Die Airline verspricht für das Jahr 2025 «dringend notwendige Produktverbesserungen». Allein für besseres Essen in der Economy-Klasse gibt die Fluggesellschaft zusätzlich 15 Millionen Franken pro Jahr aus.
Swiss-Passagiere, die am Mittwoch eine Langstrecken-Maschine bestiegen, hatten Glück: Sie waren die Ersten, die in den Genuss des verbesserten Kabinen-Services kamen. Frischere und – vor allem – mehr Essensangebote sind zentraler Teil davon. Und zwar von der Holz- bis in die erste Klasse. So wird man neuerdings auch in der Economy mit einem Apéro, bestehend aus Sbrinz-Bröckli und einem Glas Weisswein, begrüsst .
Wirtschaftlich ist die Swiss hervorragend unterwegs. Sie hat das Jahr 2024 mit einem Gewinn von 684 Millionen Franken abgeschlossen – dem zweitbesten Ergebnis ihrer Geschichte. Doch imagemässig hat die Lufthansa-Tochter zuletzt gelitten. Prominente Vielflieger, allen voran Bulgari-Chef Jean Christophe Babin, stellten der Airline öffentlich ein schlechtes Zeugnis aus. Sie sei zwar teuer, aber nicht besser als Easyjet.
Dass die Kritik berechtigt war, zeigt sich daran, dass die Swiss am Donnerstag an ihrer Jahresmedienkonferenz Einsicht zeigte. Das Jahr 2025 soll nun ganz im Zeichen einer verbesserten Qualität stehen. Die Kundinnen und Kunden sollen spüren, dass sich etwas tut.
Neue Airbus 350 ab Sommer unterwegs
«Wir sind und uns bewusst, dass unsere Gäste lange auf die dringend notwendigen Produktverbesserungen warten mussten», sagt Heike Birlenbach, Kommerzchefin der Swiss und als solche verantwortlich fürs Kundenerlebnis. Sie verspricht für das Jahr 2025 gar ein «Feuerwerk» an Neuerungen.
Höhepunkt wird die Inbetriebnahme zweier fabrikneuer Langstreckenmaschinen des Typs Airbus 350 im Spätsommer. Drei weitere werden nächstes Jahr folgen. Es werden die ersten Flugzeuge der Swiss mit einem rundum erneuerten Kabinenkonzept sein. Man kann sich schon jetzt darauf gefasst machen, dass dafür die ganz grosse Marketingtrompete ausgepackt wird. So wird der erste A350 eine Spezialbemalung mit Schweizer Wahrzeichen erhalten.
Auch in der Kabine sollen alle Kategorien eine Aufwertung erfahren. In der Economy verspricht die Swiss mehr Beinfreiheit und grössere Bildschirme. Business-Class-Sitze werden neu über eine Sitzheizung sowie -kühlung verfügen. Und First-Class-Sitze sind eigentliche kleine Hotelzimmer.
Das neue Kabinenkonzept wird ab Ende Jahr nach und nach auch in den anderen Langstreckenjets eingebaut, angefangen mit dem Typ Airbus 330. Dieser ist schon etwas älter und sorgt bei der Swiss für besonders viele Reklamationen. Bis Ende 2026 sollte eine Mehrzahl der Interkontinental-Destinationen dann mit aufgemöbelten Flugzeugen angeflogen werden können.
Hochwertiges Geschirr
Dass es aber nicht reicht, einfach neue Jets zu kaufen, um als hochwertige Airline durchzugehen, ist der Swiss wohl bewusst. Die Hardware allein macht einen Flug noch nicht zu einem angenehmen Erlebnis. Zumal die Swiss als teure Airline gilt.
Deswegen dreht das Unternehmen an vielen kleinen Schrauben, um noch ein paar Effekte herauszuholen: Das Essen soll nicht nur besser schmecken, sondern auch in hochwertigerem Geschirr serviert werden. Das Kabinenpersonal besucht zusätzliche Service-Schulungen. Und mit dem Zürcher Seifenhersteller Soeder wurde ein eigener Kabinenduft entwickelt.
Das Ziel: Alles soll wirken als käme es aus einem Guss. Konkurrenzairlines wie Emirates mögen zwar luxuriösere Einzelleistungen haben. Aber die Swiss will mit einem ganzheitlichen Qualitätskonzept punkten. Ob das aufgeht, wird man spätestens im Herbst in der Praxis testen können.
Sicher ist aber auch: Wenn die Swiss ihre operationellen Schwierigkeiten nicht in den Griff bekommt, hilft auch kein besserer Service. Zwar konnte sie 2024 ihre Pünktlichkeit leicht verbessern. Aber noch immer mehr als ein Drittel aller Flüge sind mit Verspätung unterwegs. In Sachen verlorenes Gepäck gab es vergangenes Jahr sogar einen Rückschritt: 2,5 Prozent aller Koffer gingen verloren. Zehntausende Passagiere waren betroffen.
Längerfristig wird sich die Swiss zudem Gedanken machen müssen, ob es reicht, den Service nur auf der Langstrecke zu verbessern. Denn die meisten Passagiere sind in Europa unterwegs. Die Kurz- und Mittelstrecke ist also genauso imagebildend. Kommerzchefin Heike Birlenbach sagt, dass man das hier das Angebot regelmässig überprüfe. Versprechen machen könne sie allerdings keine.