Samstag, Oktober 5

Gemäss der Elektrizitätskommission zahlen Schweizer Kunden im nächsten Jahr durchschnittlich 10 Prozent weniger für ihren Strom. In einigen Gemeinden steigen die Preise jedoch stark.

Die Energiekrise war in den letzten Jahren im Portemonnaie jedes Schweizer Stromverbrauchers zu spüren: Aufgrund drohender Versorgungsengpässe schnellten die Beschaffungskosten in die Höhe. Die Mehrkosten gaben die Versorger an ihre Kunden weiter.

Nun bahnt sich eine Normalisierung an. 2025 sinken die schweizerischen Strompreise in der Grundversorgung im Median um 10 Prozent. Das zeigen die Zahlen, die die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) gesammelt und am Donnerstag veröffentlicht hat.

Ein vierköpfiger Haushalt bezahlt 2025 im Durchschnitt 29 Rappen pro Kilowattstunde. Das entspricht gegenüber dem laufenden Jahr einer Abnahme von etwas mehr als 3 Rappen pro Kilowattstunde. Hochgerechnet auf ein Jahr resultiert eine durchschnittliche Stromrechnung von 1305 Franken. Das sind knapp 141 Franken weniger als im Jahr 2024.

Für die kleinen und mittleren Unternehmen, deren Stromverbrauch ebenfalls durch die Grundversorgung gedeckt wird, ergibt sich ein ähnliches Bild: Im Durchschnitt sinken die Strompreise auch für sie.

Erhebliche Unterschiede

Die nationale Sicht klingt vielversprechend, doch zwischen den Gemeinden gibt es massive Unterschiede. Denn im Schweizer Strommarkt gibt es über 600 Energieversorger mit unterschiedlichen Preisen.

Die Preisspanne ist dabei gross. Teilweise sind die Unterschiede selbst zwischen Nachbargemeinden erheblich. Zieht jemand von der bündnerischen Gemeinde Sils im Domleschg ins benachbarte Vaz um, verdreifacht sich damit die Stromrechnung.

Entgegen dem nationalen Trend steigen in manchen Gemeinden die Strompreise. Allen voran in den Kantonen Baselland und Schaffhausen. Um zu verstehen weshalb, muss man den Strompreis in seinen unterschiedlichen Teilen betrachten.

Wieso die Strompreise teilweise stark schwanken

Der Strompreis besteht aus vier Komponenten: Der Netznutzungstarif und der Energietarif sind die beiden Elemente, die dieses Jahr am stärksten zur Preisveränderung beitragen. Die Abgaben an das Gemeinwesen sowie der Netzzuschlag bleiben im Jahresvergleich grundsätzlich stabil.

Der Energietarif, also der Preis für die gelieferte Energie, bestimmt knapp die Hälfte des Strompreises. Er ist zudem der Hauptgrund, weshalb die Strompreise in den unterschiedlichen Gemeinden so stark auseinander gehen.

Manche grossen Stromversorger, die ihren Strom weitgehend selbst produzieren, sind den Preisschwankungen weniger stark ausgesetzt: So bleibt der Tarif des Zürcher Elektrizitätswerks (EWZ), das über eigene Wasser- und Windkraftwerke sowie Photovoltaikanlagen verfügt, beinahe konstant. Er hatte sich auch schon im Jahr 2024 kaum bewegt.

Für manche Kunden reduziert sich die Stromrechnung um über ein Drittel. Das liegt daran, dass der lokale Energieversorger seinen Strom vornehmlich im Grosshandel einkauft, wo es zu kurzfristigen Preisausschlägen kommen kann.

In diesem Fall entscheidet der Beschaffungszeitpunkt über den Strompreis, der an die Endkunden verrechnet wird. Musste der lokale Anbieter auf dem Höhepunkt der Energiekrise zu stark erhöhten Preisen mit Langfristverträgen Strom beschaffen, bleiben die Strompreise für dessen Kunden auch erhöht, wenn sich der Marktpreis wieder normalisiert hat.

Das zeigt sich auch in der Stadt Bern: Hier steigen die Strompreise 2025 gar, weil der Energieversorger Energie Wasser Bern (ewb) die Mehrkosten seiner Beschaffungsstrategie nun verzögert an die Kunden weiterreicht.

Geringere Kosten fürs Netz

Die zweitwichtigste Komponente des Strompreises ist der Netznutzungstarif, also der Preis für den Stromtransport über das Leitungsnetz. Er sinkt 2025 ebenfalls, genau wie die Energietarife der meisten Versorger. Der Hauptgrund dafür sind die tieferen Kosten für die inländische Winterreserve. Gemeint sind damit etwa das Reservekraftwerk in Birr oder Wasserkraftwerke, die grössere Wassermengen für den Winter zurückhalten.

Die Verordnung war auf dem Höhepunkt der Energiekrise vom Bundesrat ausgesprochen worden, um die Versorgungssicherheit auch in den Wintermonaten sicherzustellen. Mit dem Entgelt wurden Stromproduzenten dafür kompensiert, dass sie höhere Energiemengen zurückhielten. Da sich die Versorgungslage allen voran bei der Wasserkraft entspannt hat, konnte der Tarif fürs kommende Jahr nach unten korrigiert werden.

Noch günstiger könnten die Netzkosten 2026 werden: Der Bundesrat prüft gegenwärtig eine neue Berechnungsmethode des Kapitalkostensatzes (WACC), dem Verzinsungssatz für Investitionen ins Netz. Die neue Methode würde für Stromkunden den Netztarif um 22 Rappen pro Kilowattstunde reduzieren, womit weniger Geld bei den Versorgern landen würde. Die Branche wehrt sich dagegen: Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) etwa argumentiert, tiefere Entschädigungen für den Netzausbau stünden im Widerspruch zur Energiewende, da eine dezentralere Stromproduktion durch erneuerbare Energiequellen grosse Herausforderungen für das Netz birgt.

Die Vernehmlassung zur neuen Methode endet im Oktober. Es wird sich danach zeigen, ob der Bundesrat auf dieses Argument reagiert und die WACC-Anpassung wieder kippt.

Die Verbraucher dürfen sich in der Zwischenzeit über die eingetretene Entspannung am Energiemarkt freuen. Vergessen werden sie dabei aber nicht, von welchem Niveau diese erfolgt: Sowohl 2023 und 2024 schoss der durchschnittliche Strompreis in die Höhe. Die durchschnittliche Stromrechnung ist 2025 für einen vierköpfigen Haushalt immer noch 351 Franken höher als 2022.

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