Der Solarmodulhersteller macht Fortschritte beim Umzug über den Atlantik. Die Finanzierung ist aber noch nicht gesichert.

Der Schweizer Solarmodulhersteller Meyer Burger ist seinem grossen Ziel, die Produktion von Deutschland in die USA zu verlagern, einen wichtigen Schritt nähergekommen. Im laufenden zweiten Quartal wollte das Unternehmen die Fertigung von Solarmodulen am Standort Goodyear im Gliedstaat Arizona starten – und hat dies kurz vor Torschluss geschafft. Die Fabrik habe die erforderliche Abnahme bestanden und beginne nun die Produktion, teilte Meyer Burger am Dienstag mit.

Das war die benötigte gute Nachricht an jenem Tag, an dem die Generalversammlung über eine Zusammenlegung der Aktien befand. Aus kosmetischen Gründen sollen 750 alte Meyer-Burger-Papiere zu einem neuen Valor zusammengefasst werden. Das soll die Aktien für Investoren attraktiver machen. Nach dem langen Kurszerfall der ums finanzielle Überleben kämpfenden Firma müssen Anleger den Aktienwert im Moment mit der Lupe suchen.

Neu vier Grosskunden in den USA

Eine Meyer-Burger-Aktie war am Dienstag rund 1 Rappen wert – und dies auch nur dank einem Kurssprung von rund 30 Prozent in Reaktion auf die Mitteilung. Für gute Laune sorgte auch die Aussicht auf einen neuen Kunden: Ein ungenannter Grossabnehmer in den USA habe sich verpflichtet, Module mit einer Leistung von 600 Megawatt pro Jahr zu kaufen. Es ist der vierte Grosskunde, den Meyer Burger dort gefunden hat – insgesamt belaufen sich die absehbaren Order nun auf jährlich 1.73 Gigawatt.

Bedingung für das neu vereinbarte Geschäft ist allerdings, dass Meyer Burger zuvor auch die Produktion von Solarzellen in den USA aufnimmt. Solarmodule werden aus Zellen gefertigt. Noch werden diese Zellen am Standort Thalheim in Ostdeutschland produziert. Die Modulproduktion in Freiberg hatte Meyer Burger bereits Mitte März geschlossen. Eine eigene Zellproduktion in den USA ist noch im Aufbau, die Fertigung in Colorado Springs soll Ende 2024 anlaufen. Dann wird auch Thalheim wohl überflüssig.

Meyer Burger richtet sich voll darauf aus, von den staatlichen Fördermassnahmen in den USA zu profitieren. Präsident Joe Biden hat Programme in Milliardenhöhe aufgelegt, mit denen unter anderem der Kauf von in den USA produzierten Solarmodulen gefördert wird. In Europa hingegen haben die Module keine Chance gegen sehr günstige Konkurrenzangebote aus China – die auch deshalb auf den alten Kontinent fluten, weil sie durch Bidens Protektionismus aus den USA ausgesperrt werden. Hoffnungen von CEO Gunter Erfurt auf Subventionen in Deutschland hatten sich nicht erfüllt.

Ob die Zellproduktion in Colorado beginnen kann, ist noch nicht klar. Der Aufbau der Fertigung kostet Geld, und Meyer Burger muss eine Finanzierungslücke von rund 450 Millionen Franken schliessen. Das ist mehr als das Dreifache des letztjährigen Umsatzes. Die Firma hat mehrere Kapitalmassnahmen aufgegleist; den Anfang machte Anfang April eine Kapitalerhöhung im Umfang von 207 Millionen Franken.

Die Finanzierung kommt voran

Bei den weiteren Kapitalhilfen gibt es Fortschritte. So wird Meyer Burger Steuergutschriften für den Aufbau der Produktion in den USA erhalten – und möchte gegen das Pfand dieser Gutschriften bereits heute einen Kredit beziehen. Die nötige Buchprüfung durch eine amerikanische Grossbank sei beendet, hiess es. Nun würden die Verträge verhandelt und der Abschluss bis Mitte August angestrebt.

Zudem wurde der Antrag auf einen Förderkredit beim US-Energieministerium eingereicht. Und schliesslich erwartet Meyer Burger auch eine staatlich garantierte deutsche Exportfinanzierung – ironischerweise für den Aufbau der Fertigung in den USA, mit der eine Produktion in Deutschland hinfällig wird.

Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) kommentiert, es deute sich an, dass die Fremdfinanzierung voraussichtlich wie geplant umgesetzt werden könne. Damit sei die Zukunft des Unternehmens zumindest für die nächsten 18 Monate gesichert. Längerfristig sei es aber wichtig, dass die Firma endlich einen positiven freien Cashflow erwirtschafte.

Ist Meyer Burger gross genug zum Überleben?

Weil das Hochfahren der Fertigung Zeit benötigt, geht die UBS davon aus, dass die volle Produktionsleistung erst im Jahr 2026 erreicht werden wird. Kann sie vollständig abgerufen werden, dürfte ein Betriebsgewinn (Ebitda) von rund 240 Millionen Franken erreicht werden, hiess es Mitte Mai in einer Analyse. Meyer Burger hatte als mittelfristiges Ziel einen Wert von 250 Millionen Franken ausgegeben.

Wenn die Pläne aufgehen, wird Meyer Burger in den USA eine Produktionskapazität von 2 Gigawatt für Solarzellen und Solarmodule erreichen. Kritiker fragen, ob dies ausreicht, um die nötigen Grössenvorteile für eine wettbewerbsfähige Fertigung zu erzielen. Meyer Burger beruft sich auf technologische Vorteile und eine höhere Stromausbeute der eigenen Solarmodule. Das hatte allerdings schon in Europa nicht genug Käufer überzeugt – zumindest in der Abwesenheit von Subventionen.

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