Donnerstag, November 14

Eine ungewöhnliche Allianz aus SVP und AL hat im Stadtparlament Erfolg mit einer Idee.

Seit das Kinderspital ins Quartier Lengg am Zürcher Stadtrand gezogen ist, ist es am alten Standort in Hottingen ruhig. Und so bleibt es vorerst: Die Gebäude auf dem 20 000 Quadratmeter grossen Areal an der Steinwiesstrasse werden einige Zeit leer stehen.

Zwar soll hier dereinst ein Neubau für das Zentrum für Zahnmedizin der Universität und das Forschungszentrum Comprehensive Cancer Center Zurich entstehen. Das Projekt verzögert sich aber. Erst kürzlich haben deshalb drei SVP-Kantonsräte angeregt, vorübergehend Asylsuchende im alten Kispi unterzubringen.

Klar ist: Über die Zukunft des früheren Kinderspitals entscheidet der Kanton, dem die Gebäude gehören. Die Stadtzürcher Politik will trotzdem mitreden. Dafür ist es zu einer wahrlich ungewöhnlichen Allianz zwischen der SVP und der Alternativen Liste gekommen, die sich sonst nicht viel zu sagen haben. Die beiden Parteien regen in einem Vorstoss an, dass sich der Stadtrat für den Erhalt der Kispi-Liegenschaften einsetzen soll. Ihr Wunsch: Das Areal soll für Alterswohnungen und Dienstleistungen rund ums Alter genutzt werden.

Eine Öffnung des Areals würde einen Mehrwert sowohl für die Bevölkerung als auch für das Quartier bringen, sagte Karen Hug (AL) am Mittwoch im Stadtparlament. Heute sei Hottingen fast ausschliesslich ein Wohnquartier, doch eine gute Durchmischung sei wichtig für dessen Belebung. Aus Gründen des Klimaschutzes sei es ausserdem falsch, die bestehenden Gebäude einfach abzubrechen.

Reto Brüesch (SVP), der den Vorstoss zusammen mit Hug eingereicht hatte, ergänzte: «Wir wissen alle, dass es in der Stadt zu wenig Alterswohnungen gibt.» Deshalb wären Dienstleistungen rund um das Alter auf dem ehemaligen Kispi-Areal ideal – als Ergänzung zum Waidspital, wo die Universitäre Klinik für Altersmedizin untergebracht ist.

Nur: Wie sinnvoll ist es, wenn der Stadtrat sich in die Planung eines Areals einmischt, das dem Kanton gehört?

Gar nicht, befand die FDP. «Der Stadtrat ist die falsche Adresse», sagte Deborah Wettstein. Das Bauprojekt für das Zahnmedizinische Zentrum und die Krebsforschung sei zudem weit fortgeschritten.

Mit Blick auf die kantonale SVP, die das alte Kispi zu einer Asylunterkunft umfunktionieren will, sagte Wettstein amüsiert: «Vielleicht sollte sich die städtische Partei einmal mit der kantonalen Fraktion zum Kaffee treffen, um ihre unterschiedlichen Positionen zu besprechen.»

Mit ihrer ablehnenden Haltung blieben die Freisinnigen allerdings alleine: Der Vorstoss fand im Rat breite Zustimmung. Der Wunsch nach Alterswohnungen im Quartier bestehe schon lange, sagte Nicolas Cavalli (GLP). Dafi Muharemi von der SP wies darauf hin, dass sich das Neubauprojekt stark verändert habe und mittlerweile fast 400 Millionen Franken koste, doppelt so viel wie ursprünglich geplant. «Es ist nicht klar, ob der Neubau überhaupt kommt.» Und Karin Weyermann (Mitte) fand: «Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt für die Stadt, sich einzubringen.»

Beim Stadtrat rannten die Parteien offene Türen ein. Man habe beim Regierungsrat bereits Interesse angemeldet, erklärte der Gesundheitsvorsteher Andreas Hauri (GLP). Und die Regierung wiederum habe angekündigt, sie sei bereit, in Verhandlung zu treten für die nicht benötigten Flächen auf dem Areal.

Hauri ist sich bewusst: Es gibt unterschiedliche Vorstellungen, wie sich das Areal entwickeln soll. «Je mehr Vorstösse dazu eingehen, desto schwieriger wird es, rasch etwas zu realisieren.» Da sich das Grundstück in einer Zone für öffentliche Bauten befinde, kämen ohnehin nur Alterswohnungen infrage, sagte Hauri weiter. «Ob wir sie finanzieren können, ist dann eine andere Frage.»

Der Vorstoss wurde schliesslich mit grossem Mehr überwiesen – und die Stadt ist ihrem Ziel, mehr Alterswohnungen zu bauen, einen kleinen Schritt näher gekommen.

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