Wer freiwillig in die Säule 3a einzahlt, statt selbst zu investieren, wird zum Pensionierungszeitpunkt etwa eine Viertelmillion reicher sein. Weshalb? Spoiler: Nicht wegen der Steuerersparnis bei der Einzahlung.
Auch in diesem Jahr spare ich etwa 1500 Fr. an Steuern, indem ich in die Säule 3a einzahle. Für viele ist dieser Steuerabzug der Hauptgrund, überhaupt in die gebundene dritte Säule zu investieren. Zwar wird der Steuervorteil zum Jahresende in den Medien betont und steht oft im Vordergrund, doch ist er letztlich weniger entscheidend als gedacht. Beim Bezug der Gelder zur Pensionierung wird nämlich die Kapitalbezugssteuer fällig, die die vorherigen Steuervorteile häufig übersteigt und so die Einsparungen relativiert.
Lohnt sich die Säule 3a also gar nicht?
Die Säule-3a-Sarah
Doch, denn drei andere Vorteile sind viel entscheidender, wie ich an einem konkreten Beispiel aufzeigen möchte.
Nehmen wir die heute 25-jährige Sarah, die jährlich den heute geltenden Maximalbetrag von 7056 Fr. einzahlt. Sie wählt eine Wertschriftenlösung mit hohem Aktienanteil und jährlichen Gebühren von 0,4% auf dem Gesamtvermögen. In diesem Beispiel rechne ich mit einer Aktienrendite von 6%. Einen aktuellen und unabhängigen Vergleich zwischen den unterschiedlichen 3a-Anbietern gibt es übrigens hier. Über vierzig Jahre kommen so rund 990’000 Fr. zusammen. Den Bezug ihrer 3a-Gelder staffelt sie über fünf Jahre und zahlt 56’000 Fr. Steuern. Es bleiben ihr rund 930’000 Fr.
Zuvor konnte sie bei der Einzahlung insgesamt ebenfalls rund 56’000 Fr. Steuern sparen. War es also ein Nullsummenspiel?
Der Privat-Patrick
Werfen wir zur Beantwortung dieser Frage einen Blick auf die Situation des ebenfalls 25-jährigen Patricks. Er verzichtet auf die Säule 3a und investiert ausschliesslich in kostengünstige ETF – der Einfachheit halber erzielen diese die gleiche Rendite wie Sarahs Wertschriftenlösung. Weil er dabei aber keinen Steuerabzug geltend machen kann, kann er jährlich nicht 7056 Fr. investieren, sondern muss diesen Betrag zu einem Grenzsteuersatz von 20% zuerst als Einkommen versteuern. Entsprechend kann er jährlich nur 80%, sprich 5645 Fr. investieren.
Nach vierzig Jahren beträgt Patricks Vermögen 660’000 Fr. Beim Bezug der Gelder muss er dafür keine Steuern zahlen.
Weshalb ist er dann aber 270’000 Fr. ärmer als Sarah, selbst wenn sich der Steuervorteil beim Bezug ausgleicht?
Dividenden, Vermögen und Zinseszins
Der Grund liegt in den weiteren Vorteilen der Säule 3a. Erstens zahlt Sarah auf das Vermögen in der dritten Säule keine Vermögenssteuern. Kumuliert über vierzig Jahre spart sie so bei einem Grenzsteuersatz von 0,2% fast 20’000 Fr. im Vergleich mit Patrick. Zweitens sind die Dividenden steuerfrei. Patrick muss diese als Einkommen versteuern. Bei einer Dividendenrendite von 2,5% pro Jahr und einem Grenzsteuersatz von 20% muss er Jahr für Jahr weitere rund 0,5% seines Vermögens abgeben. In Franken ausgedrückt: Rund 45’000 Fr.
Drittens geniesst Sarah indirekte Vorteile, die dank dem Zinseszinseffekt über vierzig Jahre auf gesamthaft 200’000 Fr. wachsen. Wie das? Weil Sarah weniger Einkommens-, Vermögens- und Dividendensteuern zahlen muss, kann sie im Vergleich zu Patrick mehr investieren und auf diesen Mehrbetrag eine zusätzliche Rendite erwirtschaften.
Verwirrt? Hier ein simples Beispiel anhand des allerersten Jahres von Sarah und Patrick: Sarah investiert 7056 Fr. Nach vierzig Jahren werden daraus 73’000 Fr. Patrick investiert aufgrund der Steuerrechnung nur 5645 Fr. – etwa 1400 Fr. weniger im Jahr. Nach vierzig Jahren werden daraus 58’000 Fr. Die ursprüngliche Differenz von 1400 Fr. ist über vierzig Jahre aufgrund des Zinseszinses auf 15’000 Fr. gestiegen. Macht man dieselbe Rechnung nun für alle Jahre resultiert eine Differenz von rund 200’000 Fr.
Die 65-jährige Sarah wird mehr als 250’000 Fr. mehr Vermögen gespart haben als der 65-jährige Patrick. Der einzige Unterschied zwischen den beiden ist, dass Sarah die Säule 3a wählt, statt selbst investiert. Der Steuerabzug bei der Einzahlung spielt dabei nur eine untergeordnete, indirekte Rolle. Wichtiger ist, dass die Vermögenssteuer und die Dividendensteuer entfallen und dass die Steuerersparnisse insgesamt zusätzlich investiert werden können.
Patrick Eugster