Dreibeinige Hocker

Der Dreibeinhocker, das wohl simpelste Möbelstück, wird spätestens seit Charlotte Perriand und Alvar Aalto immer wieder neu erfunden. Wir zeigen elf schöne Entwürfe.

Hocker, Schemel oder Taburett sind so simpel wie auch vielseitig: eine Fläche zum Absitzen, Draufstehen oder als Ablage. Die Norm sind vier Beine – aber es geht auch mit nur drei. Einen Minderwertigkeitskomplex müssen Dreibeinhocker wegen der fehlenden vierten Stütze nicht haben. Denn im Gegensatz zu ihren Vierbeiner-Geschwistern sind sie auf unebenen Böden standhafter und wackeln nicht. Namhafte Designer von einst und jetzt interpretieren das primitive Möbelstück immer wieder von neuem. Einige der Entwürfe sind gar bekannte Designklassiker und Liebhaberstücke geworden.

1. «Berger» und «Méribel» von Charlotte Perriand

Ikonen sind etwa die Taburette «Berger» und «Méribel» von Charlotte Perriand (1903–1999), die sie in den 1950er bzw. in den 1960er Jahren entwarf. Die Originaleditionen, die damals von Herstellern wie Sentou und Georges Blanchon herausgegeben wurden, erzielen auf Sammlerbörsen gar fünfstellige Summen. Die italienische Möbelmarke Cassina verkauft neue Versionen ab 672 Franken.

2. «Stool 60» von Alvar Aalto

Ebenfalls weltberühmter Designklassiker ist der «Stool 60» von Alvar Aalto. Die Ikone auf drei Beinen wurde bereits 1933 entworfen. Heute wird er von Artek produziert, dem finnischen Traditionsunternehmen, das heute zu Vitra gehört.

3. «Tripod» von Inga Sempé für Fogia

Neben Charlotte Perriand hat sich eine weitere weltberühmte französische – aber zeitgenössische – Möbeldesignerin mit dem Dreibeinhocker auseinandergesetzt: Inga Sempé. Für die schwedische Designmarke Fogia ist eine der wohl prägnantesten Interpretationen eines dreibeinigen Hockers der Gegenwart entstanden. Ein äusserst gelungener Wurf, der trotz minimaler Ausstattung mit wenigen Beinen und dreieckiger Sitzfläche dank sanften Wölbungen warm und sinnlich wirkt.

4. «Péclard» von Horgenglarus

Drei gleiche Teile aus Formsperrholz mit beidseitigem Deckfurnier ergeben einen stapelbaren Hocker mit hohem Wiedererkennungswert. Urheber des Designklassikers ist der Schweizer Grafiker und Bildhauer Michel Péclard (1911–1996), ein enger Freund von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle. Der Horgenglarus-Hocker von 1960 war seine einzige Arbeit im Bereich Möbeldesign.

5. «Arc» von Reseda

Die neue Produktfamilie «Arc» des Schweizer Möbelherstellers Reseda umfasst neben einer Bank und einem Salontisch auch einen Hocker. Interessant sind die seitlich eingesetzten, konischen Beine. Sie stammen aus Resthölzern, die bei der Produktion anderer Möbel übrig bleiben. Bei der Ausführung hat man die Wahl zwischen elf verschiedenen Hölzern.

6. «Slab» von Tom Dixon

Die Möbellinie «Slab» des Briten ist von der Haltung eines Bullen inspiriert. Die Erscheinung mit gebogenen Gliedern strahlt eine angespannte, fast muskulöse Energie aus. Nebst Tischen und Stühlen mit Rückenlehnen gibt es auch einen dreibeinigen Barhocker.

7. «High Dot» von Fritz Hansen

Nebst Charlotte Perriand brachte auch Arne Jacobsen in den 1960er Jahren einen dreibeinigen Designklassiker heraus. «High Dot» stammt aus dem Jahre 1967 und überzeugt mit klarem Metallgestell und simpler, runder Sitzfläche aus Holz oder Lederpolster.

8. «Vogt» von Embru

Der farbenfrohe «Vogt»-Hocker aus dem Jahre 1963 besticht durch seine Leichtigkeit und die klare Formensprache, zeichnet sich aber auch durch Funktionalität und reduzierten Materialeinsatz aus. Die Beine sind aus pulverbeschichtetem Stahlblech, der Sitz aus furniertem Multiplex. Zeitlos, stapelbar und vielfältig nutzbar ist dieser Entwurf des Architekten und Designers Klaus Vogt, der Ende der 1960er und zu Beginn der 1970er Jahre eine neue Wohnkultur mitprägte.

9. «3T/06» von schindlersalmerón

Drei identische Stahlbleche werden so gefaltet und clever mit Blechverbindungen aus Durchführungstüllen miteinander verbunden, dass sie einen stapelbaren Hocker ergeben. Die Tüllen dienen auch als Griff und Kratzschutz zwischen den gestapelten Hockern.

10. Holzhocker von Niuform

Das Herzstück der «Niu»-Möbelkollektion sind die verdrehten Beine. Inspiriert von einem traditionellen Handwerk, werden sie mit neuster Technologie in der Holzverarbeitung in Muotathal umgesetzt.

11. «V1 45» von Grythyttan Stålmöbler

Vor neunzig Jahren schmiedete dieser schwedische Hersteller noch Hufeisen, heute sind es Outdoormöbel. Minimalistisch ist dieses Hockermodell, das ursprünglich für die Werkstätten entwickelt wurde. Dank seiner standfesten Stahlkonstruktion hält er auch starkem Verschleiss und hoher Beanspruchung stand. Die Sitzfläche aus Teakholz aus Plantagenwirtschaft und die Beine aus feuerverzinktem Stahl machen den langlebigen Hocker nahezu unverwüstlich, sei es für Innen- wie auch für Aussenbereiche.

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