Sonntag, Oktober 6

Eine Studie ergibt, dass es hierzulande noch zu viele Alltagshürden gibt, um Stromer so attraktiv zu machen wie Autos mit Verbrennungsmotor. Dass dem E-Auto mittelfristig die Zukunft gehört, bleibt für die Befragten aber klar.

Die Bereitschaft, demnächst ein Elektroauto zu kaufen, hat bei Kaufinteressenten in der Schweiz innerhalb eines Jahres abgenommen: Nur 23 Prozent würden in den nächsten zwei Jahren ein Batterieauto kaufen, vor einem Jahr waren es noch 34 Prozent. Das hat die Versicherungsgesellschaft Axa in ihrem zweiten «Mobilitätstacho» herausgefunden. Die mit dem Forschungsinstitut Sotomo durchgeführte repräsentative Studie beruht auf Online-Befragungen im April 2024.

Dass Elektroautos grundsätzlich für eine Neuanschaffung infrage kommen, scheint der Mehrheit jedoch weiterhin klar: Waren es 2023 noch 61 Prozent, die sich die Anschaffung eines Elektroautos generell vorstellen konnten, sind es ein Jahr später noch 60 Prozent. Die Zurückhaltung bezieht sich eher auf einen E-Auto-Kauf in den nächsten 24 Monaten. Die Befragten, 1800 Personen der deutschen und französischen Schweiz, wollen offenbar lieber noch ein paar Jahre abwarten.

Die Zurückhaltung beim Kauf von Elektroautos als nächstes Fahrzeug «scheint mehr mit konkreten Hürden als mit einer gestiegenen ideologischen Ablehnung zusammenzuhängen», heisst es in der Studie. Den grössten Verbesserungsbedarf sehen die Befragten bei der Batteriereichweite, den Lademöglichkeiten und beim Kaufpreis.

Wer bereits ein Elektroauto besitzt, ist gemäss Umfrage damit zufrieden, auch das hat die Befragung ergeben: 80 Prozent der E-Auto-Eigner wollen beim nächsten Autokauf wieder ein E-Auto anschaffen.

Wer sich für eine bestimmte Antriebsart entschieden hat, wechselt seine Ansicht gemäss Studie kaum: «Rund 60 Prozent der Personen mit Hybrid-Autos oder mit Verbrennern wollen sich wieder ein Auto mit gleichem Antrieb zulegen.» Daraus ist zu erkennen: Kunden in der Schweiz sind trotz der oft genannten Forderung nach Technologie-Offenheit beim eigenen Auto eher konservativ.

Vor allem Mieter haben zu wenige private Ladestationen

Eine der Hürden bei der Bereitschaft, ein Elektroauto zu kaufen, ist das Aufladen der Batterie am eigenen Wohnort, insbesondere bei Mietern. Die Befragung hat ergeben, dass nur bei drei Prozent der Mietenden mindestens eine Person im Haushalt ein Elektroauto besitzt, während es bei den Eigentümern 14 Prozent sind. Mietende planen zudem seltener den Kauf eines E-Autos, vor allem, weil ihnen der Zugang zu einer privaten Ladestation fehlt.

«Mietende können auch nicht ohne Einwilligung der Vermieterschaft eine Ladestation installieren», ist eine der Feststellungen der Studie. «Eine Ladestation zu Hause ist aber für die meisten Menschen eine zwingende Voraussetzung, damit für sie der Besitz eines E-Autos infrage kommt.»

Die Zurückhaltung gegenüber Stromfahrzeugen zeigt sich im Occasionsmarkt noch ausgeprägter. Da E-Autos überdurchschnittlich oft geleast sind, dürften künftig viele von ihnen auf dem Gebrauchtwagenmarkt landen. Wie die Befragung ergeben hat, stehen derzeit viele Kaufinteressierte der Anschaffung eines gebrauchten E-Autos aber noch skeptisch gegenüber.

Den Hauptgrund sehen die Befragten in der Sorge um den Batteriezustand der Fahrzeuge. Und das hat berechtigte Gründe, schliesslich sieht man den Occasionsfahrzeugen nicht an, wie oft ihre Akkus dem Stress einer Schnellladung oder einem Aufladen bis 100 Prozent ausgesetzt waren. Oft wird die Batterie dadurch so stark gefordert, dass sie nicht mehr die volle Batterieleistung erreichen kann.

Der «Mobilitätstacho» 2024 schlägt in diesem Zusammenhang vor, dass sich Verkäufer von gebrauchten E-Autos Batteriezertifikate ausstellen lassen. Viele moderne Händler und Werkstattbetriebe können solche «Health Check»-Dokumente für die Gebrauchtwagenakkus bereitstellen. Dadurch liesse sich mehr Vertrauen in Occasionsstromer schaffen.

Ein Drittel will weniger Förderung für E-Mobilität

Geteilter Meinung sind die Befragten, wenn es um die Förderung der Elektromobilität durch die Schweizer Politik geht. Gut 40 Prozent sind für eine stärkere staatliche Unterstützung, etwa in Form von Steuervergünstigungen für den Bau von privaten Ladestationen. Ein Drittel der Studienteilnehmer ist hingegen für weniger Fördermassnahmen.

Ein klareres Bild ergibt die Auswertung zum Wunsch nach zusätzlicher Förderung des öffentlichen Verkehrs zur Verbesserung des Umweltschutzes. 65 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass mehr ÖV-Förderung dem Umweltschutz dienlicher wäre als mehr Förderung von E-Autos. Nur 17 Prozent sind gegenteiliger Ansicht.

Es fällt in der Befragung auf, dass Autofahrer, die selbst schon E-Auto gefahren sind, die Elektromobilität besser bewerten als andere. Sie schätzen sowohl Fahrspass wie auch -komfort deutlich höher ein als Personen, die noch nie am Steuer eines Elektroautos sassen. Selbst von den Befragten, die Käufer eines E-Autos sind und von der Technologie überzeugt sind, geben rund drei Viertel an, Fahrspass und Fahrkomfort seien besser als sie vor dem Kauf erwartet hätten.

Im Hinblick auf ein bevorstehendes Grossangebot günstiger Elektroautos aus China auf dem Schweizer Markt ergibt der «Mobilitätstacho» 2024 einen weiteren interessanten Einblick: Für die Hälfte der Befragten ist das Herstellerland beim Autokauf wichtig. Deutschland ist dabei das mit Abstand beliebteste Herstellerland von Elektroautos. Nur 17 Prozent der angehenden E-Auto-Käufer können sich hingegen den Kauf eines chinesischen Wagens vorstellen.

Für die meisten ist beim Herkunftsland nicht etwa die Qualität der Autos ausschlaggebend, sondern «politische Differenzen zum chinesischen Regime sowie schlechte Arbeitsbedingungen und negative Umweltauswirkungen bei der Produktion», wie es in der Studie heisst. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass chinesische E-Auto-Marken in der Schweiz noch keinen hohen Bekanntheitsgrad und Markenwert haben.

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