Sonntag, Oktober 6

Sprach man gerade noch von den «Nepo-Babys» (privilegierte Kinder von Prominenten), übernehmen nun die «Nepo-Dogs» das Internet. Die« Vogue» zeigt für ein digitales Projekt die Hunde von Tim Walz, Billie Eilish und weiteren bekannten Hündelern.

Als Demi Moore die ersten Bilder und Videos von ihrem Hund bei einem Fotoshooting postete, wunderte man sich nicht wirklich. Ihr Chihuahua Pilaf erlangte in den letzten Monaten schliesslich eine Menge Aufmerksamkeit. Nicht nur wegen seiner heraushängenden Zunge und seiner Miniature-Grösse, sondern auch, weil das Hündchen überall dabei war. Es wurde zum Begleiter während der Fashion-Weeks, etwa zur Show von Versace, und durfte auch mit nach Cannes zu den Filmfestspielen, wo es sich sehr gut an das gepunktete Kleid seiner Besitzerin anpasste.

Allgemein zeichnet sich hier ein Trend ab, so schrieb auch der «Guardian» kürzlich über das Emporkommen der «very important dogs», die in Beuteltaschen oder auf dem Arm ihrer Besitzer ganz selbstverständlich über die roten Teppiche getragen werden. Wie Brisket, der Hund des Schauspielers Glen Powell, der das Tier in aller Selbstverständlichkeit als seinen Sohn und Hollywood-Hund bezeichnet.

"He's A Hollywood Dog" - Glen Powell Adopted His Dog Brisket While Shooting

Bei all dieser zur Schau gestellten Hunde-Vernarrtheit konnte es nicht lange dauern, bis sich eines der bekanntesten Modemagazine dieses Trends annimmt: Mit dem Format «The Dogue Days of Summer» erobert die «Vogue» gerade die sozialen Netzwerke und das Internet mit Promi-Hunden auf den digitalen Covers der «Dogue»-Ausgabe.

Wir sehen Pilafs Köpfchen aus einer Hermès-Tasche herausragen. Der Chihuahua von Demi Moore posiert auch mit einem Cartier-Armband seiner Besitzerin um den Hals oder schlängelt sich in Videos um Orangen herum, die vor einem lilafarbenen Hintergrund platziert sind und sich natürlich auch immer sehr gut auf Hochglanzfotos machen.

Billie Eilishs Pitbull Shark ist ebenso dabei wie der eingangs erwähnte Hollywood-Hund Brisket mit einer Fliege um den Hals. Der Hund namens Scout ist Anwärter als «second dog» und schleckt Eis auf dem Cover – er gehört Kamala Harris’ Vize-Kandidaten Tim Walz.

Die Cover dieser digitalen «Dogue»-Ausgabe sind angereichert mit Geschichten rund um das Thema. Dazu gehört eine Bildstrecke über Designer und ihre Hunde oder ein Artikel über den Therapiehund Beacon, der das amerikanische Team während der Olympischen Spiele unterstützte.

Hunde spielten schon immer eine Rolle bei der «Vogue»

Ziel soll gewesen sein, mit dieser digitalen Ausgabe die ruhigeren Sommermonate vor den Modewochen zu beleben, wie es auf der Website heisst, und Hunde hätten schon immer eine Rolle gespielt in der Geschichte des Magazins. Beim Stöbern in den Archiven sei ein «Vogue»-Redaktor auf ein Titelbild vom Februar 1897 gestossen, auf dem ein Labradorwelpe zu sehen sei. Hunde und ihre Besitzer hätten schon seit je auch die Seiten der «Vogue» geziert, dazu gehört die Dogge Gigot von Coco Chanel in der Aprilausgabe von 1931 oder der Designer Azzedine Alaïa, der im Februar 1986 vom Fotografen Arthur Elgort mit einem Yorkshire-Terrier in beiden Armen fotografiert wurde.

Man kann sich als normalsterblicher Hundebesitzer nun fragen, was das alles soll; Tatsache ist, dass die Anzahl der Hunde in vielen Ländern seit der Pandemie gestiegen ist. Noch nie gab es in der Stadt so viele Hunde wie heute. Zahlen einer Hunde-Datenbank zeigen auf, dass es im vergangenen Jahr im Kanton Zürich mit fast 80 000 mehr als doppelt so viele Hunde wie vor der Corona-Pandemie gab.

So hat sich international ein Markt für sie aufgetan, mit Dingen, die man mehr oder weniger braucht. Und auch der Umgang mit den Tieren hat sich verändert. Sie kommen nicht nur mit in Hotels, Restaurants oder gar in Bars – sondern wie in den Fällen der Prominenz eben auch zu Filmpremieren und Modeschauen. Sie haben eigene Instagram-Accounts oder werden mit Bio-Futter verwöhnt, wenn nicht gerade extra für sie gekocht wird.

Ob das nun gut für sie ist oder nicht, sollte der gesunde Menschenverstand entscheiden –solange sie ihr Geschäft auch auf saftigen Wiesen und nicht nur auf roten Teppichen machen dürfen. Und am besten betrachtet man es wie der Oberpragmatiker Tim Walz, der auf seinem Instagram-Account zu den «Dogue»-Fotos seines Hundes schreibt: «Ich hoffe, der Ruhm steigt ihm nicht zu Kopf.»

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