Freitag, April 18

Zölle und weitere Umbrüche beschäftigen die Modewelt derzeit stark. Trotzdem bleibt Zeit für Deals: Mit Prada und Versace gehen bald zwei grosse italienische Modemarken Hand in Hand.

Tun sie es? Tun sie es nicht? Seit Monaten schon spekuliert man über die Vereinigung zwei der berühmtesten italienischen Modehäuser. Am 10. April und inmitten des Tumults um Donald Trumps Zölle ist nun offiziell bestätigt worden: Die Prada Group kauft Versace. Laut der Pressemitteilung der italienischen Modegruppe liegt der vereinbarte Verkaufspreis bei 1,25 Milliarden Euro. Damit wird Versace zu 100 Prozent der Prada Group gehören. Die Verkäuferin ist Capri Holdings, eine amerikanische Modegruppe, die unter anderem Michael Kors und Jimmy Choo besitzt.

Die Prada Group sei erfreut, Versace willkommen zu heissen, liess sich der Geschäftsführer Patrizio Bertelli zitieren: «Unser Ziel ist es, das Erbe von Versace fortzuführen, indem wir die mutige und zeitlose Ästhetik des Unternehmens zelebrieren und neu interpretieren», sagte er. Man biete der 1978 gegründeten Marke «eine starke Plattform».

Von Umsätzen und Unsicherheit

Die Zahlen zumindest sprechen dafür. Die Prada Group mit ihren Hauptmarken Prada und Miu Miu ist eine von wenigen modischen Erfolgsgeschichten der vergangenen Jahre. Während andere Luxuslabels und -konzerne sinkende Umsätze verbuchen, wächst die Gruppe munter weiter: 2024 verbuchte sie ein Umsatzwachstum von 17 Prozent auf über 5 Milliarden Euro. Ein wichtiger Treiber dabei ist Miu Miu. Designt von Miuccia Prada, begann das Label als «kleine Schwester» von Prada und wurde in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Trendsetter, vor allem bei jüngeren Kundinnen und Kunden.

Ein wenig von der Miu-Miu-Magie soll wohl nun auf Versace überspringen. Schon vor dem Kauf war diese Entwicklung absehbar: Im März ernannte Versace den ehemaligen Designdirektor von Miu Miu, Dario Vitale, zum neuen Chief Creative Officer. Er folgt auf Donatella Versace, die nach dem Tod ihres Bruders Gianni Versace 1997 Kreativdirektorin und Gesicht der Marke zugleich war.

Anders als bei Prada waren die letzten Jahre bei Versace von Unsicherheit geprägt. Das wird auch im Kaufpreis reflektiert, ist er doch deutlich tiefer als die 1,83 Milliarden Euro, die Capri Holdings 2018 für die Marke bezahlte. Nach der damaligen Übernahme war von einem «Clash» zwischen dem neuen, amerikanischen CEO und Donatella Versace die Rede und von Unstimmigkeiten, was die kreative Ausrichtung des Modehauses anging. Die laute, bunte, gemusterte Ästhetik von Versace passte ausserdem schlecht in die Ära des leisen Luxus.

Ein ungleiches Paar

Auch mit dem intellektuellen Prada hat Versace auf den ersten Blick, abgesehen von der Herkunft, wenig gemein. Die Marke füge «eine neue Dimension» hinzu, beschrieb es Andrea Guerra, CEO der Prada Group, «unterschiedlich und komplementär». «Wir fühlen uns bereit, dieses neue Kapitel aufzuschlagen. Versace hat riesiges Potenzial», fuhr er fort.

Und erwähnte dann eine Ressource, die in der Modewelt jüngst besonders knapp war: Zeit. «Die Reise wird lang sein und erfordert disziplinierte Umsetzung und Geduld. Die Entwicklung einer Marke braucht immer Zeit und ständige Konzentration», so Guerra.

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