Mit einem 3:1-Sieg gegen Finnland schöpft das Team von Patrick Fischer Mut für den Viertelfinal am Donnerstag.

Die Brisanz des letzten Gruppenspiels zwischen der Schweiz und Finnland an der Eishockey-Weltmeisterschaft in Prag war bereits vor dem Anspiel auf ein theoretisches Minimum gesunken. Nach der überraschenden Niederlage der Österreicher gegen die Absteiger aus Grossbritannien zur Mittagszeit (2:4) hatten sich auch die bisher enttäuschenden Finnen bereits für den Viertelfinal qualifiziert. Zur Strafe für ihre bisher enttäuschenden Leistungen treffen sie dort am Donnerstag auf die souveränen Schweden, die die Vorrunde als einziges der 16 Teams verlustpunktlos überstanden.

Die Schweizer hatten ihren Platz unter den letzten Acht des Turniers bereits seit der 8:0-Gala am Samstag gegen Dänemark auf sicher. Die einzig offene Frage, die sich für sie vor dem letzten Gruppenspiel noch stellte, war: USA oder Deutschland. Ausgerechnet jene Teams, die sie an den vergangenen drei WM-Turnieren im Viertelfinal jeweils gestoppt hatten.

Die USA statt Deutschland

Nach dem 3:1 lautet die Antwort: Deutschland. Manch einem mag darüber das Herz schneller zu klopfen beginnen. Denn in der Schweiz hat sich in den vergangenen Jahren so etwas wie ein Trauma gegen den nördlichen Nachbarn und liebsten Rivalen breit gemacht. Die Schweiz hat die letzten drei Knock-out-Spiele gegen die Deutschen an den Olympia-Turnieren 2018 in Pyeongchang und 2021 und 2023 in Riga allesamt verloren. Vor allem das 1:3 vor einem Jahr schmerzte und setzte den Coach Patrick Fischer enorm unter Druck.

Unterschätzen werden die Schweizer die Deutschen also sicher nicht. Alle sind gewarnt. Deutschlands Eishockey ist längst auf Augenhöhe mit jenem in der Schweiz. Doch die Deutschen machten in Prag keinen ganz so stabilen Eindruck wie vor einem Jahr, als sie bis in den Final und zur Silbermedaille stürmten. Im Gegensatz zu den Schweizer fehlen den Deutschen ein paar wichtige Spieler aus Übersee.

Die Schweizer hingegen überzeugten beim Erfolg gegen die Finnen erneut. Kevin Fiala erzielte zwei Treffer, er ist mittlerweile bei sechs Turnier-Toren angelangt. Roman Josi zeigte sein übliches grosses Pensum. Nach dem Match sagte er im Interview: «Wir waren heute sehr geduldig und verteidigten im letzten Drittel sehr solid. Das braucht es auch im Viertelfinal.»

Die grosse Frage: Wer steht im Tor?

Die nächste Hürde wird so oder so massiv höher. Philipp Furrer, Mitglied der Silbermannschaft von 2013 in Stockholm und mittlerweile nun als Co-Kommentator für das Schweizer Fernsehen an der WM unterwegs, sagt vergangene Woche im Gespräch mit der NZZ. «Um die Viertelfinal endlich wieder einmal zu überstehen, brauchen wir dort auch eine herausragende Torhüter-Leistung.» Vor zwei Jahren hatte Leonardo Genoni bei 0:3 gegen die USA einen seinen seltenen schwächeren Abende eingezogen (86.36 Prozent gehaltener Schüsse). Möglicherweise setzte Patrick Fischer deshalb vor einem Jahr auf Robert Mayer und lag mit dieser Wahl erneut falsch (1:3 und 86.96 Prozent gehaltener Schüsse).

Das zeigt: Welcher Torhüter im Tor steht, ist wahrscheinlich nicht die alles entscheidende Frage. Trotzdem gab Fischer im Spiel gegen Finnland noch einmal dem jungen Akira Schmid eine Einsatzgelegenheit. Ob er das nun getan hat, um Genoni eine Pause zu gewähren oder Schmid noch einmal zu sehen, weiss nur der Coach selber. Der Langnauer blieb bei seinem bisher einzigen ganzen WM-Spiel gegen Grossbritannien (3:0) ohne Gegentreffer, gegen Österreich war er im letzten Drittel für Reto Berra aufs Eis gekommen. Unwahrscheinlich ist einzig, dass Reto Berra im Tor stehen wird.

Anders als vor einem Jahr im bedeutungslosen letzten Gruppenspiel gegen die Letten, verzichtete Fischer diesmal darauf, Spieler zu schonen. Einzig Jonas Siegenthaler und Ken Jäger, beide leicht angeschlagen, pausierten. Und der Zürcher Verteidiger Christian Marti blieb im letzten Drittel in der Kabine. Die Schweizer scheinen also gerüstet für diesen Viertelfinal gegen Deutschland. Roman Josi sagte, man wisse, was sie erwartet. «Die Deutschen sind immer physisch und kampfstark. Doch wir sind bereit.» Der Donnerstag wird es zeigen.

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