Freitag, April 25

Grossbanken leiden unter dem Zoll-Schock – doch Unsicherheit und Marktschwankungen sorgen gleichzeitig für rekordhohe Erträge.

Grossbanken haben schwierige Wochen hinter sich. Das Zollregime der US-Regierung hat Banken weltweit, insbesondere die UBS, hart getroffen. Die Aktien der Schweizer Grossbank haben seit Januar rund 15 Prozent an Wert verloren. Die drohende wirtschaftliche Abkühlung und die grosse Ungewissheit sind Gift für das Bankgeschäft, das auf Planbarkeit und Vertrauen in die Marktmechanismen angewiesen ist.

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Dieses Vertrauen hat US-Präsident Donald Trump in den drei Wochen seit dem «Liberation Day» am 2. April tief erschüttert. Die Unsicherheit hat vor allem international aufgestellte Institute erfasst, weil sie rund um den Globus tätig sind und über ihre Investmentbanken direkt von den Entwicklungen an den internationalen Kapitalmärkten abhängen.

Bei der UBS, die am Mittwoch Zahlen für die Zeit von Januar bis Ende März vorlegen wird, haben Trumps Pläne für den Zollkrieg wohl vor allem in der Investmentbank Spuren hinterlassen. Die Zahlen für das abgelaufene Quartal dürften wieder solide ausfallen, die CS-Integration mühelos voranschreiten. So werden die Investoren vor allem an Sergio Ermottis Ausblick für die kommenden Monate interessiert sein.

Kann die Investmentbank ein starkes Standbein sein?

Wie im Schlussquartal 2024 dürfte die Investmentbank als zweitgrösster Bereich hinter dem Wealth-Management wieder ein starkes Standbein für die UBS sein. Vergangenes Jahr steuerte sie mit knapp 11 Milliarden Dollar bereits mehr Ertrag zum Konzernergebnis bei als etwa das gesamte Geschäft in der Schweiz, das 9,3 Milliarden beitrug.

Dass die Investmentbank der UBS derzeit sehr profitabel ist, hilft dem Finanzergebnis, ist aber nicht unproblematisch. Denn im Gegensatz zur Vermögensverwaltung oder zum Asset-Management gilt das Investment Banking als kapitalintensiv und risikoreich. Bei der ehemaligen Credit Suisse passierten in der Investmentbank die grössten Unfälle. Einzelne Grosskunden wie der Hedge-Fund Archegos kosteten Milliarden und destabilisierten die gesamte Bank.

Die UBS konzentriert sich mit ihrer Investmentbank heute zwar auf risikoärmere Felder wie den Wertpapierhandel oder die Beratung. Doch diese Bereiche spüren die jüngsten Börsenturbulenzen besonders deutlich. Gemäss Johann Scholtz, Analyst bei Morningstar, ist die hohe Volatilität zwar gut für den Handel, aber schlecht für das Beratungsgeschäft. Im Handel erwartet er ein starkes Quartal. Weil die UBS einen besonders grossen Aktienhandel betreibt, dürfte sie stärker profitieren als gewisse Konkurrenten.

Doch gemäss Andreas Venditti, Analyst bei Vontobel, führt die hohe makroökonomische und geopolitische Unsicherheit dazu, dass Verwaltungsräte in den Unternehmen wichtige Entscheidungen bezüglich Akquisitionen oder Börsengängen vertagen. Die Pipelines der Investmentbanken seien zwar gut gefüllt, aber solange Transaktionen verschoben würden, fielen keine Gebühren an. Er erwartet deshalb, dass es im Beratungs- und Kapitalmarktgeschäft nicht gut läuft.

Scholtz glaubt aber, dass dies die Einkünfte aus dem Handel kompensieren sollten. Die Investmentbank der UBS dürfte in diesem Quartal unter dem Strich von der Unsicherheit profitieren. Die Volatilität an den Märkten sei auch für das Wealth-Management hilfreich, weil dort ebenfalls gehandelt werde, sagt Scholtz: «Sehr reiche Kunden stellen sich konservativer auf und greifen verstärkt auf die gleichen Produkte zurück wie institutionelle Investoren, etwa auf Derivate.»

Teurere Kreditkonditionen

Auch in der Schweiz prägt die Zollpolitik Amerikas den Kapitalmarkt. Die Folgen scheinen bis jetzt aber noch nicht dramatisch zu sein. Gemäss Thorsten Pauli, Länderchef Schweiz bei der Bank of America, läuft hierzulande das Finanzierungsgeschäft – etwa bei Frankenanleihen oder bei der Kreditvergabe – ganz normal weiter. Doch für Unternehmen, die erstmals eine Finanzierung brauchten, hätten sich die Kreditkonditionen verteuert, sagt Pauli, der auch das Kapitalmarktgeschäft in Deutschland und Österreich leitet.

Die Beratung von Fusionen und Übernahmen (Mergers and Acquisitions, M&A) ist in der Schweiz wenig tangiert. Laufende Transaktionen würden weiterhin grösstenteils abgeschlossen, sagt Pauli. So haben diese Woche die Versicherungen Baloise und Helvetia mitgeteilt, fusionieren zu wollen. Bei der Baloise war die UBS als Beraterin beteiligt. Federführend waren aber die amerikanischen Investmentbanken Morgan Stanley und JP Morgan.

Schwieriger als bei M&A ist die Situation bei den Börsengängen. Dort sei man deutlich zurückhaltender, sagt Pauli. Tatsächlich hat sich seit dem Telecom-Konzern Sunrise im November 2024 keine weitere Firma an die Schweizer Börse gewagt. Stillstand herrscht auch bei Projekten in den USA. Die Unternehmen seien vorsichtiger geworden. Grosse Investitionsvorhaben würden überdacht, bis mehr Klarheit herrsche.

Investmentbank ist eine Hypothek

Die UBS ist nicht die einzige Grossbank, die von den Marktturbulenzen profitiert. Wall-Street-Häuser mit grossen Investmentbanken wie JP Morgan, Goldman Sachs oder Morgan Stanley haben im ersten Quartal Rekordgewinne vermeldet. Aber auch breit aufgestellte Universalbanken wie die Bank of America oder Citi profitierten von der Volatilität.

Jacob Falkencrone, Anlagechef bei der dänischen Saxo Bank, mahnt indes zur Vorsicht. Diese bemerkenswerten Handelserträge spiegelten bloss eine vorübergehende Volatilität und nicht unbedingt eine «nachhaltige Stärke». Die UBS und andere Banken können also nicht davon ausgehen, dass ihre Investmentbanken in den kommenden Monaten weiterhin so gute Leistungen erbringen werden.

Das müsste im Sinne der UBS sein. Denn eine schnell wachsende Investmentbank ist für sie kein Segen. Zwar sind die sprudelnden Erträge sicherlich willkommen. Doch eine zu grosse und erfolgreiche Investmentbank ist wegen ihres Rufs als «Kasino» für die unter kritischer Beobachtung stehende UBS eine Hypothek. Zumal die politische Diskussion über höhere Eigenkapitalanforderungen voll am Laufen ist und erst Ende 2026 im Parlament entschieden wird.

Die UBS ist sich der kritischen Rolle ihrer Investmentbank bewusst. Um die gegen ihre Interessen laufende Kapitaldiskussion zu entschärfen, hat sie deshalb vorgeschlagen, die Grösse ihrer Investmentbank zu begrenzen und das gesetzlich festschreiben zu lassen. Heute hat sich die UBS freiwillig auferlegt, dass die Investmentbank maximal ein Viertel der risikogewichteten Aktiven beanspruchen darf.

Ob eine Selbstbegrenzung genügen wird, um die Sicherheitsbedenken aus dem Weg zu räumen, ist fraglich. Karin Keller-Sutter sagte als Reaktion auf den Vorschlag, dass diese Grössenbeschränkung eine geschäftliche Entscheidung der UBS sei und keine politische – das im Gegensatz zur Kapitalfrage, hätte die Finanzministerin anfügen können.

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