Donnerstag, Oktober 24

Der rot-grüne Stadtrat wollte Private dazu animieren, Liegenschaften zu begrünen. Das Resultat ist kümmerlich.

Zürich hat sich auf mehr Grünraum fixiert. Der politisch rot-grün dominierte Stadtrat wendet jährlich Millionen von Franken dafür auf. Doch all die Planungen, Analysen und Fachstellen haben eine zweifelhafte Wirkung. Dies zeigt das «Programm Stadtgrün» beispielhaft. Vor einem Jahr wurde es an der Urne angenommen, am Dienstag legte der Stadtrat Rechenschaft über die Umsetzung ab.

130 Millionen Franken bis 2035 oder durchschnittlich 11 Millionen Franken pro Jahr haben die Stimmberechtigten gesprochen. Zusätzlich schuf die Stadt 20 Stellen – eigens mit dem Ziel, das Geld auszugeben. Dies, obwohl Grün Stadt Zürich bereits Hunderte gut qualifizierte Mitarbeitende beschäftigt. Vorzeigen kann die Stadt nach gut einem Jahr herzlich wenig, auch wenn die Tiefbauvorsteherin, die Stadträtin Simone Brander (SP), die Übung als Erfolg verkauft.

Die Stadt subventioniert eine stadteigene Stiftung

Brander präsentierte vor den Medien eine Blumenwiese von zehn mal zwanzig Metern als grösste Errungenschaft. Eine Blumenwiese notabene, die auf einem bestehenden Park beim Stauffacher angelegt wurde. Es lasse sich «auch auf einer kleinen Fläche eine Aufwertung erzeugen», sagte sie. Jedes Grün zähle. Was eine Umschreibung für das Backen kleiner Brötchen ist.

Die Grundidee der «Stadtgrün»-Vorlage war es, private Bauherren zu grüneren Bauprojekten zu ermuntern, beispielsweise in Form von Fassadenbegrünungen. Die Stadt sollte beraten und die Hälfte der Kosten übernehmen.

Zwar schreibt die Stadt jetzt stolz, sie habe 89 Beratungsanfragen erhalten und 46 Beratungen durchgeführt. Aber umgesetzt wurden lediglich Projekte in der Höhe von 1,5 Millionen Franken. Das ist kümmerlich.

Und selbst diese Angabe ist mit Vorsicht zu geniessen. Die «Pflanzgefässe aus geflochtener Weide», die die Stadt als Beispiel zitiert, stehen auf einer Dachterrasse in Besitz der PWG, einer stadteigenen Stiftung. Von privatem Engagement kann da kaum die Rede sein.

286 Bäume hat die Stadt gepflanzt, zusätzlich zu den üblichen jährlichen Pflanzungen bei Strassenbauprojekten. Auch das ist wenig, zumal Jungbäume Jahre brauchen, bis sie gross genug sind, um als Schattenspender zu dienen. Und zumal gleichzeitig der Baumbestand in der Stadt seit Jahren kontinuierlich abnimmt. Dies zeigt eine Untersuchung der Stadt.

Im neu gebauten Park hat es zu wenig Bäume

Bereits kündigt die Stadt weitere Pflanzungen sowie Bodenentsiegelungen für das nächste Jahr an, und zwar im stadteigenen Pfingstweidpark. Dieser ist noch nicht einmal zehn Jahre alt. Ein Planungsfehler.

Als Errungenschaft der neuen Fachstelle sieht der Stadtrat weiter, dass diese stadteigene Wohnsiedlungen «auf Potenzial für Begrünung untersucht» hat. Das sei die «Basis für systematische Realisierung» in der Zukunft.

Man sollte meinen, dass eine Stadt, die seit Jahren von der grünen Wende spricht, ihre eigenen Abteilungen diesbezüglich sensibilisiert hat. Aber das ist offenbar zu viel verlangt. Dazu passt, dass die stadteigene Stiftung Alterswohnungen in Altstetten dieses Frühjahr einen als wertvoll klassifizierten Baumbestand kurzerhand fällen liess, um mehr Wohnungen zu bauen.

Schliesslich will die Stadt in den nächsten Jahren 13 Millionen Franken für eigene Forschungsprojekte ausgeben. Das Vorzeigebeispiel ist hier ausgerechnet die sogenannt künstliche Wolke: ein Konstrukt aus Düsen, mit dem die Stadt zwei Sommer lang den Turbinenplatz im Kreis 5 hatte kühlen wollen. Leider hatte die Wolke so gut wie keinen spürbaren Effekt. Sie wurde inzwischen aussortiert.

Die Beispiele zeigen: Es spricht nichts dagegen, Flächen zu entsiegeln und mehr Bäume in der Stadt zu pflanzen. Dafür braucht es aber mehr solides botanisches Handwerk und weniger hochtrabende Aktionspläne. Diese lassen nämlich nur eines wachsen: die Verwaltung.

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