Mittwoch, Oktober 30

Der schwedische Investor Cevian beteiligt sich an der UBS. Er stuft die global führende Vermögensverwalterin als unterbewertet ein. Dies befeuert die Ambitionen der UBS – und birgt Risiken.

Die Grossbank UBS hat mit dem schwedischen Investment-Fonds Cevian Capital einen neuen Grossaktionär. Gemäss einem Bericht der «Financial Times» soll sich der Fonds mit einem Anteil von 1,2 Milliarden Euro an der Bank beteiligt haben. Das entspricht etwas weniger als einem Zehntel von Cevians Portfolio. Der schwedische Investor gehört damit zu den 15 grössten Eigentümern der einzig verbliebenen Schweizer Grossbank.

Cevian gilt als aktivistischer Investor, der sich normalerweise an problembehafteten Unternehmen beteiligt. Durch Einflussnahme auf Unternehmensführung oder -struktur erhoffen sich solche Finanzin-vestoren eine Verbesserung des Geschäftsmodells und damit einhergehend einen Anstieg des Aktienkurses. Cevian hat sich in der Schweiz als Aktivist bei der Industriegruppe ABB einen Namen gemacht.

UBS-Aktien sind doppelt so viel wert?

Dem Vernehmen nach strebt Cevian bei der UBS nicht den Einsitz in den Verwaltungsrat an. Es gibt auch keine Hinweise dafür, dass sich die Investoren gegen den vom UBS-Konzernchef Sergio Ermotti und vom Verwaltungsratspräsidenten Colm Kelleher eingeschlagenen Kurs stellen. Im Gegenteil, Lars Förberg, Mitgründer von Cevian, übernimmt die Sicht Kellehers, wonach die UBS im Vergleich zur amerikanischen Konkurrenz unterbewertet sei.

Gemäss Förberg sei die UBS wie eine durchschnittliche europäische Bank bewertet, nicht wie eine global führende Vermögensverwalterin. Würde die Bewertungslücke zur amerikanischen Grossbank Morgan Stanley geschlossen, sei die UBS-Aktie 50 Franken wert, also doppelt so viel wie heute, glaubt Förberg.

Die UBS-Papiere werden derzeit bei rund 25 Franken gehandelt und haben dieses Jahr bereits ein eindrückliches Rally hinter sich: Seit Ankündigung des Zusammenschlusses mit der Credit Suisse am 19. März haben die Titel mehr als 50 Prozent gewonnen.

Es ist bezeichnend, dass sich Förberg auf Morgan Stanley als direkte UBS-Konkurrentin bezieht. Morgan Stanley gehört zu den grossen amerikanischen Wall-Street-Banken. Sie ist stark im risikoreichen Investment Banking, hat aber in den letzten Jahren vor allem die beständigere Vermögensverwaltung stark ausgebaut.

Das war dem Aktienkurs der Bank äusserst zuträglich. Morgan Stanley ist zudem die frühere Arbeitgeberin des UBS-Präsidenten Kelleher, wo er für das Investment Banking und die Vermögensverwaltung verantwortlich war.

Neue Ambitionen im US-Investment-Banking

Kelleher und die UBS machen kein Geheimnis aus ihren Ambitionen im US-Markt. Priorität geniesst das Wachstum der Vermögensverwaltung, insbesondere bei sehr reichen amerikanischen Kunden. Doch auch im Investment Banking will es die UBS noch einmal wissen. Gemäss dem Chef des UBS-Investment-Banking, Rob Karofsky, brauche es einen «globalen Champion» aus Europa. Dies sagte er dem «Wall Street Journal».

Dank der Übernahme der CS habe die UBS nun die Gelegenheit, ein solcher zu werden. Denn die CS gehörte bis zu ihrem Kollaps zu den grössten Investmentbanken Europas und konnte sich auch unter den Top-Instituten der USA positionieren. Im Gegensatz dazu war die UBS im Gefolge der Finanzkrise gezwungen, ihre Investmentbank drastisch zu verkleinern – eine Aufgabe, die damals Sergio Ermotti zufiel.

Man sei nahe daran gewesen, «irrelevant» zu werden, sagt Karofsky. Dank der Übernahme des CS-Investment-Banking hat die UBS nun die Gelegenheit, ihre Marktposition auszubauen. Karofskys Ziel ist es, Nummer 6 im amerikanischen Markt zu werden. Heute steht das kombinierte Investment Banking von UBS und CS auf Rang 12.

Investment Banking wurde CS und UBS zum Verhängnis

Einerseits scheint der Anspruch bescheiden zu sein. Doch auch grosse europäische Institute wie die CS oder die Deutsche Bank haben es nie geschafft, im Investment Banking mit den amerikanischen Giganten wie JP Morgan, Goldman Sachs oder Bank of America mitzuhalten.

Andererseits dürfte bei manchen ob den Investment-Banking-Ambitionen ein ungutes Gefühl aufkommen. Denn sowohl bei der UBS als auch bei der CS sorgte das US-Investment-Banking über die Jahre für Milliardenverluste – letztmals wegen Spekulationen des kollabierten Hedge-Funds Archegos. Historisch wurde dies beiden Banken zum Verhängnis: Die UBS musste 2008 mit Staatshilfe gerettet, die CS mit Staatsgarantien von der UBS übernommen werden.

Wie der neue Grossaktionär Cevian zu den Investment-Banking-Plänen der UBS steht, ist nicht überliefert. Der Cevian-Chef Förberg geht davon aus, dass die UBS als globale Vermögensverwalterin mit der Zeit bedeutend profitabler werden sollte, was sich in der Aktienbewertung spiegeln wird.

Die UBS ihrerseits dürfte kein Interesse daran haben, das Investment Banking in den USA zu stark auszubauen. Zunächst um ihr Risikoprofil nicht zu schwächen, aber auch, um den weiteren Anstieg der Aktien nicht zu gefährden. Denn der Markt spricht Vermögensverwaltern eine höhere Bewertung zu als Investmentbanken.

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