Mittwoch, Oktober 9


Chelsea Flower Show

In London findet derzeit die Chelsea Flower Show statt. In früheren Jahren beschäftigte man sich hier etwa mit aussergewöhnlichen Blütenkombinationen, Farbkonzepten oder Terrassengestaltung, heute geht es um fundamentalere Themen.

1. Der Garten und seine Auswirkung auf die psychische Gesundheit

Goldene Sonnenstrahlen fallen durch das frische Birkenblätterdach und beleuchten üppiges Grün, das sich zwischen den weissen Stämmen drängt. Wiesenkerbel, die zartblauen Blüten der Storchschnäbel, aber auch winzige Walderdbeeren wachsen zwischen unzähligen Gräsern und Farnen. Der Anblick wirkt sofort entspannend, man möchte verweilen in diesem lichten Wald. Genau das beabsichtigt das Design der Gestalterin Ula Maria. Sie propagiert Waldbaden, die immer beliebter werdende Art der Meditation aus Japan.

Doch dieser Schaugarten geht noch weiter, weist grundsätzlich hin auf den wissenschaftlich bewiesenen positiven Effekt, den Pflanzen auf die menschliche Psyche haben. Die Rolle, die Gärten für die Verbesserung der psychischen Gesundheit spielen, begegnet einem immer wieder an der diesjährigen Chelsea Flower Show.

2. Widerstandsfähiges Design

Anmutig geschwungene Stahltrichter ragen aus der Vegetationsschicht. Sie reichen bis hoch hinauf unter die Baumkronen. Wie erstarrte Wasserstrudel bilden sie den dramatischen Fokus eines anderen Schaugartens. Ihre elegante Form ist überaus dekorativ, aber ebenso funktional. Die Trichter fangen Regenwasser auf und führen es unterirdischen Tanks zu, mit deren Inhalt der Garten in Trockenperioden bewässert werden kann.

Der Gartendesigner Tom Massey, der den Garten zusammen mit dem Architekten Je Ahn gestaltet hat, sagt: «Ich denke, wir müssen Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit in das Design unserer Gärten einbeziehen.» Das Prinzip einer solchen Regulierung wird hier meisterlich demonstriert. Nicht nur für Trockenperioden ist vorgesorgt, auch extremen Niederschlag verkraftet der Garten, denn er ist von Senken durchzogen, die sich mit Regen füllen und das Wasser langsam versickern und verdunsten lassen.

3. Nachhaltiges Handeln – auch im Gartendesign

Das Klima ändert sich rasant. Gärtnerinnen und Gärtner spüren es ganz praktisch, sogar im klimatisch so milden England. Es überrascht daher nicht, dass einem der Aufruf zu nachhaltigem Handeln auf der Chelsea Flower Show immer wieder begegnet, nicht nur beim Thema Wassermanagement. Aber ist es auch nachhaltig, dafür mit Schaugärten zu werben, die mit riesigem Aufwand in einen Londoner Park gebaut werden, um nach nur wenigen Tagen wieder komplett entfernt zu werden?

Während die einen den gigantischen CO2-Abdruck der Show anprangern, verweisen die anderen auf den positiven Effekt, den ebendiese Show auf die öffentliche Debatte hat. Vielleicht ist tatsächlich etwas daran, dass hier andere Zielgruppen mit Umweltthemen konfrontiert werden. Ernste Themen werden in Chelsea nicht nüchtern präsentiert. Verpackt in luxuriöse Blüten, verführen die Gärten Besucher und beeinflussen vielleicht ganz nebenbei deren Umweltverhalten ein wenig.

Unstrittig ist, dass die Chelsea Flower Show verglichen mit früheren Jahren tatsächlich umweltfreundlicher geworden ist. In diesem Jahr gibt es erstmalig einen Preis für den nachhaltigsten Schaugarten, gebaut ohne Metall und Beton. Aber es gibt auch einen mit einer Goldmedaille prämierten Garten, in dem 11 000 Backsteine vermauert sind.

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