Samstag, Dezember 21

Der deutsche Lufthansa-Konzern kündigt einen grossen Umbau des Managements an. Swiss-Chef Dieter Vranckx wird Mitglied im Konzernvorstand. Seine Nachfolge bei der Swiss ist noch nicht geregelt.

Die Fluggesellschaft Swiss gehört zu den prestigeträchtigsten Marken der Schweiz und gilt als Perle innerhalb des Lufthansa-Konzerns. Nun steht das Unternehmen vor einem baldigen Führungswechsel. CEO Dieter Vranckx wechselt im Sommer von Zürich nach Frankfurt in den Konzernvorstand von Lufthansa, zu der auch weitere bekannte Marken wie Austrian Airlines, Brussels Airlines oder Eurowings gehören.

Nach den dramatischen Jahren der Pandemie ist es aus Sicht des Lufthansa-Aufsichtsrates nun an der Zeit, die Gruppe in eine neue Phase zu führen. Dazu erfolgt der grösste Umbau des Konzernvorstandes seit Jahrzehnten. Swiss-Chef Vranckx gehört dabei zu den Gewinnern. Er übernimmt im Juli die Verantwortung für das wichtige Ressort «Globale Märkte und kommerzielle Steuerung der Drehkreuze».

Somit benötigt die Swiss einen neuen Chef. Ob dieser von der Swiss selbst oder von der Lufthansa-Gruppe kommt oder sogar ganz von aussen geholt wird, ist derzeit noch offen.

Von Brussels zur Swiss und nun zum Konzern

Mit dem Wechsel setzt sich die steile Karriere des gebürtigen Belgiers, der auch den Schweizer Pass besitzt, rasant fort. Vranckx wurde 2020 Chief Executive Officer (CEO) der Lufthansa-Tochter Brussels Airlines. Ein Jahr später wurde er CEO der Swiss. Er führte die Fluggesellschaft erfolgreich durch die Wirren der Corona-Pandemie.

Seine Arbeit in Zürich wurde in Frankfurt goutiert. Daher übernimmt er nun einer der wichtigsten Vorstands-Ressorts im Lufthansa-Konzern. Denn durch die Übernahme der italienischen ITA, gewinnt die Steuerung der zahlreichen Drehkreuze innerhalb des Konzerns an kommerzieller Bedeutung. Zu den wichtigsten Drehkreuzen des Konzerns gehören Frankfurt, München, Zürich und bald auch Rom. Dazu müssen die Aufsichtsbehörden der Übernahme der ITA durch Lufthansa jedoch zuerst noch zustimmen.

Vranckx gilt aufgrund seiner internationalen Erfahrung und der zahlreichen verschiedenen Funktionen innerhalb des Konzerns als Manager mit einem idealtypischen Werdegang. Bereits am Anfang seiner Karriere ab dem Jahr 2000 war er Netzwerkplaner bei Swissair. Danach hatte er verschiedene Funktionen bei der Swiss, bei Lufthansa Cargo, der Lufthansa-Gruppe und bei Brussels Airlines inne. Dabei arbeitete er auf drei verschiedenen Kontinenten.

Dem Vernehmen nach haben aus Sicht des Aufsichtsrates vor allem drei Dinge für die Berufung von Vranckx in den Konzernvorstand gesprochen. Erstens habe er bei der Swiss gezeigt, dass er mit Neugier und Risikobereitschaft neue Dinge teste, die dann teilweise auch im Konzern übernommen würden. Zweitens gilt er als Teamplayer. Dies ist innerhalb des Konzerns derzeit offenbar besonders gefragt, da es im bisherigen Vorstand immer wieder zu Reibungsverlusten gekommen ist. Drittens sprechen aus Sicht des Aufsichtsrats die Erfolge von Vranckx auf seinen bisherigen Stationen für sich.

Rentable Tochter

Die Swiss war in der Vergangenheit meist die Rendite-Perle des Lufthansa-Konzerns. Das ist allerdings nur möglich, weil die Schweizer Marke ebenso wie die anderen Tochtergesellschaften die Verbundvorteile innerhalb der Gruppe nutzen kann. Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres hatte die Swiss mit knapp 400 Millionen Franken einen Rekordgewinn vorgelegt und damit gezeigt, dass sie sich von der Pandemie voll erholt hat. Für negative Schlagzeilen sorgte jedoch die Unpünktlichkeit.

Für einen erfolgreichen Swiss-Chef führt der natürliche Karriereweg in den Konzernvorstand nach Frankfurt. So sind zum Beispiel bereits die früheren Swiss-Chefs Christoph Franz und Harry Hohmeister vom Zürichsee an den Main gewechselt. Dabei hatte Franz sogar für drei Jahre den Vorstandsvorsitz der Gruppe übernommen, bevor er als Verwaltungsratspräsident zum Pharmakonzern Roche gewechselt ist.

Franz hatte damals sein Amt als Vorstandsvorsitzender an Carsten Spohr übergeben, der inzwischen seit zehn Jahren den Lufthansa-Konzern anführt. Spohr bleibt auch nach dem Vorstandsumbau auf seinem Posten. Der Konzernvorstand wird von sechs auf fünf Positionen verkleinert, wobei der angesehene Finanzchef Remco Steenbergen den Konzern freiwillig verlässt, um eine bisher noch nicht bekannte neue Aufgabe zu übernehmen.

Die auslaufenden Verträge von Harry Hohmeister (Globale Märkte und Netzmanagement) und Detlef Kayser (Flotte und Technologie) werden nicht verlängert. Von Christina Foerster (Markenführung und Nachhaltigkeit) trennt man sich im «beiderseitigen Einvernehmen». An Bord bleibt hingegen Michael Niggemann (Personal und Infrastruktur), der auch interimistisch das Finanzressort von Steenbergen übernimmt.

Aufsichtsrat will ein besseres Teamverständnis

Zusammen mit Vranckx rückt die italo-deutsche Grazia Vittadini als Chief Technology Officer neu in den Vorstand. Die 54-Jährige hatte bereits die gleiche Position von 2018 bis 2021 beim Flugzeughersteller Airbus sowie danach beim Motorenhersteller Rolls-Royce inne. Sie ist zudem Mitglied des Aufsichtsrats der Siemens AG. Auch sie überzeugte offenbar durch einen sehr internationalen und vielseitigen Karriereweg.

Aus Sicht von Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley sind die neuen Herausforderungen für den Konzern und die Branche andere als in den Jahren zuvor. Diese solle das Unternehmen mit neuem Schwung und einem veränderten Team angehen, das noch stärker internationale Erfahrung, vielfältige Perspektiven und Teamverständnis vereine.

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