Mittwoch, November 27

Vor Barcelona segeln erstmals auch Frauen um die bedeutendste Segel-Trophäe. Das Alinghi-Team startete besser als erwartet – es erhofft sich viel vom Women’s America’s Cup.

Die Freude stand Anja von Allmen am Samstag ins Gesicht geschrieben: «Ich bin wirklich stolz auf unsere Leistung heute. Selbst in den hitzigen Momenten haben wir einen kühlen Kopf bewahrt, was vor allem an der guten Stimmung und dem Vertrauen im Team liegt.» Die 21 Jahre alte Spiezerin hatte gerade ihr Debüt als Co-Steuerfrau im Women’s America’s Cup vor der Küste Barcelonas gegeben. Und die Skipperin Nathalie Brugger pflichtete ihr bei: «Insgesamt war es heute wirklich cool, Rennen zu fahren. Und wir hatten einen starken Start.»

Mit den Plätzen drei und zwei in den ersten zwei Rennen überraschten die Schweizerinnen wohl sich selbst. So gut klassiert war Alinghi nicht erwartet worden. Die Frauen haben nur wenige Segeltage auf dem kleinen AC40-Boot absolviert, mit dem die sechs America’s-Cup-Teams in Barcelona während Monaten trainiert hatten. In den Rennen drei und vier fielen die Alinghi-Seglerinnen bei schwierigen Bedingungen mit wechselnden Winden und Böen allerdings zurück; nach dem ersten Renntag liegen sie auf dem vierten Zwischenrang. Ihr Ziel ist am Donnerstag der dritte Platz, der die Qualifikation für die Halbfinals bedeuten würde.

Das Ungleichgewicht beheben

Mehr als siebzig Frauen stehen am ersten Women’s America’s Cup im Einsatz, unter ihnen befinden sich siebzehn Olympia-Medaillengewinnerinnen, verteilt auf die zwölf Teams aus ebenso vielen Ländern. Die sechs Frauen-Crews der am America’s Cup teilnehmenden Teams treten in der Gruppe A an, sechs weitere eingeladene Teams in der Gruppe B.

Grant Dalton, der CEO von Defenders New Zealand, hat den Wettbewerb ins Leben gerufen. An der Team-Präsentation waren sich die Seglerinnen der historischen Dimension des Anlasses bewusst. Die Cup-Premiere der Frauen sei mit vielen Hoffnungen verbunden, wie die australische Silbermedaillengewinnerin Olivia Price vor den Medien sagte: «Das ist hoffentlich der erste Schritt, um den Frauen-Rennsport weiterzuführen und den Weg für junge Seglerinnen zu ebnen, die nachrücken.» Ähnlich sieht es Coraline Jonet, die Projektmanagerin von Alinghis Frauenteam: «Den Organisatoren des ersten Women’s America’s Cup gebührt Anerkennung, denn es war längst überfällig, das Ungleichgewicht in diesem Sport zu beheben.»

Bertelli setzt künftig auf die jüngere Generation

Als Fernziel wünschen sich die Seglerinnen gemischte Teams am America’s Cup. Patrizio Bertelli, der CEO von Luna Rossa, teilt diese Auffassung allerdings nicht. «Meine Meinung ist in dieser Hinsicht negativ. Im Sport gibt es männliche und weibliche Crews, man kann McEnroe nicht mit Williams spielen sehen», sagte der Patriarch des Teams, das am Wochenende zum sechsten Mal am America’s Cup gescheitert ist. Der Prada-Besitzer machte die Bemerkung am Samstag, als die Frauen von Luna Rossa mit drei Siegen an die Spitze des Zwischenklassements segelten.

Immerhin glaubt der Chef von Luna Rossa an den Generationenwechsel im Segelsport. Mit der Ankündigung einer erneuten Challenge am nächsten America’s Cup gab Bertelli bekannt, dass er künftig auf die junge Generation setzen werde. Boote wie das AC40 seien eine wichtige Innovation, die jüngere Generation für den Sport zu begeistern. «Wir müssen anerkennen, dass sich der Segelsport verändert hat, und es ist sinnlos, ihn mit der Vergangenheit zu vergleichen, denn es sind zwei völlig verschiedene Welten. In dieser Hinsicht gibt es meiner Meinung nach keinen Weg zurück.»

Und vielleicht wird Bertelli seine Meinung über gemischte Cup-Crews ja auch noch ändern. Etwa dann, falls die Seglerinnen von Luna Rossa nach dem Youth-Cup auch den America’s Cup der Frauen gewinnen sollten.

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