Donnerstag, Januar 30

Der bekannte RTS-Journalist und ehemalige FDP-Nationalrat Fathi Derder ist 54-jährig verstorben. Weggefährten wie Doris Leuthard und Etienne Jornod würdigen den enthusiastischen Tausendsassa.

Ihm habe die Stimme gehört, mit der viele Romands jahrelang jeden Morgen aufgewacht seien. So begann das Westschweizer Radio RTS seine Hommage auf den Journalisten Fathi Derder, der am Samstag überraschend mit 54 Jahren verstorben ist. Die Todesursache ist nicht bekannt. Derder hinterlässt seine Frau sowie vier Kinder aus zwei Ehen.

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Fathi Derder sprach schnell und lebendig, seine gute Laune, sein Enthusiasmus, seine Leidenschaft waren mit Händen zu greifen. Und damit steckte er in der Romandie viele an. «Sein Gehirn funktionierte schneller als alle unsere Gehirne», sagte Derders langjähriger Kollege und Freund Simon Matthey-Doret gegenüber RTS.

Derder wollte mit «Le Temps» der NZZ nacheifern

Der Tausendsassa, der auch einen TV-Sender in Freiburg mitgründete und von 2011 bis 2019 für die FDP im Nationalrat sass, hatte ständig neue Ideen. Das sagen alle Befragten, etwa Etienne Jornod, der frühere Verwaltungsratspräsident der NZZ. «Fathi Derder war sehr unternehmerisch.» Zum Beispiel habe er wie Dutzende andere Leute ihn, Jornod, gefragt, wie man die Genfer Tageszeitung «Le Temps» zu einer Art Westschweizer NZZ ausbauen könne.

Naturgemäss funktionierte nicht jede Idee, oder zumindest nicht so, wie Derder es sich vorgestellt hatte. Als Nationalrat gingen ihm die Dinge in Bern offenbar nicht schnell genug voran. Er schien mit der FDP durchaus zu hadern. Zu unabhängig sei er gewesen, um sich irgendwo unterzuordnen, heisst es nun über ihn.

Derder selbst sagte nach seinem Abschied aus der Politik und seiner Rückkehr zu RTS 2022, mit der FDP habe er von allen Parteien den grössten gemeinsamen Nenner gehabt. Der zunehmende Kurs der Partei rechts von der Mitte passte ihm offensichtlich nicht. «Ich bin ein Liberaler, ja – aber in allen Bereichen», auch in Fragen «der Gesellschaft, der Migration, der Sitten».

Ein Hauch Kalifornien am Arc lémanique

Selbst als Nationalrat sei Derder im Herzen immer Journalist geblieben, schreibt die ehemalige Bundespräsidentin Doris Leuthard auf Anfrage. Die damalige Medienministerin hatte mit Derder etwa zu tun, als dieser die parlamentarische Gruppe «Journalismus und Demokratie» mitgründete, die sich für Vielfalt und Freiheit der Medien einsetzte.

Auch ausserhalb von Medien und Politik hinterliess Derder bei vielen Leuten einen bleibenden Eindruck. So lobt der Architekt Patrick Heiz Fathi Derder als eine Ausnahmepersönlichkeit, die nicht das verbreitete Kirchturmdenken gepflegt habe. Derder sei am Arc lémanique ein Bindeglied gewesen. Er habe sie alle zusammenbringen wollen – Genf und Lausanne, Weltkonzerne und Startups, Unternehmer und Wissenschafter. Damit am Genfersee eine Art kleines Kalifornien entstehe, das Derder so für seinen Optimismus und seinen Innovationsgeist bewundert habe.

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