Donnerstag, Januar 16

Die SBB bauen den Bahnhof Basel um. Das wird für die französischen Züge ein Problem.

Die Verbindung von Basel nach Strassburg kombiniert die Stärken der Bahnen Frankreichs und der Schweiz. Die Schnellzüge der SNCF mit Sybic-Lokomotiven und Corail-Wagen, den Pendants zu den Re 460 und den EW IV der SBB, fahren mit 200 km/h. Die gute Infrastruktur im Elsass ermöglicht solche Geschwindigkeiten – für die TGV sind zwischen Mülhausen und Strassburg gar 220 km/h erlaubt. Die französische Seite ist auf die häufigen Verbindungen stolz: Die TER 200 genannten Züge verkehren tagsüber jede halbe Stunde, nach dem Muster des Schweizer Taktfahrplans.

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Mit einer Fahrzeit von unter 80 Minuten ist die Bahn trotz drei Zwischenhalten schneller als die Strasse. Pro Werktag nutzen rund 70 000 Passagiere die TER 200. Es handelt sich um eines der wenigen guten internationalen Angebote ausserhalb des Regional- und Hochgeschwindigkeitsverkehrs. Doch die Verbindung droht während mehrerer Jahre unterbrochen zu werden, wie die französische Passagierorganisation Fédération nationale des associations d’usagers des transports (Fnaut) befürchtet.

Grossprojekt in Basel

Im Rahmen eines Ausbaus wollen die SBB in einigen Jahren den Bahnhofteil der SNCF in Basel zurückbauen. Damit verschwinden die Geleise, die mit der französischen Spannung betrieben werden, die sich von der schweizerischen unterscheidet. «Wir gehen davon aus, dass die TER 200 etwa ab dem Jahr 2031 nicht mehr in die bestehenden Geleise einfahren können», sagt der SBB-Sprecher Moritz Weisskopf. Die Bundesbahnen hätten die SNCF und die französische Region Grand Est frühzeitig darüber informiert. Die von der SNCF eingesetzten Lokomotiven sind im Gegensatz zu den TGV, die in die Schweiz fahren, nicht für beide Stromsysteme ausgerüstet.

Die Region Grand Est will die TER 200 durch neue, mehrstromfähige Züge ersetzen. Die Ausschreibung ist für 2027 geplant. Die SBB schreiben im Projektbeschrieb, separate Gleise für französische Züge seien künftig nicht mehr nötig, da auf den grenzüberschreitenden Linien mehrstromfähige Züge verkehren würden. Mit der Ablieferung der neuen TER 200 ist allerdings erst 2032/33 zu rechnen, wie Julie Saucède sagt, die Sprecherin von Grand Est.

Während mindestens zweier Jahre dürften die TER 200 also nicht mehr nach Basel SBB fahren können. Zudem ist bei Beschaffungen von Rollmaterial mit Verspätungen zu rechnen. Das muss gegenwärtig die private Anbieterin Transdev erfahren. Sie übernimmt Ende Juni den Betrieb der Schnellzüge zwischen Nizza und Marseille, weil die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur mit der SNCF unzufrieden ist. Der Hersteller kann bis zu diesem Zeitpunkt aber nur rund die Hälfte der bestellten Triebzüge liefern.

Der drohende Unterbruch der TER 200 stösst auf Kritik. Die Fnaut warnt vor einer katastrophalen Situation, wie französische Medien und die Zeitung «BZ Basel» berichteten. Basel und das Elsass sind mit dem Bestehen der bilateralen Abkommen mit der EU noch enger aneinandergerückt. Die Direktzüge nach Strassburg sind nicht mehr wegzudenken.

Die SBB suchen nun mit der SNCF und der Region Grand Est eine Lösung, wie der Sprecher Weisskopf sagt. Eine mögliche Variante sieht vor, dass die Bundesbahnen in Basel andere Geleise umschaltbar einrichten, damit die TER 200 verkehren können.

Anschluss an TGV, die Paris umfahren

Die Verbindung ist auch überregional von Bedeutung. Sie bietet in Mülhausen beziehungsweise in Strassburg Anschluss an die sogenannten TGV intersecteurs nach Lyon und Südfrankreich, Lille/Brüssel, Nantes und Rennes. Das sind Züge, die nicht über Paris verkehren und den mühsamen Wechsel der Bahnhöfe ersparen. Zudem bieten die TER 200 in Strassburg Anschluss an die TGV nach Paris. Die Reise dauert nur ein wenig länger als mit den TGV von Zürich/Basel nach Paris, die häufig ausgebucht und vergleichsweise teuer sind.

Keine Probleme sollte es für den grenzüberschreitenden S-Bahn-Verkehr geben. Die 33 bestellten Flirt-Triebzüge von Stadler Rail sind für beide Stromsysteme ausgelegt. Die SBB wollen sie Ende 2030 in Betrieb nehmen. Im Gegensatz zum Genfer Léman Express, wo französische und schweizerische Züge fahren, konnten sich die Betreiber auf einen Rollmaterialtyp einigen, was im Einsatz und im Unterhalt effizienter ist.

Zur Aufgabenteilung gehört, dass die französische Seite weiterhin für die TER 200 von Strassburg nach Basel verantwortlich ist. Die Region Grand Est und die SBB prüfen, diese mit den neuen Zügen bis Zürich zu verlängern, mit einem Halt beim Euro-Airport. Dank dem neuen Rollmaterial dürfte auch die Zuverlässigkeit wieder steigen. Diese ist seit längerem ungenügend, wie die Fnaut kritisiert.

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