Dienstag, März 25

Der Nationaltrainer mag vor dem Spiel gegen Luxemburg nicht über Resultate reden – für ihn zählt nur der Herbst. Ist es wirklich so einfach?

Murat Yakin ist kein Mann, der seine Meinung einfach so ändert. Er hat manchmal die Gabe, es sich in seiner eigenen Realität gemütlich einzurichten, das beweist er auch an diesem Montag in St. Gallen wieder. Da wird der Schweizer Nationaltrainer gefragt, ob er jetzt, mit etwas Abstand, die Leistung seines Teams in Nordirland vielleicht etwas anders bewerte.

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Die kurze Antwort lautet: Nein, tut er nicht. Yakin hatte sich am Freitagabend zufrieden gezeigt mit dem Auftritt seiner Fussballer im Windsor Park, der Heimstätte der tapferen, aber bescheidenen und grösstenteils in unterklassigen Ligen engagierten Nordiren. Und er tut das auch drei Tage später noch. 1:1 hatten die Schweizer in Belfast gespielt, in einem Spiel, in dem sie zwar oft den Ball hatten, aber nur wenig zustande brachten.

Für sich genommen war das Resultat verkraftbar, so, wie das im vergangenen Herbst der Abstieg aus der obersten Spielklasse der Nations League gewesen war. Aber in der Summe ist für die Schweizer Fussballer seit der erfolgreichen EM im vergangenen Sommer mittlerweile einiges zusammengekommen. Acht Spiele warten sie jetzt schon auf einen Sieg, und das hat etwas zu bedeuten. Nur schon, weil ihnen das zuletzt vor fast vierzig Jahren passiert ist, Mitte der 1980er Jahre, unter den Nationaltrainern Paul Wolfisberg und Daniel Jeandupeux. Damals blieb die Schweiz neun Spiele ohne Sieg.

Er will doch nur casten

Seither hat sich einiges verändert, neben dem Fussballplatz und auf ihm. Dort gehört die Schweiz an den grossen Turnieren mittlerweile zu den Stammgästen, 10 der letzten 11 WM und EM hat sie erreicht. Das ist eine Bilanz, die nur wenige Länder aufweisen – schon gar nicht das Schweizer Nationalteam früherer Tage. In den 1980er Jahren war es an keiner einzigen Endrunde dabei.

Die nächste WM findet 2026 in den USA, Kanada und Mexiko statt. Im Herbst absolviert die Schweiz die Qualifikation für das Turnier, und wenn Murat Yakin über die lange Serie ohne Sieg sprechen soll, dann landet er immer rasch bei diesem Herbst. «Alles, was wir machen, ist für den Herbst», sagt er am Montag an der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Luxemburg, das die Schweizer nun wirklich gewinnen sollten, mehr als einmal. Und schiebt dann – mehr als einmal – hinterher, dass man das doch jetzt schon mehrfach kommuniziert habe.

Tatsächlich nutzt der Nationaltrainer die Spiele gegen Nordirland und am Dienstag in St. Gallen gegen Luxemburg (20 Uhr 45), um im Hinblick auf die WM-Qualifikation eine Art Casting durchzuführen. Und er hat das mittlerweile tatsächlich mehr als einmal erwähnt. Yakin hat Fussballer wie Lucas Blondel und Stefan Gartenmann aufgeboten, zwei Verteidiger, die in Argentinien und in Ungarn spielen.

Hierzulande hatte sie bis vor kurzem niemand auf der Rechnung. Doch dann förderte die Stammbaumforschung zutage, dass sie Schweizer Ahnen haben, und bald darauf wurden sie von Yakin auch schon für die Nationalmannschaft aufgeboten. Was wiederum zeigt, dass die Anforderungen dafür tiefer sind als auch schon.

Die WM-Qualifikation kommt schnell

Über Resultate, sagte Yakin am Montag, könne man jetzt nicht diskutieren, wegen des Castings, wegen der aus gesundheitlichen Gründen fehlenden Stammkräfte auch, wobei der Nationaltrainer sich die Zeit nahm, ein paar von ihnen aufzuzählen: Manuel Akanji, Granit Xhaka, Remo Freuler, auch Zeki Amdouni.

Aber über Resultate wird immer diskutiert – erst recht, wenn ein Team so lange auf einen Sieg wartet wie seit vierzig Jahren nicht mehr. Auch Yakin weiss das, aber er schert sich nicht darum. Und so castet er einfach weiter, als ob nichts wäre, auch gegen Luxemburg.

Der ewige Linksverteidiger Ricardo Rodriguez wird in St. Gallen nicht mitspielen. Ebenso wenig Gregor Kobel, der Stammgoalie, und Breel Embolo, der sonst gesetzte Stürmer, das hat Yakin schon angekündigt. Den Captain dürfte der Mittelfeldspieler Denis Zakaria geben, der Genfer, der in Frankreich glänzt, im Nationalteam aber einfach nicht ankommt. Beim 1:1 in Belfast, als ihn das Schweizer Team in Abwesenheit von Freuler und Xhaka im Zentrum benötigt hätte, war Zakaria nicht zu sehen.

Yakin castet unverdrossen weiter, aber welche Rollen will er eigentlich besetzen? Und braucht das Team nicht auch Zeit, um sich einzuspielen und im Hinblick auf die eng getaktete WM-Qualifikation im Herbst zu wachsen, wenn es in sechs Spielen innert etwas mehr als zwei Monaten in einer komplizierten Gruppe gegen Schweden, Slowenien und Kosovo antritt? Vorher kommt das Nationalteam nur noch ein Mal zusammen, im Juni, für eine Amerikareise und Länderspiele gegen die USA und Mexiko.

In Nordirland erzielten die Schweizer ihr einziges Tor nach einem Eckball. Aus dem Spiel heraus kreierten sie kaum einmal eine Chance, und als ihnen das doch einmal gelang, war Alvyn Sanches der Urheber. Der 22-Jährige flankte präzise in den Strafraum, wo Andi Zeqiri am nordirischen Goalie scheiterte.

Sanches deutete an, dass er dem Team jenen Schuss Ideenreichtum zuführen kann, den es so dringend braucht. Doch dann verletzte sich Sanches, Kreuzbandriss, viele Monate Pause. Casting abgebrochen, frühzeitig, ausgerechnet für ihn, einen hochbegabten Kreativgeist, wie er sich auf Yakins Vorspielliste nur einmal findet.

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