Donnerstag, Januar 23

Investitionen von 500 Milliarden Dollar sollen die Führungsrolle der USA im Bereich der künstlichen Intelligenz ausbauen. Doch solange die USA abhängig sind von taiwanischen Computerchips, werden sie den Tech-Konflikt mit China nicht gewinnen.

US-Präsident Donald Trump hat an seinem zweiten Tag im Amt mit «Stargate» eine Initiative angekündigt, die die amerikanische Technologieführerschaft festigen und ausbauen soll. 500 Milliarden Dollar sollen in den USA in die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) investiert werden. Wird «Stargate» erfolgreich umgesetzt, wäre das gleichbedeutend mit einem grossen Sieg im Tech-Konflikt mit China. Die USA würden ihren technologischen Vorsprung auf China verteidigen, wahrscheinlich gar ausbauen.

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Doch Trump, der sich so gerne als Macher inszeniert, droht mit seinem Fokus auf neue Datenzentren und künftige KI-Technologien ein Problem zu ignorieren, das die Vormachtstellung der USA jäh beenden könnte: Die Computerchips für Amerikas KI-Träume kommen aus Taiwan, einer Insel, die von Amerikas grösstem Widersacher China beansprucht wird.

Amerika selbst kann überhaupt keine KI-Chips herstellen. Das amerikanische Unternehmen Nvidia treibt zwar die KI-Revolution mit seinen Chips an. Aber es designt diese nur. Hergestellt werden sie auf Taiwan von der Firma TSMC. Käme es zu einem Krieg um Taiwan oder schlösse sich die Insel freiwillig Festlandchina an, wären die USA von den KI-Chips abgeschnitten. TSMC baut derzeit zwar Fabriken in den USA, doch ist unklar, ob dort bald Nvidia-Chips gefertigt werden. Und es ist zu bezweifeln, dass die amerikanischen Fabriken weiterproduzieren könnten, wenn es zu einem Krieg um Taiwan käme.

Die USA sind generell in einer Weise von taiwanischen Chips abhängig, wie es für eine Tech-Weltmacht eigentlich inakzeptabel sein sollte. Experten des US-Handelsministeriums wissen seit Jahren: Käme es heute zu einem Lieferunterbruch bei Computerchips aus Taiwan, wären die Folgen für die amerikanische Wirtschaft vergleichbar gravierend wie bei der Grossen Depression in den 1930er Jahren. Damals brach die amerikanische Wirtschaft um einen Drittel ein.

Präsident Trump hatte das Problem bereits in seiner ersten Amtszeit erkannt. Sein Nachfolger, Joe Biden, machte das Streben nach mehr Chip-Unabhängigkeit zu einer Frage der nationalen Sicherheit. Diese Strategie wird Trump fortsetzen müssen – sie ist mit «Stargate» umso dringlicher geworden.

Intel könnte in dieser Strategie eine Schlüsselrolle spielen. Doch ausgerechnet der einstige Technologiepionier der USA steckt gerade in einer Existenzkrise. Intel hätte zwar die Technologie, Chips herzustellen, die jenen von TSMC ebenbürtig sind. Doch auf der Suche nach Kundschaft droht Intel das Geld auszugehen. Mit Amazon Web Services verfügt Intel bis jetzt erst über einen Grosskunden.

Trump könnte Intel nun für seine Zwecke einsetzen. Eine Möglichkeit wäre, dass er als «Dealmaker-in-Chief» gemeinsam mit «Stargate» Intel die Auftragsbücher füllt. Für die neuen KI-Datenzentren werden Hunderttausende Hightech-Chips benötigt, und TSMCs Produktionskapazitäten sind bereits heute ausgelastet.

Eine zweite, wenn auch eher abwegige Möglichkeit wäre Masayoshi Son, der Vorsitzende von «Stargate» und CEO des Tech-Konglomerats Softbank. Softbank kontrolliert bereits den Chip-Designer Arm, und Son soll seit geraumer Zeit darüber nachdenken, in die Chip-Produktion einzusteigen. Intel könnte ihm Gelegenheit dazu bieten. Und die amerikanische Regierung würde es ihm sicherlich danken.

Am Ende wäre das Wie wohl nebensächlich. Der Umstand bleibt derselbe: Wollen die USA ihre Technologieführerschaft gegenüber China absichern und ausbauen, müssen sie von taiwanischen Chips unabhängiger werden. «Stargate» mag noch so schillern und Versprechen machen. Ohne KI-Chips made in USA bleibt ein solches Projekt mehr Selbsttäuschung als Vision. Dann sind die 500 Milliarden Dollar hinausgeworfenes Geld.

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