Samstag, September 6

Die Stadt legt finanziell vor. Nun muss das Kunsthaus seine Anstrengungen erhöhen und effizienter werden, was Sponsorengelder betrifft, aber auch mit Blockbuster-Ausstellungen wieder deutlich beim Publikum punkten.

Das Kunsthaus Zürich ist das grösste Kunstmuseum der Schweiz. Und auch eines der meistbesuchten im Land. Seine Sammlungen sind von internationaler Ausstrahlung. Seine Sonderausstellungen weisen immer wieder Highlights auf, so kürzlich die grosse Schau des Performance-Weltstars Marina Abramovic. Zudem rühmt sich das Kunsthaus zu Recht, mit der vor Jahren neu hinzugekommenen Sammlung Bührle auf der internationalen Landkarte einen Hotspot für Kunst des Impressionismus zu bilden.

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Für diese Qualitätsmerkmale waren Kunsthaus und Stadt bereit, den entsprechenden Rahmen zu gewährleisten. Der Qualitätsanspruch wurde von den Zürcher Stimmberechtigten auch als der ihre angesehen: 2012 sagten sie Ja zu dem prominenten Erweiterungsbau des britischen Stararchitekten David Chipperfield.

Das Gebäude glänzt seitdem am Pfauen in grossstädtischer Grandezza. Und mit ihm die dort gezeigte Sammlung Bührle, hervorragend ergänzt durch die Kollektionen Merzbacher und Looser.

Das hat seinen Preis. Ganz konkret kostet die Verdoppelung des Museumsbetriebs einiges mehr, als man sich vor Jahren zu kalkulieren getraut hatte. Vielleicht hat man sich ganz einfach verschätzt, vielleicht wollte man auch mit harten Zahlen nicht das erhoffte Stimmergebnis zum Erweiterungsbau gefährden. Das sei dahingestellt. Es spielt heute keine Rolle mehr.

Gemeinschaftsprojekt

Dass das Kunsthaus seine Finanzen in Ordnung bringen muss, hat nun oberste Priorität. Und dass es dazu eigene Bemühungen unternimmt, Gelder zu generieren, die die Kosten um gut die Hälfte decken sollen, ist auf jeden Fall richtig und löblich, weil in der Zürcher Kulturszene äusserst selten. Dass sich der Trägerverein der Zürcher Kunstgesellschaft, der rote Zahlen schreibt – dieses Jahr sind es 6 Millionen –, auch an die Stadt wendet, hat ebenfalls seine Richtigkeit. Das Kunsthaus ist ein Gemeinschaftsprojekt von privater Seite und der öffentlichen Hand.

Nun hat sich die Stadt bereit erklärt, ihren Teil zum Prestigeobjekt des Kunsthauses beizusteuern. Genauer, die Beiträge für Museumsbetrieb und Liegenschaften abermals zu erhöhen. Das ist richtig. Die Stadt Zürich will das beste Kunstmuseum der Schweiz haben. Sie soll es sich leisten.

Die Kunst hat in einer breiten Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert. Die astronomischen Zahlen der Kulturtouristen, die den grossen Museen in den Metropolen der Welt die Türen einrennen, bezeugen das. Die «Mona Lisa» und Klimts «Kuss» muss man einmal im Leben gesehen haben. Ausstellungen mit klingenden Namen der Kunst sind stets ausgebucht. Museumsbesuche sind Teil des Lifestyle geworden.

Zu gleichen Teilen

Für eine Stadt wie Zürich ist es daher fast unvorstellbar, in diesem Feld nicht über Topqualität zu verfügen. Ein herausragendes Museum steht Zürich gut an. Und das Kunsthaus gibt der Stadt viel zurück. Das hatte man schon vor Jahrzehnten richtig erkannt, als man das Projekt zum Erweiterungsbau in Angriff nahm, auch mit der Absicht, sich die Sammlung Bührle ins Haus zu holen. Unter den Aspekten von Standortbewirtschaftung und Stadtentwicklung war die Strategie mutig und weitsichtig.

Dass die Rechnung dann auch einmal aufgeht und die Zahlen schwarz werden, dafür braucht es die richtigen Massnahmen. Die Stadt hat nun vorgelegt mit ihrem Beschluss. Damit das Zürcher Stimmvolk dazu Ja sagt, muss die andere Seite liefern. Der Trägerverein der Kunstgesellschaft wird dafür sorgen müssen, zusätzliche private Förderer für das Kunsthaus zu gewinnen: Das ist bis jetzt kaum geschehen. Das Kunsthaus selber muss effizienter werden, Sparmassnahmen sind das eine, das andere wären Ausstellungen, mit welchen beim Publikum gepunktet werden kann. Damit die Rechnung in Zukunft fair und zu gleichen Teilen beglichen wird, müssen diese Anstrengungen massiv verstärkt werden.

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