Freitag, Januar 24

Die Stadt schenkt ihren Mitarbeitern zu ihrem persönlichen Ferienguthaben bereits heute sechs Tage Betriebsferien.

Die Angestellten der Stadt Zürich arbeiten zu viel, und sie erholen sich zu wenig. Dieser Ansicht sind die linken Parteien im Stadtparlament. Die Grünen haben eine Motion eingereicht, wonach der minimale Ferienanspruch des städtischen Personals angehoben werden soll, und zwar um eine Woche. Die SP findet das ebenfalls eine gute Idee.

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Das Geschäft ist zwar noch nicht entschieden, doch angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Parlament stehen die Chancen gut, dass der Vorstoss durchkommen wird. Für Përparim Avdili von der FDP wäre dies ein Fehler. «Die Linke will systematisch indirekte Lohnerhöhungen durchsetzen», sagt er. «Sie will im Hinblick auf die Wahlen Geschenke verteilen, dabei sind die Arbeitsbedingungen heute schon sehr gut.»

Derzeit gelten die folgenden Richtlinien:

  • vom 21. bis zum 49. Altersjahr: 4 Wochen Ferien.
  • vom 50. bis zum 59. Altersjahr: 5 Wochen Ferien.
  • vom 60. Altersjahr bis zur Pensionierung: 6 Wochen Ferien.

Das ist nicht alles. Der Stadtrat gewährt zusätzliche sechs Tage Betriebsferien. Diese werden dann eingesetzt, wenn die Stadtverwaltung geschlossen ist, etwa am Brückentag nach Auffahrt oder zwischen Weihnachten und Neujahr. Wer dann trotzdem arbeiten muss, zum Beispiel in den Spitälern oder bei der Polizei, kann die Tage ein anderes Mal einziehen.

Effektiv liegt der minimale Ferienanspruch der städtischen Angestellten also bei 5 Wochen und einem Tag.

Doch das ist den Grünen zu wenig. Sie begründen ihre Forderung nach einer Zusatzwoche damit, dass die Arbeit anspruchsvoller geworden sei. Ausserdem sei die Stadt als Arbeitgeberin mit der heutigen Ferienregelung zu wenig konkurrenzfähig. Der Stadtrat unterstützt das Anliegen; er hat versprochen, dass er die Motion rasch umsetzen wolle.

Beim Kanton gibt es weniger Ferien für Ältere

Doch stimmt es wirklich, dass die Stadtzürcher Angestellten bei den Ferien so schlecht wegkommen? Nein. Dies zeigt ein Vergleich mit ausgewählten Städten und Kantonen sowie dem Bund.

Arbeitnehmer ohne Kaderfunktion, die noch keine 50 Jahre alt sind, erhalten an den meisten untersuchten Orten 5 Wochen Ferien bei 42 Wochenstunden. Dieser Ansatz gilt beim Kanton Zürich genauso wie in Winterthur und Uster, in Basel-Stadt oder in St. Gallen und in Schaffhausen. Beim Bund und bei der Stadt Bern ist die Wochenarbeitszeit etwas kürzer – auch bei ihnen gibt es aber 5 Ferienwochen.

Die Stadtzürcher Grünen argumentieren, dass vor allem die älteren Arbeitnehmer mehr Erholung benötigten. Doch genau bei diesen ist die Stadt Zürich heute schon besonders grosszügig.

Ab 50 Jahren erhalten Angestellte der Stadt Zürich 5 Wochen Ferien plus 6 Brückentage, also insgesamt 31 Ferientage. Beim Kanton Zürich sind es nur 27 Ferientage. Ab 60 gibt es bei der Stadt sogar 6 Wochen plus 6 Brückentage, also 36 Ferientage. Beim Kanton sind es 32.

Bezahlte Brückentage gibt es beim Kanton nicht. «Wer zum Beispiel am Freitag nach Auffahrt freimacht, bezieht Ferien oder kompensiert Gleitzeit», sagt Reto Flury, der Sprecher der kantonalen Finanzdirektion.

In der Privatwirtschaft sieht es nochmals anders aus. Im Gastgewerbe zum Beispiel sieht der Gesamtarbeitsvertrag sogar für 60-Jährige bloss 5 Wochen Ferien vor. Auch die Sozialleistungen, etwa bei der Pensionskasse, sind in der Regel weniger grosszügig als beim Staat.

Gut weg kommen städtische Angestellte aber nicht nur bei den Ferien und beim Lohn. Sie erhalten einige Fringe-Benefits. Dazu gehören ein Beitrag von 600 Franken pro Jahr an das ÖV-Abo und Lunch-Checks für bis zu 1200 Franken für die Verpflegung über Mittag.

Die 35-Stunden-Woche kommt – als Testlauf

Ab wann die städtischen Angestellten mehr Ferien erhalten sollen, ist noch unklar – zuerst muss das Parlament zustimmen. Bewegung gibt es aber bei einem anderen Thema, bei den Wochenstunden. Die Stadt plant einen Pilotversuch mit einer 35-Stunden-Woche für Angestellte im Schichtbetrieb. Das hat das Parlament vor zwei Jahren so beschlossen, gegen den Willen der Stadtregierung.

Diese warnte: Wenn Angestellte in der Pflege, bei der Polizei oder den Verkehrsbetrieben statt wie heute 42 künftig nur noch 35 Stunden arbeiteten, brauche es mehr Personal, um die Arbeit zu bewältigen.

Würde die 35-Stunden-Woche flächendeckend eingeführt, müssten etwa 1100 bis 1500 neue Vollzeitstellen geschaffen werden. Dies aber sei angesichts des Fachkräftemangels gerade in Bereichen wie der Pflege kaum möglich. Ausserdem wäre eine Arbeitszeitreduktion wegen des zusätzlichen Personals mit sehr hohen Kosten verbunden, etwa 110 bis 140 Millionen Franken pro Jahr.

Das Parlament liess sich von diesen Argumenten aber nicht umstimmen und erteilte dem Stadtrat den Auftrag, einen Pilotversuch zu organisieren. Dieser solle nun, sagt die Stadtregierung, über vier Jahre bei den Sozialen Einrichtungen und Betrieben laufen.

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