Zwar ist das Handelsvolumen mit Thailand noch relativ gering. Das Land hat aber grosse Ambitionen.
Am Donnerstag unterzeichneten die Efta-Staaten und Thailand am Rande des WEF ein Handelsabkommen. Anwesend in Davos waren die thailändische Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra und Guy Parmelin sowie die Vertreter der weiteren Efta-Länder. Die Schweiz bildet zusammen mit Norwegen, Island und Lichtenstein die Europäische Freihandelsassoziation.
Die Verhandlungen für das Freihandelsabkommen mit Thailand hatten bereits 2005 begonnen, kamen ein Jahr später aber zum Erliegen, bis ins Jahr 2022. Im vergangenen November einigten sich die Länder auf ein Vertragswerk.
Das neue Abkommen soll laut Parmelin gegenseitige Rechtssicherheit schaffen, und Handelsschranken wie Zölle sollen abgebaut werden. Ausserdem erhalte der Vertragstext ein Kapitel zum Thema Nachhaltigkeit. In Zukunft könnte ein Expertenrat geschaffen werden, der beide Vertragspartner in Nachhaltigkeitsfragen und allfälligen Disputen berät.
Geringes Handelsvolumen
Im Jahr 2023 betrug das Handelsvolumen zwischen Thailand und den Efta-Staaten 3,2 Milliarden Dollar, wovon 1,8 Milliarden Dollar Importe aus Thailand waren und 1,4 Milliarden Dollar Exporte von den Efta-Staaten nach Thailand. Die wichtigsten Schweizer Branchen, die in Thailand aktiv sind, sind die Maschinenbauindustrie, die Uhrenindustrie und die Pharmaunternehmen. Prominentes Beispiel eines thailändischen Unternehmens in der Schweiz ist die Central Group, welche die Warenhauskette Globus im vergangenen Jahr ganz übernommen hat.
Das Handelsvolumen zwischen den Ländern ist zwar noch relativ gering, Thailand hat allerdings ambitionierte Pläne. Das Land will das letzthin enttäuschende Wirtschaftswachstum ankurbeln und zu einem international geschätzten Technologie- und Produktionsstandort werden. Dabei folgt Thailand dem Beispiel Vietnam. Dieses und der Nachbar Indonesien hatten Thailand jüngst als Standort für internationale Firmen überholt.
Thailands Ministerpräsidentin soll die oberste Verkäuferin der neuen Wirtschaftsstrategie sein, das Land befindet sich derzeit in den Verhandlungen für mehrere Freihandelsabkommen. Jenes mit der Schweiz und den anderen Efta-Staaten ist ein Erfolg für Thailand: Es ist das erste Abkommen mit einem europäischen Gegenpart. Das Land kann sich so als global verlässlicher Wirtschaftspartner positionieren. Thailands Image war in den vergangenen Jahren angekratzt. 2014 erlebte das Land einen Militärputsch, woraufhin alte Partner im Westen auf Distanz gingen. 2o23 fanden dann demokratische Wahlen statt, die Partei, die gewann, wurde allerdings später verboten.
Zugang für Schweizer Unternehmen
Auf Schweizer Seite erhofft man sich vom Freihandelsabkommen neue Möglichkeiten für Schweizer Unternehmer im thailändischen Markt. «Kurzfristig erhoffen wir uns vom Freihandelsabkommen vor allem, dass Schweizer Unternehmen merken, dass Thailand ein attraktiver Standort ist in Südostasien», sagt Marco Rudin von der schweizerisch-thailändischen Handelskammer in Bangkok.
Er zieht den Vergleich mit Indien: Nachdem die Efta-Staaten vergangenes Jahr in Delhi ein Handelsabkommen unterzeichnet hatten, erkundigten sich plötzlich zahlreiche Schweizer Unternehmen bei der entsprechenden Handelskammer nach Indiens Potenzial.
Ein Knackpunkt auf Schweizer Seite für das Freihandelsabkommen war wie schon beim indischen Abkommen der Patentschutz. Dieser ist nun fest verankert. Dass der Fischhandel im neuen Handelsabkommen detailliert geregelt ist, hat mit den Schweizer Efta-Partnern zu tun: Norwegen exportiert vorwiegend Fischprodukte nach Thailand.
Zölle sollen sinken
Jene Schweizer Unternehmen, die bereits in Thailand aktiv seien, schätzten die Präzisionsarbeit und den hohen Produktionsstandard, sagt Rudin. Mehrere Schweizer Uhrenproduzenten hätten sich in Thailand angesiedelt, zudem Maschinenbauer wie Oerlikon und auch die grossen Pharmaunternehmen wie Roche und Novartis. «Der Handel ist schon da, jetzt müssen noch die Zölle abgebaut werden», sagt Rudin.
Das Abkommen muss noch vom Parlament ratifiziert werden und dürfte erst im nächsten oder übernächsten Jahr in Kraft treten. Dann sollen auch die Zölle stufenweise sinken. Diese werden nicht nur die erwähnten Branchen betreffen. Thailand schützt einzelne Wirtschaftszweige mit hohen Importzöllen, so sind Nestlés Nespresso-Kapseln in Bangkok beispielsweise fast doppelt so teuer wie in der Schweiz.