Donnerstag, Februar 6

Die Zunft zur Meisen ändert ihre Statuten. Frauen haben damit nicht mehr nur Gastrecht. Auch in anderen Zünften tut sich etwas.

dfr.

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Die grösste Zürcher Zunft, die Zunft zur Meisen mit über 200 Mitgliedern, hat im November 2022 für eine Überraschung gesorgt. In einer brieflichen Abstimmung sprachen sich die Zünfter mit einer klaren Mehrheit dafür aus, dass künftig Zünfterstöchter an allen Anlässen inklusive Sechseläuten teilnehmen dürfen. Bislang war dieses Privileg Männern vorbehalten.

Die Abstimmung führte zu Schlagzeilen im ganzen Land. Die «Männerbastion» des Zürcher Zunftwesens sei mit dem Schritt gefallen, hiess es. Jedoch erhielten die Zünfterstöchter in der Meisen 2022 nur Gaststatus. Zuerst sollte eine Probezeit zeigen, wie stark sich Frauen überhaupt am Zunftleben der bald 700 Jahre alten Vereinigung beteiligen wollen.

Diese Probezeit ist nun zu Ende gegangen – und offenbar zur allgemeinen Zufriedenheit verlaufen. An den vergangenen Zunftabenden sowie an den letzten beiden Sechseläuten nahmen jeweils rund zwanzig Zünfterstöchter teil.

Ein sehr deutliches Resultat

Am Dienstagabend haben die Meisen-Zünfter an einer ausserordentlichen Generalversammlung deshalb Nägel mit Köpfen gemacht. Sie haben einer Statutenrevision zugestimmt, die Frauen den Männern definitiv gleichstellt. Das Resultat fiel mit einem Ja-Anteil von 88 Prozent sehr deutlich aus. Frauen können nun den gleichen Aufnahmeprozess durchlaufen wie Männer, wenn sie vollwertiges Mitglied der Zunft werden wollen.

Dem Entscheid ist ein langer Prozess vorausgegangen. Im Oktober 2021 informierte eine Arbeitsgruppe erstmals über das Ansinnen, die Aufnahme von Frauen zu prüfen. Die Zünfter wurden um Rückmeldung gebeten, was sie davon halten. An einem Workshop wurde die Frauenfrage ausführlich vertieft, es wurden die Vor- und Nachteile abgewogen. Im Herbst 2022 erfolgte dann die erwähnte briefliche Abstimmung.

Auch andere Zünfte diskutieren

Neben der Meisen – der traditionellen Zunft der Weinhändler, Sattler und Maler – wird die Frauenfrage auch in anderen Zünften intensiv diskutiert. Die 26 Zürcher Zünfte sind unabhängige Vereinigungen; sie bestimmen eigenständig, ob und wie sie sich öffnen wollen.

Im März 2024 entschied sich beispielsweise die Zunft Höngg für die Aufnahme von Frauen; für fünf Jahre gelten dort Übergangsbestimmungen. Die Zunft zu den Drei Königen lässt Frauen ebenfalls am Sechseläuten mitlaufen. Unverändert marschiert auch die Gesellschaft zu Fraumünster – umgangssprachlich Frauenzunft genannt – am Zürcher Frühlingsfest mit. Sie ist seit 2014 permanenter Gast der Gesellschaft zur Constaffel.

Das diesjährige Sechseläuten findet am 28. April statt. Als Gastkanton ist Zürichs Nachbar Zug eingeladen. Zu hoffen ist, dass das Wetter diesmal mitspielt. Vergangenes Jahr konnte der Böögg auf dem Sechseläutenplatz nicht angezündet werden; der Wind blies zu stark.

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