscheidende Merkmal neben der Schönheit des Designs sei.
Gross und klein: Die neuesten Handtaschen von Fendi, Frühjahr/Sommer 2025.
Bei den Handtaschen stand die «Mamma Baguette» im Fokus, eine grössere Variante des Hausklassikers «Baguette», die zu Ehren von Adele Fendi, Markengründerin und Grossmutter von Silvia Venturini Fendi, präsentiert wurde. In Ergänzung dazu gab es auch eine Reihe reich mit Stickereien und Perlen verzierter Täschchen und Taschen, etwa die der «Peekaboo Soft». Wie bei Louis Vuitton kombinierte man auch bei Fendi jeweils zwei Taschen zu einem Look.
Die neue zurückhaltende Luxus-Ästhetik bei Gucci zeigte sich unter Kreativchef Sabato de Sarno nicht nur bei den Kleidern, sondern auch bei den Accessoires. Für Frühjahr/Sommer 2025 rückte er Klassiker und bekannte Embleme der Marke in ein neues Licht, allen voran das von Reitsport inspirierte «Horsebit»-Motiv. Als farbiger All-over-Print sah man es auf sportiven Minirock-Ensembles und weiten Stoffhüten. Besonders cool: der Pferdegeschirrbeschlag als übergrosse Dekoration auf einer neuen «Gucci 73»-Bucket-Bag. Durch die asymmetrische Positionierung auf der Seite wirkt sie besonders originell.
Remix von Hausklassikern: Gucci, Frühjahr/Sommer 2025.
Ein weiterer, bekannter Klassiker mit Vintage-Flair ist die edle «Gucci Bamboo 1947»-Tasche. Sie wurde für die Show in speziellen Künstlerversionen mit Motiven von Nami Yokoyama und Daidō Moriyama gezeigt, um die 60-jährige Präsenz des Modehauses in Japan zu feiern. Lässig waren aber auch eine Reihe unifarbener Modelle in neuen, schmaleren Formen, während Bambusgriff und -verschlüsse in gefärbten Imitaten besonders massiv wirkten und zu passenden Armreifen getragen wurden.
Das Motto von Demna Gvasalias neuer Balenciaga-Kollektion liest sich laut Shownotizen wie folgt: «Archetypen der Garderobe, die zu unordentlichen ‹Fashion Victim›-Looks neu zusammengefügt werden.» Vieles, was man da auf dem Laufsteg an der Pariser Show sah, hatte eine andere Funktion, als man es gewohnt ist. So gab es etwa dunkle Baseballcaps, die über das Gesicht gezogen getragen wurden: Dank feiner Perforierung konnten die Models aber durch diese neuartige Version eines Sichtschutzes hindurchblicken.
Zwei neue It-Bags von Balenciaga, Frühjahr/Sommer 2025.
Das Konzept machte auch bei den Taschen nicht halt: Als «broken archetypal bags» wurden gewisse Modelle beschrieben, die durch abnehmbare Henkel umwandelbar sind. Ein anderes neues Balenciaga-Modell ist die «Nano Bag» mit ultraleichtem Griff aus gebondetem Leder und Faltlinien, die jenen von Papiertüten nachempfunden sind.
Mit seiner dritten Kollektion für Bally hat der Italiener Simone Bellotti an der Mailänder Modewoche die neue Stossrichtung der Schweizer Marke Bally überzeugend gefestigt. Sein Ansatz: Designs aus dem gewaltigen Firmenarchiv aufzuspüren und in neuem Kontext oder als neue Adaptionen wieder aufzulegen. Bei Bellottis Bally-Entwürfen kommen die träumerische Sensibilität eines Alessandro Michele, unter dem er jahrelang bei Gucci gearbeitet hat, mit einer fast spröden, coolen Ästhetik der Antwerpener Modedesigner der 2000er Jahre, die er als Student so verehrte, zusammen.
Neue Taschen von Bally, Frühjahr/Sommer 2025.
Zu den neuesten Taschen zählen ein minimalistischer Beutel, der in seiner Form an eine Znüni- oder Turntasche für Kinder erinnert. Oder auch neue Versionen der «Beckett»-Tasche, die es mal in schmaler, mal in klobigerer Version aus softem Leder gibt.