Die Grossbank leidet weiter unter hohen Sonderkosten wegen der CS-Übernahme. Das Sparziel wird auf 13 Milliarden Dollar geschraubt, die Dividende steigt ebenfalls.
Die UBS kann das Ausnahmejahr 2023 mit hohem Gewinn abschliessen, obwohl die Bank im Schlussquartal rote Zahlen geschrieben hat. Der Grund für die roten Zahlen zwischen September und Dezember 2023 ist eine Wertberichtigung aus einer Beteiligung an der SIX Group. Aber auch die CS-Übernahme verursacht hohe Kosten. Die Bank muss weiter finanzielle Rückschläge aus der CS-Integration hinnehmen.
Unter Ausklammerung dieser Sondereffekte arbeitet die UBS aber profitabel. Der bereinigte Vorsteuergewinn betrug im Schlussquartal 592 Millionen Dollar.
Für das Gesamtjahr kommt die einzig verbliebene global systemrelevante Bank der Schweiz auf einen deutlich positiven Nettogewinn von 29,9 Milliarden Dollar. Dabei profitierte die UBS aber von einem grossen Sondereffekt: Dank der Abschreibung spezieller Anleihen bei der CS-Rettung konnte die Bank zur Jahresmitte einen hohen negativen Goodwill verbuchen. Dieser wirkt auch auf den Jahresgewinn nach und vergrössert diesen um viele Milliarden.
Doch auch wenn dieser buchhalterische Effekt herausgerechnet wird, kommt die UBS auf einen Jahresgewinn von 3,9 Milliarden Dollar. Das ist weniger als im Vorjahr, als die Bank 7,6 Milliarden Nettogewinn erzielte.
Die UBS-Aktien reagierten im Morgenhandel negativ auf den Jahresbericht und verloren zeitweise 3 Prozent ihres Werts.
Zeichen der Finanzstärke
Die Bank ist aber trotz der aufwendigen Integration in der Lage, Gewinn abzuliefern. Als Zeichen der Finanzstärke hat Ermotti eine deutliche Erhöhung der Dividende auf 0.70 Dollar pro Aktie beantragt. Zudem soll im zweiten Halbjahr ein unterbrochener Aktienrückkauf wieder aufgenommen werden, was bei den Aktionären gut ankommen dürfte.
Trotz Turbulenzen rund um die CS schafft es die UBS auch weiterhin, Kundenvermögen anzuziehen. Im Kerngeschäft, der globalen Vermögensverwaltung, hat die Bank seit Abschluss der Übernahme 77 Milliarden Dollar an frischen Kundengeldern gewonnen; allein im vierten Quartal flossen der Bank 22 Milliarden zu.
Auch die Einlagen haben sich positiv entwickelt. Und Ermottis Ambitionen sind sportlich. Bis 2028 sollen investierte Vermögen in Höhe von bis zu 5 Billionen Dollar verwaltet werden, heute betreut die UBS 3,8 Billionen.
Das kombinierte Schweizer Geschäft, das in der Sparte Personal & Corporate Banking zusammengefasst wird, leistet weiterhin einen verlässlichen Beitrag zum Konzernergebnis. Dabei wurde der Bereich im Schlussquartal hart von einem Wertverlust aus der Beteiligung an der Börsenbetreiberin SIX getroffen. Dieser geht auf Abschreibungen der SIX an ihren Anteilen am Zahlungsdienstleister Wordline und an der spanischen Börse zurück.
Durchwachsene Leistung in den Sparten
Die rechtliche Zusammenführung der Schweizer Einheiten von UBS und CS ist im dritten Quartal vorgesehen. Erst danach dürften CS-Kunden auf die UBS-Plattform transferiert werden und die CS-Infrastruktur allmählich abgebaut werden. Die Beseitigung von Doppelspurigkeiten wird einen wesentlichen Beitrag zu den Sparbemühungen leisten.
Im Gegensatz zum Wealth Management und zum Schweizer Geschäft, die trotz höheren Kosten weiter Kundenvermögen anziehen, verzeichnete der kleinere Asset-Management-Bereich Geldabflüsse. Unlängst fand in dieser Sparte ein Führungswechsel statt.
Doch während das Asset Management immerhin einen mageren Vorsteuergewinn beitragen konnte, macht die Investmentbank weiterhin Verlust, auch wenn sich der Gesamtertrag durch die Zusammenführung mit den Aktivitäten der CS vergrösserte. Dabei sind die Kosten in diesem Bereich wegen der Integration besonders stark angestiegen, für Boni, für Technologie. Mit Blick nach vorn sieht man im Investment Banking eine Verbesserung der Marktbedingungen und eine Rückkehr in die Gewinnzone.
Die Bankbereiche bieten ein durchwachsenes Bild und kämpfen mit steigenden Kosten. Das operative Geschäft scheint die Integration verdauen zu können, die Kerngeschäfte arbeiten weiterhin profitabel oder werden es bald wieder tun. Das sind gute Voraussetzungen, damit sich die Bank nach Abarbeitung der CS-Altlasten auf einem höheren Gewinn- und Effizienzniveau bewegen kann.
Gestaffelte Finanzziele
Die Bank hat zudem die Finanzziele, die sie bis im Jahr 2026 erreichen will, genauer definiert. Das ursprüngliche Ziel einer Kapitalrendite von 15 Prozent bleibt vorerst bestehen. Ermotti stellt jedoch in Aussicht, dass dieser Wert bis 2028 auf 18 Prozent ansteigen könnte.
Diese Staffelung könnte ein Kompromiss sein: Ungeduldige Grossaktionäre – wie die schwedische Investmentgesellschaft Cevian, die sich jüngst ein grösseres Paket an UBS-Aktien gekauft hat – können zuversichtlich sein, dass die UBS sich auch nach Abschluss der Integration nicht zurücklehnen wird.
Daneben gibt es kritische Stimmen, unter Politikern, Regulatoren oder Aktionärsvertretern. Sie haben die langfristige Stabilität der Bank im Auge und wollen um jeden Preis verhindern, dass die UBS überrissene Ziele aufstellt und deswegen in eine Kasino-Mentalität abrutscht. Sie erhalten dank gestaffelten Zielen eine gewisse Sicherheit, dass die UBS sich die nötige Zeit für die Integration nimmt.
Ermotti konnte mit den vorgelegten Quartalszahlen wegen hoher Sonderkosten die Konsenserwartung des Marktes nicht erfüllen. Er stellt aber eine weiterhin erfolgreiche Integration in Aussicht, die er bisher mit Tempo vorangetrieben hat.
Vorsprung beim Sparen
In Ermottis Einflussbereich liegt dagegen das Sparziel. Der UBS-Chef schärft dieses deutlich nach: Bis Ende 2026 sollen 13 Milliarden Dollar eingespart werden. Nach der Ankündigung der CS-Übernahme im März 2023 sprach die UBS zunächst von 8 Milliarden, im August von «mehr als 10 Milliarden». Die UBS legt Wert auf die Feststellung, dass sie das Ziel nur präzisiert, aber nicht erhöht hat. Dennoch dürften die 13 Milliarden die Erwartungen des Marktes übertreffen.
Beim Sparen hat die UBS einen Vorsprung: Per Ende Jahr hat die Bank bereits rund 4 Milliarden Dollar an Kosten eingespart, damit geht es schneller vorwärts als geplant. Der globale Stellenbestand der Bank schrumpfte im Jahresverlauf um 17 000 auf noch knapp 113 000 Stellen; im vierten Quartal allein fielen 4000 Jobs weg, viele ausserhalb der Schweiz.
Ende August hatte die UBS einen umfassenden Stellenabbau angekündigt, der in der Schweiz 3000 Entlassungen mit sich bringt, aber tatsächlich ein Vielfaches an Stellen betreffen könnte. Weitere Informationen über den Schweizer Abbau lieferte Ermotti nicht. Bis Ende 2024 soll die Hälfte des Sparziels bereits erreicht sein, das heisst weitere 2,5 Milliarden Dollar gegenüber dem heutigen Stand.
Dabei dürften auch die Schweizer Mitarbeiter der neuen UBS das Sparprogramm zu spüren bekommen, vor allem in den Konzernfunktionen. Hier lässt sich viel einsparen, weil die CS dieselben Einheiten führte und zahlreiche Jobs derzeit doppelt besetzt sind.
Der Abbau dürfte aber gerade in der Schweiz vor allem nach Abschluss der Fusion stattfinden. Der formale Vollzug der Fusion der übergeordneten Rechtseinheiten UBS AG und Credit Suisse AG wird bis zum Ende des zweiten Quartals in Aussicht gestellt, die Schweizer Ableger werden bis zum Ende des dritten Quartals vereint. Danach dürfte die UBS das Abbautempo nochmals erhöhen.
Grosse Erwartungen an strategischen Plan
Die Erwartungen an den präsentierten Strategieplan waren gross. Die UBS-Aktien hatten bereits im Vorfeld der Publikation des Jahresberichts nochmals avanciert. Seit Ankündigung der CS-Übernahme im März vergangenen Jahres konnten die Banktitel 50 Prozent an Wert gewinnen. Zunächst wurden die Aktien durch den günstigen Übernahmepreis von 3 Milliarden Dollar für die CS angetrieben.
Doch nun geht es um die Knochenarbeit der Integration und die Realisierung der Synergien, was mit etlichen Risiken verbunden ist. Die Wiederaufnahme des Aktienrückkaufprogramms dürfte helfen, die Aktionäre bei Laune zu halten. Denn auch wenn der Ausblick für das erste Quartal zuversichtlich formuliert ist, werden Integrationskosten in Milliardenhöhe wieder das Ergebnis belasten.