Velofahrer bremsen selten für Schulkinder. Die Stadt sieht aber kein Problem.

Ein Netz von Velo-Highways soll die Stadt Zürich durchziehen. Dafür haben sich die Stimmberechtigten 2020 ausgesprochen, als sie eine Initiative der SP annahmen. Doch die Umsetzung kommt nur schleppend voran. Vor allem in den Aussenquartieren leisten Anwohner Widerstand.

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Ein zentrales Thema ist die Sicherheit der Schulkinder. Die werde mit den Velorouten nicht etwa verbessert, sondern verschlechtert, befürchten Anwohner beispielsweise in Wollishofen.

Das Problem ist aus ihrer Sicht, dass die Velofahrer auf dem Velo-Highway schnell unterwegs und nicht bereit sind, für Schulkinder zu bremsen. Dass Letzteres eine berechtigte Sorge ist, hat eine Untersuchung der Stadt kürzlich bestätigt. Und: Auf Velorouten sind auch Autos unterwegs – obwohl die Stadt versucht, sie mit Einbahnstrassen und dergleichen möglichst fernzuhalten.

Velorouten-Verbot stösst im Kantonsrat auf Anklang

Bisher wurden auf Quartierstrassen in der Regel Parkplätze versetzt angebracht, um den Fahrfluss der Autos zu bremsen. Auf dem Velo-Highway hingegen, ohne Parkplätze, haben Velofahrer und Automobilisten freie Fahrt.

Der Wollishofen-Anwohner Fritz Klein hat dazu eigens eine kantonale Einzelinitiative beim Kantonsrat eingereicht. Velorouten entlang von Schulhäusern sollen verboten werden. Die Initiative hat vor zwei Wochen im Kantonsrat die nötigen Stimmen für eine vorläufige Unterstützung erreicht. Der Regierungsrat muss nun eine entsprechende Vorlage ausarbeiten.

In der Stadt Zürich schreitet der Veloroutenbau dessen ungeachtet voran. Das Tiefbaudepartement unter Stadträtin Simone Brander (SP) hat am Montag eine neue Veloroute angekündigt. Sie soll den Kreis 4 mit dem Hauptbahnhof verbinden. Gegen die Route gingen Einsprachen von rund neunzig Anwohnern ein. Doch diese verfolgten ihre Einsprachen nicht weiter. Nun ist die Route rechtskräftig festgelegt.

Die neue Route führt direkt an einem Primarschulhaus sowie an einem Kindergarten vorbei. Das Tiefbauamt schreibt in einer Mitteilung, die Schülerinnen und Schüler «werden die Strasse auch weiterhin einfach und sicher überqueren können». Der Veloverkehr werde mit einer Rampe verlangsamt. Weiter bringt die Stadt Piktogramme an, um auf die Schule aufmerksam zu machen.

Poller auf der Fahrbahn

Eine derartige Rampe gibt es bereits beim Velo-Highway im Seefeld. Dort soll sie Velofahrer vor dem Mühlebach-Schulhaus bremsen. Doch sie ist viel zu flach, als dass wirklich ein Bremseffekt festzustellen wäre. Dies wird im Kreis 4 nicht anders sein. Steiler kann die Stadt sie nicht bauen, denn die Rampe darf gemäss den gesetzlichen Vorgaben die Höhe der Randsteine links und rechts der Route nicht übertreffen.

Immerhin bleibt der bisherige autofreie Vorplatz des Kindergartens erhalten. Die Stadt stellt zu diesem Zweck Poller auf dem Velo-Highway auf, um den Autoverkehr abzuhalten.

Mit der neuen Route wächst das Netz der Velorouten, wenn auch langsam. Bisher sind 4 von 130 geplanten Kilometern gebaut, nun kommen 1,25 Kilometer hinzu. Die eine der beiden bislang erstellten Routen verläuft im Seefeldquartier, die andere zwischen Altstetten und dem Kreis 4. Das angekündigte neue Teilstück schliesst an diese zweite Veloroute an.

Heute endet diese auf der Höhe des Seebahngrabens. Von hier aus wird die Route über die Herman-Greulich-Strasse, die Brauerstrasse und die Zeughausstrasse fortgeführt, mit Anschluss zum neuen Stadttunnel, der unter dem Gleisfeld beim Hauptbahnhof hindurchführt.

Der Stadttunnel wird am 22. Mai eröffnet, die Arbeiten am Velo-Highway hingegen beginnen erst im August. Sie sollen im Frühjahr 2026 fertig sein. Die Route wird mit einem grünen Band gekennzeichnet. Der Hauptvorteil für die Velofahrer ist, dass der Rechtsvortritt bei in die Route mündenden Quartierstrassen aufgehoben wird.

Für den Bau des Velo-Highways werden 111 Anwohnerparkplätze in der blauen Zone gestrichen, weitere 56 weisse Parkplätze verschwinden.

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