Ländlicher Luxus

Apuliens in Hotels verwandelte Masserie verbinden das rustikale Wohnerlebnis mit urbanem Schick und dem Luxus einer Fünf-Sterne-Residenz.

Die Landschaft zwischen Bari und Brindisi sowie zwischen Adria und Ionischem Meer galt schon immer als besonders reizvoll, doch attraktive Unterkünfte suchte man lange vergebens. Und was nützen zauberhafte Barockstädtchen, grandiose Restaurants und eine Küste, die nicht nur im Sommer spannend ist, wenn es keine Hotels gibt, die dem ländlichen Charme der Region entsprechen?

Noch vor rund zwanzig Jahren waren die meisten Masserie als landwirtschaftliche Betriebe aktiv. Dann kamen findige Bauern auf die Idee, ihren Besitz in einen Agriturismo zu verwandeln und Ferienreisenden einen so einfachen wie rustikalen Aufenthalt zu ermöglichen. Erst Vittorio Muolo, der aus einer Hoteliersfamilie aus der Region stammt, erkannte die Marktlücke und lancierte praktisch im Alleingang einen neuen Trend: ländlichen Luxus – also historische Gebäude mit am Zeitgeist orientiertem Stil und modernstem Komfort.

Seine beiden Masserie «Torre Maizza» und «Torre Coccaro» waren die ersten Landhotels neuen Stils – sie zählen bis heute zu den schönsten, haben aber inzwischen einige gut gelungene Mitbewerber.

1. Masseria Calderisi, Fasano

Die Masseria stand bereits zum Verkauf, als die Münchner Jutta und Max von Braunmühl vor gut zwei Jahrzehnten ihre ersten Ferien in Apulien verbrachten. Sie stand immer noch leer, als sie vor fünfzehn Jahren gleich nebenan in der Masseria Torre Maizza geheiratet haben, und auch später, als sie jeden Sommer mit ihren Töchtern in die Ferien nach Apulien fuhren.

«Wir haben immer mit einer Masseria geliebäugelt, für uns als Familie, als ein zweites Zuhause», sagt Jutta von Braunmühl. Dafür schien das «Calderisi» mit seinen diversen Gebäuden, den acht Hektaren Land und rund 140 uralten Olivenbäumen aber ein paar Nummern zu gross – also wurde aus dem 1658 errichteten Landgut kein Ferienhaus, sondern ein Hotel.

Heute wohnt man dort in 24 chic gestalteten Zimmern und Suiten, in den früheren Ställen sind 5 grosszügige, lichtdurchflutete Suiten untergebracht, ein anderes Gebäude beherbergt eine freistehende Gästevilla mit Pool. Die Tische des Restaurants La Corte stehen im ehemaligen Heulager und auf der Piazza vor der Tür, die Einrichtung präsentiert sich als stilsichere Mischung aus selbst entworfenen und vor Ort gefertigten Möbeln, marokkanischen Teppichen, bunten Fliesen aus Süditalien und mit Pierre-Frey-Stoffen bezogenen Kissen. Dazu: XXL-Pool, Spa und Beach Club.

masseriacalderisi.com, Doppelzimmer ab 380 Euro

2. Masseria Cimino, Fasano

Das Hotel ist eine Schwester des viel grösseren und viel bekannteren Resorts Borgo Egnazia – erst kürzlich anlässlich des G-7-Treffens von Staatsoberhäuptern und Regierungschefs wieder in den Medien –, bespielt eine pflaumenrote, befestigte Masseria aus dem 18. Jahrhundert und präsentiert sich als wunderbar unprätentiöses Gegenstück zu den noblen Restaurants und Unterkünften in der Region.

Das 2006 von den Schwestern Marisa Melpignano und Annamaria Lisi eröffnete Gästehaus hat eine klare Stilrichtung: Alles ist puristisch und hochwertig. Die 15 kalkweissen Zimmer sind mit wenigen, mit Bedacht ausgewählten Antiquitäten eingerichtet, die Textilien in hellen Naturfarben gehalten, die Bäder rustikal, aber durchgestylt. Es gibt einen schönen Pool, einen Golfplatz und eine herrliche Terrasse mit ausladenden Tagesbetten für ruhige Mussestunden.

Abends sitzen die Gäste an schlichten Holztischen im ehemaligen Kuhstall des Landguts und bekommen schlichte, unverfälschte Spezialitäten und die köstlichen Weine der Region serviert. «Wir möchten, dass unsere Gäste sich wie in ihrem eigenen Ferienhaus fühlen», sagt Annamaria Lisi, die die Masseria leitet, «nur dass hier niemand selber sein Bett machen muss.»

masseriacimino.it, Doppelzimmer ab 110 Euro pro Person inklusive Halbpension

3. Masseria Torre Coccaro, Savelletri

Ein wunderschönes, sehr romantisches Anwesen, das von einem Wachturm aus dem 16. Jahrhundert dominiert wird. Die weitläufige Anlage ist in einer üppig blühenden Gartenlandschaft eingebettet, dazu gehören ein geräumiges Farmhaus, ein Golfplatz, ein sehr schicker Beach Club sowie viele hier und dort verstreute Terrassen, die auch von Einheimischen gerne zum Aperitivo besucht werden.

«Natürlich profitieren wir von der natürlich gewachsenen Schönheit unserer Anlage», sagt der Inhaber Vittorio Muolo, «aber was ‹Torre Coccaro› wirklich ausmacht, ist der Service. Wir haben sehr viel Personal, und viele Mitarbeitende sind seit Jahrzehnten bei uns.»

In den 36 weiss getünchten Zimmern und Suiten der «Torre Coccaro» stehen Baldachinbetten und hell bezogene Sitzgruppen, in den Gärten wachsen Bougainvilleen, Jasmin und Kakteen. Es gibt die «New York Times» und Wi-Fi, im Restaurant werden köstliche Seeigel und im Ofen geschmorter Wolfsbarsch auf die mit weissem Leinen gedeckten Tische gebracht.

Zum Betrieb gehören eine Reitanlage, ein 18-Loch-Golfplatz, ein Aveda Spa und ein Beach Club, der es locker mit den angesagten Etablissements von Saint-Tropez aufnehmen kann. Die Anlage bietet alle Annehmlichkeiten eines Luxushotels, bleibt aber trotzdem ein funktionierender landwirtschaftlicher Betrieb mit knapp 1100 teilweise tausendjährigen Olivenbäumen, aus deren Früchten jährlich 4000 Liter feinstes «extra vergine» gewonnen werden.

masseriatorrecoccaro.com, Doppelzimmer ab 395 Euro.

4. Masseria Torre Maizza, Savelletri

Direkt neben der «Torre Coccaro» steht die kleinere Masseria Torre Maizza, die Vittorio Muolo einst Giorgio Armani vor der Nase wegschnappte und sie Jahre später, nachdem er sie in ein edles 15-Suiten-Hotel verwandelt hatte, dem britischen Kult-Hotelier Rocco Forte überliess, der sie nach einer umfangreichen Umgestaltung vor fünf Jahren neu eröffnete.

Nach wie vor punktet das Anwesen mit einem Farbenspektakel aus kühlen weissen Wände, knallrosa Bougainvilleen, einem türkis schimmernden Pool und viel Grün. Dazu kommen die farbenprächtigen Keramiken von Enza Fasano, vor Ort hergestellte Möbel aus Weidengeflecht und in feinster Handarbeit bestickte Textilien, die die diversen Schattierungen der süditalienischen Natur aufnehmen.

Überhaupt steht die Natur im Mittelpunkt der Masseria, sei es in den erstklassigen Pflegeprodukten von Irene Forte, sei es durch die ländlichen Wald-und-Wiesen-Blumenbouquets oder durch die kreative Küche von Fulvio Pierangelini, dessen Menuauswahl mit Fisch und Gemüse in oft wenig bekannten südländischen Zubereitungen glänzt.

Den Tag kann man stilvoll im schicken Beach Club Lido Bambù vertrödeln, zur Apéro-Stunde singt der Pianist Carmelo italienische Klassiker, die bestens zu einem Glas Spumante oder einem gut gemischten Cocktail von der Bar passen.

roccofortehotels.com, Doppelzimmer ab 780 Euro

5. Masseria Montenapoleone, Pezze di Greco

Eine schmale Strasse führt zwischen dichten Rosmarinsträuchern und blühenden Oleanderstauden zu einem verwunschenen Garten, in dem wie selbstverständlich Installationen zeitgenössischer Künstler stehen. Es ist das Reich von Giuliano und Alessandra Monteneve, die unweit des winzigen Weilers Pezze di Greco einen Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert in eine verwunschene Oase verwandelt und dabei Upcycling-Objekten, Vintage-Mobiliar und Trouvaillen von Antiquitätenmärkten ein zweites Leben beschert haben.

In den 20 Zimmern und Suiten der Masseria stehen Schuhablagen aus alten Fensterläden neben schmiedeeisernen Betten aus dem frühen 20. Jahrhundert und Gegenständen, die aus den rudimentären Geräten der Landwirtschaft entstanden sind.

In dieser zugleich rustikalen und am Zeitgeist orientierten Umgebung geniessen die Monteneves mit ihrer Tochter und ihren Gästen ein ruhiges, romantisches und sehr entspanntes Landleben, das die Gaben der Natur in fast jeden Aspekt mit einbezieht – ganz gleich, ob es der Duft der Blumen, Kräuter und Obstbäume ist, der jeden, der sich hier aufhält, auf Schritt und Tritt begleitet, oder das frische Obst und Gemüse, das vom Küchenteam morgens gepflückt und in der Küche des gleich hinter dem Pool gelegenen Terrassenrestaurants La Falegnameria zubereitet wird. Im Herbarium, dem ganzheitlichen Spa der Masseria, entstehen zudem eigene Massage- und Aromatherapieöle, die je nach Jahreszeit wechseln.

masseriamontenapoleone.it, Doppelzimmer ab 221 Euro

6. Masseria Moroseta, Ostuni

Puristische Interpretation der Masseria-Idee. Das Besondere an der 2016 eröffneten Anlage: Sie ist neu und zeigt, wie schön moderne Architektur den historischen Masseria-Stil sowie die alten Bautechniken und Materialien aufgreifen kann.

Der Inhaber Carlo Lanzini und der britischen Interior-Designer Andrew Trotter schufen ein minimalistisches, teilweise rustikales und ausgesprochen lässiges 6-Zimmer-Hotel mit einem grosszügigen Pool und einem kleinen Spa.

masseriamoroseta.it, Doppelzimmer ab 300 Euro

7. Masseria Prosperi, Frassanito

Diese Masseria steht in der ländlichen Region um die hübsche Kleinstadt Otranto, nur wenige Kilometer von der Küste und einigen der schönsten Strände des Salento entfernt. Die Inhaberin Mercedes Prosperi hat sich von Anfang an der Slow-Philosophie verschrieben – mit Respekt vor und in direktem Kontakt mit der Natur, in der ihr Besitz eingebettet ist.

Die ganze Anlage wurde sorgfältig renoviert, der Stil ist schlicht und stilvoll, trotzdem ist die ländliche Atmosphäre immer noch spürbar. Zur Verfügung stehen insgesamt 6 Gästezimmer, eingerichtet mit einer gekonnten Mischung aus Vintage und modernem Design, einem Esszimmer mit Wohnküche, einem türkischen Bad und einem Salzwasser-Pool.

Viel Platz steht den Tieren von Prosperi zur Verfügung – es gibt aber auch jede Menge davon: Pferde, Esel, Ziegen, Hunde, Katzen, Gänse, manche davon gefunden, manche gerettet, andere einfach von allein gekommen. Man darf seine eigenen Haustiere inklusive Pferde mitbringen, im Gemüsegarten helfen und von den Kirschen, Pfirsichen und Feigen naschen. Richtiges Essen bereitet der Küchenchef Antonio zu, der aus den Produkten der Landwirtschaft köstliche regionale Gerichte zaubert.

masseriaprosperi.it, Doppelzimmer ab 205 Euro

8. Masseria Alchimia, Fasano

Die strahlend weisse Masseria steht unweit vom Meer gleich hinter dem hübschen Fischerdorf Savelletri und gehört der Schweizerin Caroline Groszer, die das 700 Quadratmeter grosse Anwesen aus dem 18. Jahrhundert zusammen mit drei Hektaren Land einem Bauern abgekauft hat.

Das Gebäude war damals seit dreissig Jahren verlassen – heute stehen zahlenden Gästen 10 unterschiedlich bemessene und mit Designermobiliar von Arne Jacobsen, Charles und Ray Eames, Eero Saarinen und Philippe Starck möblierte Studios zur Verfügung, jedes mit eigenem Eingang, Kitchenette und Sitzplatz im Freien.

Wie bei vielen der Hotel-Masserie wurde auf Umweltfreundlichkeit geachtet: Solarpanels erzeugen Strom, das Regenwasser wird gesammelt, alle Lampen sind mit energiesparenden Glühbirnen versehen. «‹Alchimia› steht für eine funktionierende Verbindung zwischen gegensätzlichen Dingen», erklärt Caroline Groszer, «Alt und Neu bilden ein harmonisches Gleichgewicht.»

alchimiacollection.com, Doppelzimmer ab 57 Euro

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