Der amerikanische Präsident hat den Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs entlassen. Auf den Viersternegeneral Charles Brown soll der pensionierte Dreisternegeneral Dan Caine folgen. Was steckt hinter dieser aussergewöhnlichen Personalentscheidung?
Einen Monat nach seinem Amtsantritt hat der amerikanische Präsident Donald Trump den Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs entlassen, Charles Quinton Brown, bekannt vor allem unter seinen Initialen C. Q. Brown. Der General sei ein feiner Herr und aussergewöhnlicher Anführer, schrieb der Präsident am Freitag auf seinem Onlinedienst Truth Social. Dennoch strebt Trump nun eine Veränderung auf dem Posten des wichtigsten militärischen Beraters der Regierung an.
Anstelle von Brown, der erst im September 2023 vom Senat bestätigt worden war, will der Präsident einen pensionierten Dreisternegeneral der Luftwaffe zum Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs befördern: Dan «Razin» Caine. Die Personalentscheidung muss noch vom Senat bestätigt werden.
Wer Trump regelmässig zuhört, dem kommt der Name «Razin» Caine bekannt vor. Gerne erzählt Trump die Geschichte, wie er den hochrangigen Offizier auf einer Visite im Irak (wohl Ende 2018) kennengelernt habe. Beeindruckt von seinem Beinamen, der lautmalerisch auf Deutsch übersetzt klingt wie «Rosine», habe er Caine in ein Gespräch verwickelt. Dabei versprach ihm der Air-Force-General angeblich, er könne die Terrorgruppe Islamischer Staat in einer Woche besiegen – und nicht in zwei Jahren, wie das im Pentagon behauptet werde.
President Trump is a COMEDIAN🤣:
TRUMP: «What’s your name?»
«My name is Caine, sir.»
TRUMP: «What’s your first name?»
«They call me ‹Razin.'»
TRUMP: «Wait a minute. Your name is Razin Caine? I love you. I’ve been looking for you for five years!”
pic.twitter.com/QHP1f4K1Me— Benny Johnson (@bennyjohnson) February 22, 2025
Wie häufig bei solchen Anekdoten änderten sich die Details über die Jahre. Mal war es eine Woche, die Caine benötigen würde, mal waren es vier Wochen. Immer aber stellte Trump den General als gutaussehenden Kämpfer und als Fan des Präsidenten dar. Im vorigen Jahr behauptete Trump gar, dass Caine einen roten Maga-Hut angezogen und gesagt habe: «Ich liebe Sie, Sir. Ich glaube, Sie sind grossartig, Sir. Ich würde für Sie töten, Sir.»
General Caine fehlt noch notwendiges Rüstzeug
Solche Geschichten sind mit Vorsicht zu geniessen. Aber ohne Zweifel ist Caine eine aussergewöhnliche Wahl. Normalerweise steigen hochdekorierte Viersternegeneräle auf den Posten des Vorsitzenden der Joint Chiefs of Staff auf – Omar Bradley (1949–1953) während des Korea-Kriegs oder Colin Powell (1989–1993) am Ende des Kalten Kriegs. Auch Brown passte in diese Galerie von militärischen Vorbildern, nach einer Karriere, die Mitte der achtziger Jahre begonnen hatte. Auch müssen Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs Erfahrung als Leiter eines Kampfkommandos aufweisen oder an der Spitze einer Teilstreitkraft gedient haben. So steht es im Gesetz, wobei der Präsident «im nationalen Interesse» eine Ausnahme machen kann.
Caine ist im Vergleich dazu ein Quereinsteiger, ihm fehlt das übliche Rüstzeug. Das wiederum bedeutet nicht, dass er nicht über eine beachtliche Biografie verfügt. Caine leistete von 1990 bis Ende 2024 Militärdienst und war dabei auch immer wieder als Pilot des Kampfflugzeugs F-16 tätig. Einige seiner Karrierestationen waren unorthodox. So liess er sich unter Präsident Joe Biden zum Auslandgeheimdienst CIA abordnen, wo er als Verbindungsglied zum Pentagon diente. Während der Präsidentschaft von Barack Obama war der Absolvent der Militär-Universität VMI vorübergehend auch als Unternehmer und Investor tätig. Nach seiner Pensionierung heuerte er im Januar 2025 als «Venture Partner» bei der Investmentfirma Shield Capital an.
In seiner Stellungnahme behauptete Trump, dass Caine von seinem Vorgänger im Weissen Haus bei Beförderungen übergangen worden sei. Aber damit habe es nun ein Ende, schrieb der Präsident. Verteidigungsminister Pete Hegseth wiederum gab bekannt, dass er auch die Kommandantin der Navy, Admiral Lisa Franchetti, und die Nummer zwei der Air Force, General James Slife, entlassen habe. «Unter Präsident Trump setzen wir eine neue Führung ein, die unser Militär auf die Kernaufgabe konzentrieren wird.» Diese bestehe darin, Kriege zu verhindern, zu führen und zu gewinnen.
Brown erfährt von seiner Entlassung in Texas
Diese Ankündigungen deuten darauf hin, dass die Umbesetzungen an der Spitze der Streitkräfte vor allem politische Motive haben. General Brown war von Präsident Biden nominiert worden; der Demokrat hatte häufig betont, dass der Afroamerikaner eine einmalige Laufbahn zurückgelegt habe. Admiral Franchetti wiederum war die erste Frau an der Spitze der Navy gewesen. Hegseth, ein ehemaliger Berufsoffizier und Moderator im Fernsehsender Fox News, hatte in der Vergangenheit immer wieder Kritik an solchen Personalentscheidungen getroffen. Brown habe seine Karriere linken Politikern zu verdanken, bei denen er sich eingeschmeichelt habe, behauptete Hegseth laut der Publikation «Military Times». Das stimmt so nicht, war der General doch ein hochdekorierter Kampfjetpilot.
In ersten Stellungnahmen äusserten führende linke Sicherheitspolitiker Kritik an der Entscheidung Trumps. So sagte Jack Reed, der ranghöchste Demokrat im Militärkomitee des Senats, er sei beunruhigt über die Art und Weise, wie die Führungskräfte entlassen worden seien. C. Q. Brown befand sich angeblich in der texanischen Stadt El Paso, als er von seiner Entlassung erfuhr. Dort begutachtete er die Truppen, die unter dem neuen Präsidenten die Grenze zu Mexiko bewachen. Seine Amtszeit wäre erst am 1. Oktober 2027 abgelaufen.