Der Viertelfinal Deutschland gegen Spanien (ab 18 Uhr) gilt als vorgezogenes Endspiel. Das Mastermind der Deutschen sieht sich gut vorbereitet.

Älteren Herrschaften gebührt Respekt, aber man kann sich schon einmal einen kleinen Scherz erlauben. Das dachte sich wohl auch Josélu, der Ersatzstürmer von Real Madrid, ein Mannschaftskollege von Toni Kroos. Josélu gehört zum spanischen Team, das am Freitagabend in Stuttgart im Viertelfinal auf die deutsche Mannschaft trifft. Spanien, so Josélu, werde Toni Kroos «in Rente schicken.»

Toni Kroos, 34 Jahre alt, ist das Mastermind des deutschen Spiels. Er hat angekündigt, seine Karriere nach dem Turnier zu beenden. Der Champions-League-Sieg mit Real Madrid gegen Borussia Dortmund war sein letztes Spiel für die Königlichen. Und sollte die deutsche Mannschaft gegen Spanien ausscheiden, dann würde tatsächlich eintreten, was Josélu sich wünscht. Der vielleicht beste deutsche Fussballer der vergangenen zwei Jahrzehnte indes parierte die freundliche Stichelei des Kollegen bemerkenswert gelassen: «Ich lasse ihnen den Wunsch, aber ich versuche alles, dass er nicht in Erfüllung geht.»

Ilkay Gündogan signalisiert Unterstützung

Überhaupt wirkte Toni Kroos an der Medienkonferenz vor dem Viertelfinal nahezu tiefenentspannt. Zumal er sich um Unterstützung nicht sorgen muss. Sein Kollege Ilkay Gündogan vom FC Barcelona, der deutsche Captain, signalisiert Beistand: «Niemand muss daran erinnert werden, dass es das letzte Spiel für Toni sein könnte. Hoffentlich wird es das auch nicht, denn wir werden alles dafür tun, dass es noch zwei Spiele mehr geben wird.»

Kroos vertritt die Ansicht, dass solche Spiele trotz der hohen Qualität der Offensivkräfte auf beiden Seiten im Zentrum gewonnen werden. Sein Pendant auf der Gegenseite heisst Rodri, der Profi von Manchester City, der für enorme Stabilität im Spiel der Spanier sorgt. Zwar sei die Position der beiden ähnlich, doch ganz so einfach lassen sich die beiden nicht miteinander vergleichen. Rodri, so Kroos, spiele die klassische Position eines «Sechsers», wohingegen er, obwohl teilweise tief zurückgezogen, immer noch den Leverkusener Robert Andrich zur Absicherung habe: «Ich spiele eher in den Halbräumen. Ich suche meine Räume woanders.»

Toni Kroos formuliert wie der Stratege, der er auf dem Feld ist. Und keiner kennt den Gegner vom Freitag besser als er. Franz Beckenbauer hat einmal den Mittelfeldspieler Bernd Schuster als einen halben Spanier bezeichnet, weil Schuster für den FC Barcelona und Real Madrid spielte. Kroos hat dieses Prädikat ebenfalls längst.

Gefragt ist der Analytiker Kroos. Die Flügelspieler? Natürlich sehr stark, Spieler wie Nico Williams und Lamine Yamal seien aussergewöhnlich mit ihrer Technik und ihrer Geschwindigkeit. Vor allem der erst 16-jährige Yamal hat es dem alten Strategen angetan. Er habe ihn ja als Profi des FC Barcelona erlebt, und die Art und Weise, wie der 16-Jährige auftrete, sei phänomenal. «Mit 16 so konstant zu spielen und so wichtig zu sein für solche Mannschaften, die keine Ausbildungsvereine sind, davor muss man schon den Hut ziehen.»

Als Kroos debütierte, kam Lamine Yamal zur Welt

Ein Reporter vergass nicht, zu erwähnen, dass Lamine Yamal in dem Jahr zur Welt kam, in dem Kroos als Profi des FC Bayern München debütierte. 2007 war das, und es gab damals tatsächlich fachkundige Leute, die dem jungen Mann eine Weltkarriere vorhersagten. Der DFB-Trainer Nagelsmann erlaubte sich einen Scherz an der letzten Medienkonferenz vor dem Spiel, als er zu Lamine Yamal befragt wurde. Er sagte, er setze auf Jamal statt auf Yamal – und spielte damit auf den deutschen Zauberfuss Jamal Musiala an, der vor zwei Jahren ähnlich bestaunt wurde wie der junge Spanier dieser Tage.

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