Montag, Oktober 7


Tipps in Europa

Der Museumsbesuch als Schlechtwetterprogramm? Nicht unbedingt. Diese acht Adressen in Europa verfügen über eindrückliche Outdoor-Skulpturengärten. Kunst, Architektur und Landschaft verschmelzen hier miteinander.

1. Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence, Frankreich

Es sind grosse Namen, die nach Saint-Paul-de-Vence, 25 Kilometer von Nizza entfernt, locken: Alberto Giacometti, Georges Braque, Joan Miró. Ihre Werke sind hier in der Fondation Maeght nicht nur ausgestellt, die drei Künstler waren auch an der Gründung des Ortes selbst beteiligt. «Machen Sie hier etwas, das keinen spekulativen Zweck hat, etwas, das es uns als Künstler ermöglicht, Skulpturen und Malerei unter den bestmöglichen Licht- und Raumbedingungen auszustellen. Tun Sie es, ich werde Ihnen helfen», soll Georges Braque zu den beiden Gründern gesagt haben.

Im Juli 1964 öffnete die Fondation Maeght ihre Türen. Frankreichs erste private Kunstinstitution wurde errichtet nach dem Vorbild amerikanischer Einrichtungen wie der Solomon R. Guggenheim Foundation, der Barnes Collection und der Phillips Collection, die das Ehepaar Maeght von ihren Reisen nach Amerika in den 1950er Jahren kannte.

Wer durch den Skulpturengarten flaniert, entdeckt Werke von Calder, Takis oder Jean Arp. Beeindruckend sind der Giacometti-Hof mit den Skulpturen des Schweizer Künstlers (insgesamt 30 Werke soll die Fondation Maeght von ihm besitzen) wie auch das Miró-Labyrinth. Den Bau des Hauptgebäudes verantwortete Josep Lluís Sert, Georges Braque entwarf den Pool.

Natur, Kunst, Architektur – und auch Mode hatte hier schon ihren grossen Auftritt. Der französische Modedesigner Simon Porte Jacquemus wählte die Räumlichkeiten der Fondation Maeght als Kulisse für die Präsentation seiner Kollektion «Les Sculptures», die im Januar 2024 stattfand. Die Entwürfe widmete Jacquemus Alberto Giacometti.

Aktuelle Ausstellung: «Bonnard-Matisse, a friendship», 29. Juni bis 6. Oktober 2024; fondation-maeght.com

2. Kröller-Müller Museum in Otterlo, Niederlande

Aushängeschild des Kröller-Müller Museum ist dessen Van-Gogh-Sammlung. Doch nicht nur für Kunstliebhaber ist der Ort interessant, auch für Architekturfans gibt es einiges zu entdecken: das Museumsgebäude des Belgiers Henry Van de Velde aus den 1920er Jahren, den Erweiterungsbau des niederländischen Architekten Wim Quist oder den Pavillon von Gerrit Rietveld.

Der niederländische Designer besuchte den Skulpturenpark kurz vor seinem Tod, als er einen Standort für seinen Pavillon suchte, den er 1955 für die internationale Freilicht-Skulpturenausstellung Sonsbeek ’55 entworfen hatte. Seinem Wunsch, dass «der Pavillon in seiner ursprünglichen Form vollständig rekonstruiert werden sollte», kam das Kröller-Müller Museum nach.

2005/2006 kam ein zweiter Pavillon dazu: Er steht ebenfalls im Skulpturenpark und war von Aldo van Eyck für die Sonsbeek ’66 entworfen worden.

Der labyrinthische Skulpturengarten, gestaltet vom Landschaftsarchitekten Jan Bijhouwer, wurde 1961 eröffnet. Umgeben von Natur stehen hier Werke von Auguste Rodin, Marta Pan oder Henry Moore.

Aktuelle Ausstellungen: «The Wood for the Trees » (23. März bis 15. September 2024), «Sabre-Rattling. Axel van der Kraan» (23. April bis 8. September 2024), «Guido Geelen» (27. April bis 1. September 2024), «Hetty Huisman. Baselines» (27. April bis 8. September 2024), «Christo. 56 Barrels» (1. Juni bis 20. Oktober 2024); krollermuller.nl

3. Louisiana, Dänemark

Von Kopenhagen aus dauert die Fahrt mit dem Zug nach Humlebæk eine knappe Stunde. Diesen Weg auf sich zu nehmen, lohnt sich, auch wenn man nur wenige Tage in Kopenhagen verbringt. Das Louisiana Museum of Modern Art verfügt über einen eindrücklichen, das ganze Jahr über offenen Skulpturenpark – direkt am Meer gelegen. 45 Skulpturen finden sich im Park, sie sind Teil der Sammlung des Museums. Im Hintergrund rauscht das Meer, und die Vögel zwitschern.

Sofort ins Auge sticht die Skulptur von Alexander Calder, die vor Meereskulisse im Museumsgarten thront. Andere Werke sind versteckter, sie erfordern ein genaues Hinschauen.

Gemäss Museumsdirektor Poul Erik Tøjner besteht ein Ziel des Louisiana darin, «eine Gemeinschaft zwischen Menschen über Raum und Zeit hinweg zu schaffen». Der Gründer Knud W. Jensen beauftragte Mitte der fünfziger Jahre die Architekten Jørgen Bo und Wilhelm Wohlert mit dem Bau des Museumsgebäudes, das an die bestehende alte Villa angrenzt. Schon damals war der Grundgedanke, Architektur mit der natürlichen Umgebung zu verbinden.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1958 hat sich das Louisiana stetig vergrössert. An allen sieben Erweiterungen und Umbauten waren die Architekten Bo und Wohlert beteiligt. In den verschiedenen Museumsgebäuden, die über den Park verteilt sind, gibt es insgesamt sechs verschiedene Ausstellungen zu besuchen.

Aktuelle Ausstellungen: «Franz Gertsch» (21. Juni bis 10. November 2024), «Ronnie Horn» (2. Mai bis 1. September 2024), «Kentridge – The Refusal of Time» (28. Februar bis 13. Oktober 2024), «Bourgeois × Giacometti» (9. Januar 2024 bis 19. Januar 2025), «Sculpture from Louisiana’s Collection» (19. Dezember 2023 bis 24. November 2024); louisiana.dk

4. Insel Hombroich, Deutschland

Nach mehr als dreijähriger Sanierung wurde im Juni 2024 die begehbare Skulptur von Erwin Heerich wiedereröffnet: das «Labyrinth». Sie ist der grösste Ausstellungspavillon im Landschaftspark auf der Insel Hombroich. Noch steht das Gebäude leer, damit sich Besuchende voll und ganz auf den Bau als künstlerisches Werk konzentrieren können. Ab Herbst dann zieht die Sammlung mit fernöstlicher Kunst, archäologischen Fundstücken und Werken europäischer Moderne ein.

«Labyrinth» ist eine der insgesamt zehn Skulpturen der Insel Hombroich. Das 1987 eröffnete Tageslichtmuseum steht auf einem Landschaftsschutzareal in der Grösse von 21 Hektaren. Entstanden ist der Ort in Anlehnung an eine Äusserung von Paul Cézanne, Kunst sei eine Harmonie parallel zur Natur.

Aktuelle Ausstellungen: «Das neue Labyrinth» (ab 21. Juni 2024),
«Gotthard Graubner – Im Zentrum die Farbe» (20. April bis 3. November 2024), «Gleichklang in Autonomie – Hildegard und Erwin Heerich» (19. Mai 2024 bis 23. Februar 2025), «Bernhard Fuchs – Hofau» (6. Mai bis 25. August 2024), «Wachhaus #09: Rabea Chatha», (7. Juli bis 25. August 2024); inselhombroich.de

5. Bechtler Stiftung, Schweiz

Wer nicht ganz so weit reisen will oder gerade nicht kann, steigt in Zürich am besten einfach einmal in die S-Bahn Richtung Uster. Ziel ist die Bechtler Stiftung, wo Walter de Marias Werk «The 2000 Sculpture» und die Videoinstallation «I Couldn’t Agree With You More» von Pipilotti Rist gezeigt werden.

Nebst den beiden dauerhaft ausgestellten Installationen zeigt die Bechtler Stiftung zweimal jährlich Wechselausstellungen. Zurzeit (bis Ende Oktober 2024): Werke der schottischen Künstlerin Karla Black, die mit Alltagsmaterialien wie Gips, Zellophan, Make-up und verschiedenen Haushaltsgegenständen arbeitet.

Gleich hinter dem Museumsbau befindet sich der Zellweger Park, der zur Entdeckung weiterer Werke der internationalen und Schweizer Gegenwartskunst einlädt, etwa die erneuerte Kawamata-Brücke «Drift Structure» und das 2022 neu erbaute Baumhaus «Tree Hut» von Tadashi Kawamata.

Aktuelle Wechselausstellung: «Karla Black» (21. April bis 6. Oktober 2024); bechtlerstiftung.ch

6. Peggy Guggenheim Collection, Italien

Städtischer ist die Nachbarschaft der Peggy Guggenheim Collection, die dafür direkt am Wasser liegt. Die Sammlung umfasst insbesondere europäische und nordamerikanische Kunst des 20. Jahrhunderts und ist eine der bedeutendsten in Italien. Zu Hause sind die Werke im einstigen Wohnhaus von Peggy Guggenheim, dem Palazzo Venier dei Leoni. Das Museum ist Teil der Solomon R. Guggenheim Foundation in New York, die von Peggy Guggenheims Onkel gegründet wurde.

Aktuelle Wechselausstellung: «Jean Cocteau: The Juggler’s Revenge» (13. April bis 16. September 2024); guggenheim-venice.it

7. Yorkshire Sculpture Park, Grossbritannien

Europas grösster Skulpturenpark befindet sich in West Bretton, Geburtsort der Bildhauer Henry Moore und Barbara Hepworth. Natürlich sind die beiden entsprechend gut vertreten im Yorkshire Sculpture Park. Auf der über 500 Hektaren grossen Landschaftsfläche lassen sich ausserdem Künstlerinnen und Künstler aus der ganzen Welt entdecken: aus Australien, Österreich, Bangladesh, Brasilien, Indien, Südkorea und vielen weiteren Ländern.

Bis 1. September sind etwa vier grosse Skulpturen von Damien Hirst zu sehen, auch Werke von Ai Weiwei oder Phyllida Barlow waren hier schon ausgestellt.

Insgesamt gibt es jeweils um die 90 Skulpturen im Park zu entdecken. Ausserdem zählt der Park sechs überdachte Galerien, mit permanenten und wechselnden Ausstellungen.

Aktuelle Wechselausstellungen: «Bharti Kher: Alchemies» (22. Juni 2024 bis 27. April 2025), «Damien Hirst» (fortlaufend), «Daniel Arsham: Relics in the Landscape» (bis 30. März 2025), «Leilah Babirye: Obumu (Unity)» (23. März bis 8. September 2024); ysp.org.uk

8. Fondation Beyeler, Schweiz

Die Fondation Beyeler darf auf dieser Liste nicht fehlen. Das Ehepaar Ernst und Hildy Beyeler gründete das Museum mit dem Ziel, ein breites Publikum für Kunst zu begeistern. Schon immer standen neben kultureller Bildung zwischenmenschliche Begegnungen im Zentrum.

Das Kunstmuseum in Riehen ist eines der meistbesuchten in der Schweiz. Nebst der umfangreichen Sammlung und wechselnden Ausstellungen zieht auch der Ort an sich Besucherinnen und Besucher an. Zeit und Ort gehen im Berower Park vergessen.

Aktuelle Wechselausstellungen: «I Can’t Tell If This Longing Is My Own» (19. Mai bis 11. August 2024), «Sammlungspräsentation» (26. August 2024 bis 5. Januar 2025), «Matisse – Einladung zur Reise» (22. September 2024 bis 26. Januar 2025); fondationbeyeler.ch

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