Die UBS ist trotz teurer CS-Integration erfolgreich unterwegs. Tiefere Zinsen und die offene Kapitalfrage sorgen aber für Gegenwind. Die Aktien erreichen ein Mehrjahreshoch.
Die UBS ist voll mit der Integration der CS beschäftigt, aber ihr Geschäft läuft rund. Im dritten Quartal hat die Grossbank einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar erzielt. Unter dem Strich resultierte ein Reingewinn von mehr als 1,4 Milliarden Dollar – dieser fiel damit fast doppelt so hoch aus wie von Finanzanalysten im Vorfeld erwartet. Die UBS hat wie im Vorquartal positiv überrascht.
Das kontrastiert mit der Vorjahresperiode. Damals erlitt die UBS aufgrund der hohen Integrationskosten einen Verlust von 785 Millionen Dollar. Das abgelaufene dritte Quartal ist nach der Übernahme der Credit Suisse im Juni 2023 das erste, bei dem nun ein Vergleich mit dem Vorjahr möglich ist. Die UBS-Aktien waren in Erwartung eines starken Ergebnisses gestiegen und erreichten am Mittwochvormittag ein Mehrjahreshoch von fast 30 Franken.
Auch bei den Sparbemühungen macht die UBS vorwärts. Im dritten Quartal hat sie den Stellenbestand um weitere 1400 Stellen reduziert und ist gut unterwegs, um ihre Kostenbasis bis Ende Jahr um 7,5 Milliarden Dollar zu verkleinern. Damit ist UBS-Chef Sergio Ermotti auf Kurs, das Sparziel von 13 Milliarden Dollar bis Ende 2026 zu schaffen.
Die Kostenbasis dürfte künftig allerdings langsamer schrumpfen, weil die Aufwendungen für die Integration steigen werden. Grosse Einsparungen erhofft sich die Bank von der IT-Migration, die angelaufen ist und bis Ende 2026 läuft. In Luxemburg und Hongkong wurden die Kontos der CS-Kunden im Oktober migriert. Bis Ende Jahr sind Singapur und Japan dran. In der Schweiz wird im zweiten Quartal 2025 mit der Migration der ehemaligen CS-Kunden auf die IT-Plattform der UBS gestartet. Fast ein Drittel aller Applikationen der CS wurden abgeschaltet.
UBS-Schweiz leidet wegen der SNB
Trotz geopolitischen Turbulenzen und sinkenden Zinsen war das Marktumfeld gut für die Bank. In all Geschäftsbereichen – dem Kerngeschäft Wealth Management, im Investment Banking und im Asset Management konnte die UBS Erträge und Gewinne deutlich steigern. Lediglich im Bereich Personal & Corporate Banking – dem UBS-Geschäft in der Schweiz – und im Bereich Non-Core and Legacy – die CS-Abwrack-Einheit – waren sie im Jahresvergleich rückläufig.
Die Zinswende schmerzt die UBS besonders in der Schweiz. Im Juni hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen zum zweiten Mal in Folge gesenkt. Das hat sich unmittelbar in den Zinseinnahmen in der Schweiz bemerkbar gemacht. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Erträge um acht Prozent auf knapp 2 Milliarden Franken zurück. Da die SNB die Zinsen weiter senken dürfte, geht die UBS davon aus, dass die Zinseinnahmen im Schlussquartal weiter zurückgehen werden.
Auch Kreditausfälle in Höhe von 71 Millionen Franken bei ehemaligen Unternehmenskunden der CS belasteten das Ergebnis. Hinzu kommt ein Rückgang bei der Vergabe neuer Kredite. Ermotti bekräftigte derweil, dass die UBS weiterhin ein «sicherer und verlässlicher» Kreditgeber für die Wirtschaft sein wolle.
In der Schweiz ist die UBS nebst der Zusammenführung des Filialnetzes auch mit der Prüfung ihrer Kreditvergaben an Unternehmen beschäftigt – ein Bereich, in dem die CS besonders aggressiv unterwegs war. Die weitere «Optimierung der Bilanz» soll gemäss Finanzchef Todd Tuckner helfen, die ungenügenden Einnahmen in diesem Bereich wegen der früheren CS-Praxis zu kompensieren.
Kunden tragen weiter viel Geld zur UBS
Von der Zinswende ist aber nicht nur die Schweiz betroffen, sondern auch die globale Vermögensverwaltung, das Kerngeschäft der UBS. Dort werden die Zinseinnahmen gemäss Prognosen der Bank künftig ebenfalls rückläufig sein. Die UBS zieht aber weiter viel frisches Geld an. Im Juli, August und September sammelte sie Neugeld im Umfang von 25 Milliarden Dollar ein, das ist fast gleich viel wie in der Vorperiode. Bis Ende Jahr sollen gesamthaft 100 Milliarden Dollar zusammenkommen.
Der Zufluss ist aber sehr ungleich verteilt. Am meisten sind der UBS in der Schweiz zugeflossen, gefolgt von den Regionen Amerika, Europa, Asien und dem Nahen Osten. Auffallend ist, dass Nordamerika trotz einer grossen Vermögensbasis von mehr als 2 Billionen Dollar lediglich acht Milliarden Dollar anzog. Das ist weniger als in der Schweiz, wo fast drei Mal weniger Vermögen reicher Leute verwaltet wird.
Das heisst, obwohl die Erträge auch in Nordamerika steigen, harzt das Vermögensverwaltungsgeschäft dort weiterhin. Der US-Markt ist für die UBS aber ein strategisch wichtiger Bereich, der in den vergangenen Jahren meist unbefriedigende Leistungen erbrachte.
So passt ins Bild, dass UBS-Präsident Colm Kelleher am Dienstag an einem Anlass in Oxford bekräftigte, dass die Bank nach Abschluss der CS-Integration nach Akquisitionen Ausschau halten wolle. Die US-Vermögensverwaltung müsse besser arbeiten und durch eine Akquisition ihre Profitabilität verbessern, wie das Morgan Stanley mit dem Zukauf von Smith Barney 2009 getan habe, sagte Kelleher.
Aktionäre zufrieden trotz offener Kapitalfrage
Finanzanalysten äusserten sich am Mittwoch positiv zum UBS-Ergebnis. Das sorgte für neuen Schub für die Aktien. Für diese ging es in den vergangenen Monaten nicht mehr richtig vorwärts. Grund war hauptsächlich die Unsicherheit um künftige Kapitalanforderungen, die vom Bund gefordert werden könnten. Zudem steht die Veröffentlichung des Berichts der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Krise der CS bevor, was die Kapitalfrage neu beleben dürfte.
Trotzdem sind die UBS-Aktien so teuer wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Und das obwohl der Ausblick, den Sergio Ermotti gab, eher verhalten war: Zwar geht man bei der UBS von einer sanften Landung der US-Wirtschaft aus, die Aussichten für wirtschaftliches Wachstum in den übrigen Regionen seien allerdings getrübt. Zusätzlich verunsichern die geopolitischen Konflikte und die US-Wahlen Anleger und Kunden.
Währenddessen treten ab Januar so oder so strengere Kapitalanforderungen gemäss den Vorgaben von Basel III in Kraft, die die UBS umsetzen muss. Das wird gemäss Finanzchef Tuckner einen leichten Rückgang der Kapitalquoten zur Folge haben. Wie es mit der Kapitalfrage weitergeht und was das Timing betreffe, habe die UBS nicht unter Kontrolle, räumt Sergio Ermotti ein.
Er geht nicht davon aus, dass es bis zum UBS-Jahresabschluss im Februar 2025 mehr Klarheit gebe. Insofern sei unwahrscheinlich, dass die Kapitalfrage die Rückführungen an die Aktionäre im kommenden Jahr tangiere. «Wir werden 2025 einen Aktienrückkauf durchführen», sagte Ermotti vor Analysten. Diese Aussicht genügt derzeit offenbar, um die Anleger bei der Stange zu halten.