Sonntag, Oktober 6

Bei der Badi Mythenquai am Zürichsee kommt es zur grossen Umgestaltung. Die Hoffnung der Ruderer auf ein Entgegenkommen der Stadt hat sich zerschlagen.

Seit Jahren liegen die Pläne in der Schublade: Das grosse Parkfeld beim Strandbad Mythenquai am Zürichsee soll verschwinden und einem Park weichen. Dies bedingt einen Parkplatzabbau, der selbst für die Stadt Zürich ungewöhnlich gross ist. 260 Stück werden gestrichen, lediglich 7 bleiben als Behindertenparkplätze erhalten. Jetzt wird die Absicht konkret. Der erste Schritt ist der Masterplan für das Gebiet Sukkulentensammlung, den der Stadtrat festgelegt hat.

Dort, wo heute Asphalt ist, soll bald Wiese sein. Es ist ein Versprechen, das die Stadt auch im Rahmen der Mythenpark-Initiative abgegeben hat. Im Abstimmungskampf wies sie stets darauf hin, dass am Zürichseeufer ohnehin ein grosser Grünraum geplant sei, die geforderte Verkehrsumleitung weg vom Mythenquai sei deshalb unnötig.

Eine Strasse wird verlegt

Der neue Park von über 20 000 Quadratmetern Gesamtgrösse soll die Freiräume am See ergänzen. Eine Grünverbindung zwischen dem Hafen Enge und dem Bad Mythenquai ist vorgesehen. Zu diesem Zweck verlegt die Stadt den Verkehrsknoten Mythenquai/Alfred-Escher-Strasse nach Norden – bei unverändertem Verkehrsregime.

Auch die Sukkulenten-Sammlung zügelt nach Norden. Sie soll Mittelpunkt des neuen Parks sein, der nach ihr benannt wird. Der Sanierungsbedarf der Sammlung hatte den Anstoss für die Neugestaltung des gesamten Areals gegeben. Die Stadt plant nun einen «kompakten Neubau» für den Fortbestand der «weltweit bedeutendsten Spezialsammlung sukkulenter Pflanzen». Strassenverlegung, Sammlungs-Neubau und Park sollen bis spätestens 2036 realisiert sein.

Das Mehr an Grün geht auf Kosten der Erreichbarkeit der Badeanstalt. Wie viele der Strandbadbesucherinnen und -besucher heute mit dem Auto anreisen, weiss die Stadt nicht. Aber die Parkplätze würden wohl «mehrheitlich von Badegästen» genutzt.

Hinzu kommt, dass die ÖV-Anbindung für Stadtzürcher Verhältnisse mit zwei Buslinien ab Bürkliplatz dürftig ist. Abhilfe schaffen soll eine zusätzliche Bushaltestelle, möglicherweise direkt bei der neuen Sukkulentensammlung. «Allenfalls» gäbe es auch eine Fahrplanverdichtung, schreibt die Stadt.

Opposition kommt von den zehn Stadtzürcher Ruderklubs mit total fast 2000 Mitgliedern, die seit über einem Jahrhundert am Mythenquai ihren Sitz haben. Die Ruderer stören sich an zwei Dingen: Sie müssen ihre Parkplätze aufgeben, und das Areal rund um ihre Bootshäuser soll öffentlich zugänglich werden.

Bei den Ruderern lautet der Tenor, es sei unrealistisch, dass die zum Teil betagten Vereinsmitglieder frühmorgens mit dem öV anreisen würden. Die Ruderer hatten zuletzt gefordert, dass im Minimum 8 Parkplätze pro Klub erhalten bleiben würden. Macht 80 Parkplätze.

Im Masterplan erhalten sie nun jedoch nur «maximal einen Platz» pro Verein zum Einstellen ihrer Teamfahrzeuge. Hinzu kommen 15 Besucherparkplätze.

Sorgen wegen Littering

Noch höhere Wellen schlägt bei den Ruderern, dass die Stadt ihre Grundstücke am See für alle zugänglich machen will. Bis jetzt ist der Uferstreifen nur den Mitgliedern vorbehalten. Das Land zwischen den Bootshäusern will die Stadt dem neuen Park zuschlagen. Die Ruderer befürchteten Schäden an ihrer Infrastruktur, Littering sowie Konflikte oder sogar Unfälle, wenn Ruderer die Boote zu Wasser lassen.

Die Bedenken der Ruderer sind der Stadt bekannt. Robert Knell, Präsident des Zürcher Regatta-Vereins, in dem sämtliche Rudervereine organisiert sind, sagt, die Stadt habe vor einigen Monaten einen mehrstündigen Workshop zum Thema veranstaltet und angekündigt, das Feedback der Ruderer fliesse womöglich in den Masterplan ein.

Nun zeigt sich aber, dass die Stadt den Ruderern nicht entgegenkommt. Die Rudervereine haben schon früh klargemacht, dass sie die erzwungene Öffnung nicht hinnehmen wollen und auf ihrem bis 2048 laufenden Miet- und Pachtvertrag beharren. Der Rechtsweg ist für sie eine Option.

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